Scherben der Ehre
»wir denken, er ist so gut, dass Sie es nie wissen würden.«
»Unfug!«, sagte Cordelia entrüstet. »Wie kommen Sie denn darauf?«
Mehta antwortete nüchtern: »Meine Hypothese ist, dass Sie von diesem ziemlich unheilvollen und rätselhaften Admiral Vorkosigan gesteuert werden – vielleicht unbewusst. Dass Ihre Programmierung während Ihrer ersten Gefangenschaft begonnen und vermutlich während des vergangenen Krieges abgeschlossen wurde. Sie waren ausersehen als die Stütze eines neuen barrayaranischen Spionagenetzwerks hier, um das zu ersetzen, das gerade ausgehoben worden war. Als Maulwurf vielleicht, der hier platziert wurde und jahrelang nicht aktiviert werden sollte, bis zu einem kritischen Augenblick …«
»Unheilvoll?«, unterbrach Cordelia. »Rätselhaft? Aral? Dass ich nicht lache.« Ich könnte weinen …
»Er ist offensichtlich Ihr Führungsoffizier«, sagte Mehta selbstgefällig. »Sie sind anscheinend darauf programmiert worden, ihm bedingungslos zu gehorchen.« Beschränkt, unbelehrbar und ehrgeizig – die idealen Voraussetzungen für die Paranoia von Geheimdienstleuten – und Psychologen. Diese Frau ist ein Kotzbrocken. Sie hätte ihr die Zähne eintreten sollen!
»Ich bin kein Computer«, sagte sie heftig. Bum, bum, machte ihr Fuß. »Und Aral ist die einzige Person, die mich nie zu etwas gezwungen hat. Eine Frage der Ehre, glaube ich.«
»Sehen Sie?«, sagte Mehta zu Tailor; sie lächelte triumphierend, schaute Cordelia aber nicht an. »Alle Beweise deuten in eine Richtung.«
»Nur, wenn Sie auf Ihrem K-Kopf stehen!«, schrie Cordelia wütend. Sie blickte Tailor zornig an. »Diesen Befehl muss ich nicht akzeptieren. Ich kann meinen Dienst quittieren.«
»Wir brauchen Ihre Einwilligung nicht«, sagte Mehta ruhig, »selbst wenn Sie Zivilistin sind. Falls Ihr nächster Verwandter zustimmt.«
»Meine Mutter würde mir dies nie antun!«
»Wir haben das schon ausführlich mit ihr besprochen. Sie ist sehr um Sie besorgt.«
»Ich v-verstehe.« Cordelia sank abrupt zusammen und blickte zur Tür. »Ich habe mich schon gefragt, warum dieser Kaffee so lange braucht. Schlechtes Gewissen, wie?« Sie summte leise den Fetzen einer Melodie, dann brach sie ab. »Ihr habt wirklich eure Hausaufgaben gemacht. Alle Ausgänge besetzt.«
Tailor bemühte sich um ein Lächeln und sah sie beschwichtigend an. »Sie haben nichts zu befürchten, Cordelia. Sie werden unsere allerbesten Leute haben, die für … mit …«
Weiter, dachte Cordelia.
»… Ihnen arbeiten. Und wenn Sie fertig sind, werden Sie zu Ihrem alten Leben zurückkehren können, als ob nichts von alledem je geschehen wäre.«
Ihr wollt mich auslöschen, nicht wahr? Ihn auslöschen … Mich zu Tode analysieren, wie meinen armen, schüchternen Liebesbrief. Sie lächelte wehmütig. »Tut mir leid, Bill. Ich habe einfach diese schreckliche Vision, g-geschält zu werden wie eine Z-Zwiebel, auf der Suche nach den Samen.«
Er grinste. »Zwiebeln haben keine Samen, Cordelia.«
»Ich nehme alles zurück«, sagte sie trocken.
»Und offen gesagt«, fuhr er fort, »falls Sie recht und wir … hm … unrecht haben – die schnellste Methode, das zu beweisen, ist mitzukommen.« Er lächelte das Lächeln der Vernunft.
»Ja, das ist wahr …« Abgesehen von dieser kleinen Sache eines Bürgerkriegs auf Barrayar – diesem kleinen Stolperstein – diesem Stein – Papier wickelt Stein …
»Tut mir leid, Cordelia.« Ja, es tat ihm wirklich leid.
»Ist schon in Ordnung.«
»Bemerkenswerter Trick der Barrayaraner«, erklärte Mehta nachdenklich. »Einen Spionagering unter der Tarnung einer Liebesaffäre zu verbergen. Ich wäre vielleicht sogar darauf hereingefallen, wenn die Hauptakteure glaubhafter gewesen wären.«
»Ja«, stimmte Cordelia freundlich zu und krümmte sich innerlich. »Man erwartet nicht, dass eine Vierunddreißigjährige sich wie eine Jugendliche verliebt. Ein ganz unerwartetes – Geschenk, in meinem Alter. Noch unerwarteter bei einem Vierundvierzigjährigen, dem Vernehmen nach.«
»Genau«, sagte Mehta, erfreut über Cordelias Bereitschaft, ihre Logik zu verstehen. »Ein Karriereoffizier in mittlerem Alter ist kaum der Stoff für eine Romanze.« Tailor öffnete hinter ihrem Rücken den Mund, als ob er etwas sagen wollte, aber dann schloss er ihn wieder. Er blickte versonnen auf seine Hände.
»Sie meinen, Sie könnten mich davon heilen?«, fragte Cordelia.
»O ja.«
»Aha.« Sergeant Bothari, wo sind Sie jetzt, wo ich Sie am
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