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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hätte schlimme politische Folgen, wenn es je herauskäme. Ich habe eine Botschaft an den Kaiser von Barrayar, ein geheimes Ultimatum. Aber niemand darf wissen, dass ich Kolonie Beta verlassen habe.«
    »Soll ich Sie dorthin bringen?«, fragte er verblüfft. »Meine Fracht geht …«
    Ich glaube, ich könnte diesen Knaben dazu überreden, mich auf Kosten seines Arbeitgebers bis nach Barrayar zu bringen, dachte sie. Aber das wäre das Ende seiner Karriere . Ihr Gewissen hielt den aufkommenden Wunsch in Schach.
    »Nein, nein! Ihr Frachtflug muss genau so erscheinen wie immer. Ich treffe eine geheime Kontaktperson auf Escobar. Sie transportieren einfach ein Frachtstück, das nicht auf der Frachtliste steht. Mich.«
    »Ich darf keine Passagiere mitnehmen, Madame.«
    »Gütiger Himmel, glauben Sie, wir wissen das nicht? Was meinen Sie, warum Sie aus all den Kandidaten vom Präsidenten persönlich ausgewählt wurden?«
    »Mann! Und ich habe nicht einmal für ihn gestimmt.«
    Er nahm sie an Bord des Frachtshuttles und arrangierte ihr einen Sitz unter denjenigen Frachtstücken, die im letzten Augenblick eingeliefert worden waren. »Sie kennen all die großen Namen im Erkundungsdienst, nicht wahr, Madame? Lightner, Parnell … Meinen Sie, Sie könnten mich denen irgendwann mal vorstellen?«
    »Ich weiß nicht. Aber – Sie werden eine Menge der großen Namen von den Expeditionsstreitkräften und dem Sicherheitsdienst kennenlernen, wenn Sie von Escobar zurückkommen. Das verspreche ich.« Wirst du jemals …
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen, Madame?«
    »Warum nicht? Alle anderen tun es.«
    »Warum tragen Sie Hausschuhe?«
    Sie starrte auf ihre Füße. »Tut mir leid, Pilot Mayhew. Das ist geheim.«
    »Oh.« Er ging nach vorn, um das Schiff zu starten. Endlich allein! Sie lehnte ihre Stirn gegen die kühle, glatte Plastikwand eines Containers und weinte stumm vor sich hin.

 
Kapitel 14
     
    Nach Ortszeit war es fast Mittag, als der Leichtflieger, den Cordelia in Vorbarr Sultana gemietet hatte, sie zu dem langen See brachte. Die Ufer des Sees gingen in weinbekränzte Abhänge über; dahinter ragten steile Berge auf, die von Gestrüpp überwuchert waren. Die Gegend war dünn besiedelt, nur am Ende des Sees lag ein Dorf. Ruinen einer alten Befestigung krönten eine felsige Landzunge. Cordelia umkreiste sie und blickte nochmals auf ihre Landkarte, wo diese Landspitze der wichtigste Orientierungspunkt war. Von dort aus nach Norden zählte sie drei große Grundstücke ab und landete mit ihrem Flieger auf einer Auffahrt, die sich den Hügel hinauf zu einem vierten Anwesen schlängelte.
    Ein üppig umwuchertes altes Haus, gebaut aus einheimischem Stein, schmiegte sich zusammen mit der Vegetation an den Hügelabhang. Sie zog die Flügel ein, schaltete den Motor aus und steckte die Schlüssel ein: dann saß sie da und blickte unsicher auf die sonnenwarme Front des Hauses.
    Eine große Gestalt in einer seltsamen braunsilbernen Uniform kam gemächlich um die Ecke. Der Mann trug eine Waffe in einem Halfter auf seiner Hüfte, und seine Hand ruhte zärtlich darauf. Da wusste sie, dass Vorkosigan in der Nähe sein musste, denn dieser Mann war Sergeant Bothari. Er schien bei guter Gesundheit zu sein, zumindest körperlich.
    Sie sprang aus dem Leichtflieger. »Mm, guten Tag, Sergeant. Ist Admiral Vorkosigan zu Hause?«
    Er starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an, dann schien sein Gesicht sich aufzuhellen und er salutierte.
    »Captain Naismith. Madame. Ja.«
    »Sie sehen jetzt viel besser aus als damals, als wir uns das letzte Mal begegnet sind.«
    »Madame?«
    »Auf dem Flaggschiff. Vor Escobar.«
    Er blickte beunruhigt drein. »Ich – kann mich nicht an Escobar, erinnern. Admiral Vorkosigan sagt, ich sei dort gewesen.«
    »Ich verstehe.« Man hat Ihnen Ihr Gedächtnis weggenommen, nicht wahr? Oder haben Sie das selbst gemacht? Das ließ sich jetzt nicht erkennen. »Tut mir leid, das zu hören. Sie haben tapfer gedient.«
    »Habe ich das? Man hat mich später entlassen.«
    »So? Was ist das dann für eine Uniform?«
    »Die Livree des Grafen Vorkosigan, Madame. Er hat mich in seine persönliche Garde aufgenommen.«
    »Ich bin – sicher, dass Sie ihm gut dienen werden. Darf ich jetzt Admiral Vorkosigan sehen?«
    »Er ist hinten, Madame. Sie können hinaufgehen.« Er ging davon, offenbar drehte er eine Art Wachrunde. Während sie um das Haus herumstapfte, schien ihr die Sonne warm auf den Rücken. Das Gehen in den langen, weiten

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