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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Rücken schießen?«
    »Nie. Mich ins Gesicht schlagen, ja. Tatsächlich ist er letztes Mal dafür bestraft worden, dass er mich zusammengeschlagen hat.« Vorkosigan rieb sich nachdenklich sein Kinn. »Aber es wäre vollkommen sicher, ihn bis zu den Zähnen zu bewaffnen und mit ihm in meinem Rücken in den Kampf zu ziehen.«
    »Es klingt, als wäre er absolut verrückt.«
    »Seltsam, eine Reihe von Leuten haben das schon gesagt. Aber ich mag ihn.«
    »Und Sie beschuldigen uns Betaner, wir hätten einen Zirkus.«
    Vorkosigan zuckte amüsiert die Achseln. »Nun ja, es ist nützlich für mich, jemanden zu haben, mit dem ich trainieren kann und der sich dabei nicht zurückhält. Einzelkampfübungen mit Bothari zu überleben bringt mich wirklich in Schwung. Ich ziehe es allerdings vor, diesen Aspekt unserer Beziehung auf den Übungsring zu beschränken. Ich kann mir vorstellen, wie sich Radnov wohl getäuscht hat, als er Bothari dazunahm, ohne dessen Einstellung allzu genau zu überprüfen. Bothari benimmt sich genau wie einer, dem man die Drecksarbeit überlassen könnte – bei Gott, ich wette, das war genau, was Radnov tat! Guter alter Bothari.«
    Cordelia blickte auf Dubauer, der verständnislos neben ihr stand. »Ich fürchte, ich kann Ihre Begeisterung nicht teilen. Er hat mich fast umgebracht.«
    »Ich kann nicht behaupten, er sei ein moralischer oder intellektueller Held. Er ist ein sehr komplexer Mann mit einem sehr beschränkten Ausdrucksvermögen, der einige sehr schlimme Erfahrungen gemacht hat. Aber auf seine eigene, verdrehte Weise ist er ehrenhaft.«
    Als sie sich dem Fuß des Berges näherten, stieg der Boden fast unmerklich an. Der Wechsel wurde sichtbar an der stufenweisen Zunahme der Vegetation: dünne Wälder, die von einer Vielzahl kleiner Quellen aus den geheimen Vorräten des Berges gespeist wurden. Sie wandten sich nach Süden, am Fuß des staubigen grünen Kegels entlang, der sich etwa 1500 Meter hoch steil über das Hügelland erhob.
    Während sie den stolpernden Dubauer mit sich zog, verfluchte Cordelia wohl schon zum tausendsten Mal in ihren Gedanken Vorkosigans Waffenwahl. Als der Fähnrich hinfiel und sich an der Stirn verletzte, brachen ihr Kummer und ihre Gereiztheit in Worten aus.
    »Warum könnt ihr denn keine zivilisierten Waffen verwenden? Ich würde eher einem Schimpansen einen Disruptor geben als einem Barrayaraner. Schießwütige Rabauken!«
    Dubauer saß ganz benommen da. Sie wischte das Blut mit ihrem schmutzigen Taschentuch ab, dann setzte sie sich auch.
    Vorkosigan ließ sich unbeholfen neben ihnen auf den Boden nieder, das verletzte Bein ausgestreckt, und war stillschweigend mit der Pause einverstanden. Er blickte auf ihr angespanntes, unglückliches Gesicht und versuchte eine ernsthafte Antwort.
    »Ich habe eine Abneigung gegen Betäuber, in dieser Art von Situation«, sagte er langsam. »Niemand zögert, gegen einen Betäuber anzustürmen, und wenn genügend Gegner da sind, dann können sie einem den Betäuber am Ende immer abnehmen. Ich habe gesehen, wie Männer getötet wurden, die sich auf Betäuber verließen, und die mit einem Disruptor oder einem Plasmabogen hätten direkt durchmarschieren können. Ein Disruptor hat echte Autorität.«
    »Andrerseits zögert niemand, einen Betäuber abzufeuern«, erinnerte ihn Cordelia. »Und man hat Spielraum für einen Fehler.«
    »Was, würden Sie zögern, einen Disruptor abzufeuern?«
    »Ja. Ich würde am liebsten überhaupt keinen haben.«
    »Aha.«
    Die Neugier stachelte sie an, als sie über seine Worte nachdachte. »Wie, in aller Welt, hat man ihn mit einem Betäuber getötet, den Mann, den Sie gesehen haben?«
    »Sie haben ihn nicht mit dem Betäuber getötet. Nachdem sie ihm den Betäuber weggenommen hatten, haben sie ihn zu Tode getreten.«
    »Oh.« Cordelias Magen zog sich zusammen. »Kein … kein Freund von Ihnen, hoffe ich.«
    »Zufällig war er einer. Er hatte teilweise die gleiche Einstellung zu Waffen wie Sie. Er war weich.« Er blickte mit gerunzelter Stirn ins Weite.
    Sie rappelten sich hoch und stapften weiter durch die Wälder. Der Barrayaraner versuchte einmal, ihr bei Dubauer mehr zu helfen. Aber Dubauer schrak von ihm zurück, und angesichts Dubauers Widerstand und seines eigenen bösen Beins scheiterte der Versuch kläglich.
    Vorkosigan zog sich in sich selbst zurück und wurde danach weniger gesprächig. Seine ganze Konzentration schien sich darauf zu richten, sich selber gerade immer einen Schritt

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