Scherben bringen Glück und Liebe (Bianca) (German Edition)
nie wirklich offen und ehrlich gewesen. In der Öffentlichkeit hatte er es ohnehin immer so aussehen lassen, als hätte er seinen Ausstieg keine Sekunde lang bereut. Aber die Wahrheit sah anders aus.
„Na ja, zunächst kam es mir schon so vor, als hätte ich einen schrecklichen Fehler gemacht“, sagte er. „Meistens dann, wenn alle drei Kinder gleichzeitig die Grippe hatten, eins davon sich gerade im Flur erbrochen hatte und das andere sogar im Bett. Oder als Justin ohne ersichtlichen Grund stundenlang duchgeheult hat und ich ihn einfach nicht beruhigen konnte. Oder als Hank uns beweisen wollte, dass er fliegen kann, vom Etagenbett gesprungen ist und sich den Arm gebrochen hat. Oder als Meredith ihren ersten BH brauchte.“ Ihre Blicke begegneten sich. „Wahrscheinlich weißt du gar nicht, wie es sich anfühlt, einer Situation nicht gewachsen zu sein. Ich schon. Als Vater habe ich mich oft ganz schön überfordert gefühlt, als Baseballspieler nicht.“
„Fast jeder fühlt sich manchmal überfordert“, erwiderte Lauren. Dann lächelte sie. „Menschen, die das Gegenteil von sich behaupten, kommen mir irgendwie verdächtig vor.“
Er lachte. „Solche Leute kenne ich auch“. Die Stimmung hatte sich deutlich aufgehellt – zum Glück. Er wollte keine traurigen Gespräche mit Lauren führen müssen.
„Das mag ich übrigens ganz besonders an dir“, sagte sie.
Bei ihren Worten bekam er eine Gänsehaut. Sie mochte ihn! Trotzdem gelang es ihm, ruhig nachzuhaken: „Was denn?“
Lächelnd beugte sie sich zu ihm hinüber. „Du machst keine halben Sachen, sondern bist immer mit ganzem Herzen dabei. Ob es um Baseball geht oder deine Kinder. Und wenn du demnächst an der Highschool als Lehrer und Coach anfängst, ist das bestimmt nicht anders.“
Unwillkürlich musste er an ihr leidenschaftliches Liebesspiel denken. Sie wohl auch?
Lauren betrachtete ihn ernst. „Du bist der beste Vater, den ich je kennengelernt habe. Deine Kinder haben ein Riesenglück, weißt du das? Man merkt sofort, wie sehr ihr euch liebt. Das ist das Allerwichtigste in einer Familie, und darum beneide ich euch. Irgendwann möchte ich nämlich auch Kinder haben. Dafür würde ich sogar Grippewellen und Erbrochenes im Flur in Kauf nehmen.“
Jetzt lächelte sie wieder. Aber auch nur deswegen, weil sie sich noch nie um drei kranke Kinder gleichzeitig kümmern musste, dachte Cole. Das ist nämlich absolut nicht komisch, das ist die Hölle.
Cole versuchte sich Lauren als Teil seiner Familie vorzustellen, aber das war für ihn undenkbar. Natürlich kannte er sie noch nicht besonders gut. Trotzdem war er sich sicher, dass sie dem chaotischen Leben, das sie führten, nicht gewachsen wäre. Seine Kinder würden ihr wahrscheinlich den Rest geben.
Und dann wünschte sie sich auch noch eigene Kinder. Das kam für ihn überhaupt nicht infrage. Er hatte genug von durchwachten Nächten, Babygeschrei und schmutzigen Windeln. Damit hatte er schon einmal ganz allein fertig werden müssen.
„Ich hatte diese Woche übrigens ein interessantes Angebot“, sagte Lauren plötzlich. Der Themenwechsel kam ihm sehr gelegen.
„Was denn?“
Als sie ihm alles erzählt hatte, fragte es sich, warum sie ihm die Neuigkeiten nicht schon früher mitgeteilt hatte. Hatte sie etwa befürchtet, dass ihm das nicht gefallen könnte? Oder war er ihr dafür zu unwichtig? Die Vorstellung fand er ein bisschen enttäuschend, obwohl er sich doch gerade überlegt hatte, dass ihre Lebensentwürfe so gar nicht zusammenpassten.
Aber falls sie tatsächlich nach New York gehen sollte, würde sie bestimmt nicht nach ein paar Wochen schon wieder zurückkommen, wie sie ihm eben erklärt hatte. Wahrscheinlich würde sie gleich weitermachen mit den Fernsehshows und dann womöglich auf Koch- und Lesereise durch die ganzen USA gehen. Eine gruselige Vorstellung, aber er hatte natürlich nicht das Recht, sie davon abzuhalten. Als man ihm die Gelegenheit gegeben hatte, so richtig Karriere zu machen, hatte er auch alles in den Wind geschossen. Jetzt war Lauren an der Reihe.
Abrupt stand Lauren auf und trug ihre beiden leergegessenen Teller zur Spüle. Cole folgte ihr und stellte sich direkt hinter sie. Was hatte er schon zu verlieren? Nichts. Oder etwa doch alles? Die Zeit verging wie im Flug, und so eine Gelegenheit ergab sich so schnell nicht wieder. Als er ihren Pferdeschwanz anhob und ihr einen zärtlichen Kuss in den Nacken drückte, zuckte sie zusammen und ließ einen der beiden Teller
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