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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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desto mehr geriet sie in Panik, übrig zu bleiben. Sie hatte ganz jämmerliche Angst.
    Schließlich verliebte sie sich in einen Mann, der das erstaunlichste Talent dafür besaß, Gold in Blei zu verwandeln. Sie konnte kein Wort wie Liebe oder Vertrauen oder Ehre in seiner Gegenwart benutzen, ohne dass sie raffinierten Spott hervorrief. Pornographie war erlaubt, Poesie nie.
    Sie hatten zufällig den gleichen Rang, als der Kapitänsposten auf ihrem Schiff frei wurde. Sie hatte Blut geschwitzt um dieses Kommando, wie eine Irre dafür gearbeitet – nun ja, ich bin sicher, Sie wissen, wie das ist.
    Kommandos gibt es wenige, und jeder will eines haben. Ihr Liebhaber überredete sie, teilweise mit Versprechungen, die sich später als Lügen entpuppten – tatsächlich ging es um Kinder –, ihm zuliebe zurückzustehen, und er bekam das Kommando. Ganz der Stratege. Die Sache endete bald danach. Ganz nüchtern.
    Sie hatte danach keine Lust mehr auf einen anderen Liebhaber. Also sehen Sie, vielleicht haben Ihre alten Barrayaraner dennoch etwas kapiert. Die Ungeschickten – brauchen Regeln, zu ihrem eigenen Schutz.«
    Der Wasserfall flüsterte in das Schweigen. »Ich – kannte einmal einen Mann«, ertönte Vorkosigans Stimme aus der Dunkelheit. »Er wurde im Alter von zwanzig mit einem achtzehnjährigen Mädchen von hohem Stand verheiratet. Eine arrangierte Ehe natürlich, aber er war sehr glücklich damit.
    Er war die meiste Zeit von zu Hause fort, im Dienst. Sie fand sich frei, reich, allein in der Hauptstadt – in der Gesellschaft von Leuten, die nicht gänzlich unmoralisch waren, aber doch älter als sie selbst. Reiche Parasiten sowie deren Parasiten und Nutznießer. Sie wurde hofiert, und das stieg ihr zu Kopf. Es ging ihr nicht zu Herzen, glaube ich. Sie nahm sich Liebhaber, wie in ihren Kreisen üblich. Wenn ich zurückblicke, dann glaube ich, dass sie keine anderen Gefühle für sie hegte als Eitelkeit und Stolz über die Eroberung, aber zu jener Zeit … Er hatte sich in seinen Gedanken ein falsches Bild von ihr aufgebaut, und plötzlich wurde es zertrümmert …
    Dieser junge Mann konnte sich sehr schlecht beherrschen. Das war sein besonderer Fluch. Er entschloss sich zu einem Duell mit den Liebhabern seiner Frau. Sie hatte zwei an der Leine, oder war sie an ihren Leinen? Ich kann nicht sagen, wie es wirklich war. Es war ihm gleich, wer überlebte oder ob er verhaftet wurde. Er arrangierte es so, dass jeder von den beiden ihn an einem verlassenen Ort traf, etwa eine halbe Stunde auseinander.«
    Er machte eine lange Pause. Cordelia wartete, kaum atmend und unsicher, ob sie ihn ermutigen sollte fortzufahren oder nicht. Schließlich fuhr er fort, aber seine Stimme war ausdrucksloser als zuvor, und er sprach sehr schnell.
    »Der erste war ein anderer dickköpfiger junger Aristokrat wie er selbst und spielte das Spiel nach den Regeln bis zum Ende. Dieser Mann wusste mit den beiden Schwertern umzugehen, focht geschickt und tötete meinen Freund fast. Das letzte, was er sagte, war, dass er immer von einem eifersüchtigen Ehemann getötet werden wollte, allerdings erst im Alter von achtzig Jahren.«
    Zu diesem Zeitpunkt war der kleine Versprecher keine Überraschung mehr für Cordelia, und sie fragte sich, ob ihre Geschichte für ihn ebenso durchsichtig gewesen war. Anscheinend schon.
    »Der zweite war ein hoher Minister der Regierung, ein älterer Mann. Er wollte nicht kämpfen, obwohl sein Gegner ihn einige Male niederschlug und wieder aufrichtete. Nach dem anderen, der mit einem Witz auf den Lippen gestorben war, konnte mein Freund es kaum ertragen. Schließlich erschlug er ihn mitten in seiner Bettelei und ließ die beiden Leichen da zurück.
    Er machte bei der Wohnung seiner Frau halt, um ihr zu sagen, was er getan hatte, und kehrte zu seinem Schiff zurück, um dort auf seine Verhaftung zu warten. Dies alles geschah an einem einzigen Nachmittag. Sie war wütend, voll von verletztem Stolz – sie hätte sich mit ihm duelliert, wenn sie gekonnt hätte – und tötete sich selbst. Schoß sich in den Kopf, mit einem Plasmabogen, seiner Dienstwaffe. Ich hätte nicht gedacht, dass es eine Waffe für eine Frau wäre. Gift oder die Pulsadern aufschneiden oder irgend so was – ja. Aber sie war eine wirkliche Vor-Frau. Ihr Gesicht wurde völlig weggebrannt. Sie hatte das schönste Gesicht gehabt, das man sich vorstellen konnte …
    Die Dinge gingen sehr seltsam aus. Man nahm an, die beiden Liebhaber hätten sich gegenseitig

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