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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nötigsten brauche? Zu spät. »Sie lassen mir keine Wahl. Seltsam.« Aufschub, flüsterten ihre Gedanken. Halt Ausschau nach einer Gelegenheit. Wenn du keine finden kannst, dann schaffe eine. Tu so, als wäre hier Barrayar, wo alles möglich ist. »Ist es in Ordnung, wenn ich mich d-dusche – mich umziehe, packe? Ich nehme an, dies wird eine längere Geschichte werden.«
    »Natürlich.« Tailor und Mehta tauschten erleichterte Blicke. Cordelia lächelte freundlich. Dr. Mehta begleitete sie ohne den Medizintechniker in ihr Schlafzimmer.
    Die Gelegenheit, dachte Cordelia benommen. »Ah, gut«, sagte sie und schloss die Tür hinter der Ärztin, »wir können miteinander plaudern, während ich packe.«
    Sergeant Bothari – es gibt eine Zeit für Worte, und es gibt eine Zeit, wo sogar die allerbesten Worte versagen. Sie waren ein Mann von sehr wenig Worten, aber Sie haben nicht versagt. Ich wünschte mir, ich hätte Sie besser verstanden. Zu spät …
    Mehta setzte sich auf das Bett und beobachtete das neue Exemplar ihrer Sammlung, vielleicht, wie es sich noch auf seiner Nadel krümmte. Ihr Triumph der logischen Schlussfolgerungen. Wollen Sie eine Monographie über mich schreiben, Mehta? überlegte Cordelia mürrisch. Papier wickelt Stein …
    Sie trödelte in dem Zimmer herum, öffnete Schubladen, knallte Wandschränke zu. Hier war ein Gürtel – zwei Gürtel und ein Kettengürtel. Hier waren ihre Ausweiskarten, ihre Bankkarten, ihr Geld. Sie tat so, als sähe sie sie nicht. Während sie sich bewegte, redete sie. Ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Stein stumpft Schere …
    »Wissen Sie, Sie erinnern mich ein bisschen an den verstorbenen Admiral Vorrutyer. Sie beide wollen mich auseinandernehmen, wollen sehen, was in mir vorgeht. Vorrutyer war allerdings mehr wie ein kleines Kind. Hatte keine Absicht, den Schlamassel, den er angerichtet hatte, nachher wieder aufzuräumen. Sie andererseits werden mich auseinandernehmen und nicht einmal Spaß daran haben. Natürlich haben Sie die volle Absicht, die Teile nachher wieder zusammenzusetzen, aber von meinem Standpunkt aus gesehen macht das kaum einen Unterschied. Aral hatte recht mit dem, was er über Leute in grünen Seidenzimmern sagte …«
    Mehta blickte verwundert drein. »Sie haben aufgehört zu stottern«, stellte sie fest.
    »Ja …« Cordelia machte vor ihrem Aquarium halt und betrachtete es merkwürdig. »Das habe ich. Wie seltsam.« Stein stumpft Schere …
    Sie nahm den Deckel ab. Der alte vertraute Ekel von Angst und Furcht drehte ihr den Magen um. Sie wanderte scheinbar ziellos hinter Mehta, den Kettengürtel und ein Hemd in den Händen. Ich muss mich jetzt entscheiden. Ich muss mich jetzt entscheiden. Ich entscheide mich – jetzt!
    Sie stürzte vor, wickelte den Gürtel um den Hals der Ärztin, riss deren Arme hinter dem Rücken hoch und fesselte sie mühsam mit dem anderen Ende des Gürtels. Mehta stieß ein gedämpftes Quieken hervor.
    Cordelia hielt sie von hinten und flüsterte in ihr Ohr. »In einem Augenblick werde ich Ihnen wieder Luft geben. Wie lange, das hängt von Ihnen ab. Sie sind drauf und dran, einen Kurzkurs in den echten barrayaranischen Verhörtechniken zu bekommen. Ich habe sie nie gebilligt, aber in letzter Zeit habe ich begonnen zu verstehen, dass sie ihre Vorteile haben – zum Beispiel, wenn man es schrecklich eilig hat …« Darf sie nicht spüren lassen, dass ich nur schauspielere. Schauspielere. »Wie viele Männer hat Tailor um dieses Gebäude postiert, und wo?«
    Sie lockerte die Kette leicht. Die Augen vor Angst wie betäubt, würgte Mehta: »Keine!«
    »Alle Kreter sind Lügner«, murmelte Cordelia. »Und Bill ist auch nicht unfähig.« Sie schleifte die Ärztin zu dem Aquarium hinüber und drückte ihr Gesicht ins Wasser. Mehta zappelte heftig, aber Cordelia, die größer, stärker und besser trainiert war, hielt sie unter Wasser mit einer wütenden Kraft, die sie selbst überraschte.
    Mehta drohte ohnmächtig zu werden. Cordelia zog sie hoch und erlaubte ihr ein paar Atemzüge. »Möchten Sie Ihre Schätzung noch revidieren?«
    Gott helfe mir, was ist, wenn das nicht funktioniert? Jetzt werden die andern mir nie glauben, dass ich keine Agentin bin.
    »Oh, bitte«, keuchte Mehta.
    »Okay, das ganze noch mal.« Cordelia hielt sie wieder hinein. Das Wasser schwappte hoch und spritzte über die Seiten des Aquariums.
    Cordelia konnte Mehtas Gesicht durch das Glas sehen, seltsam vergrößert und leichengelb in dem seltsamen Licht, das

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