Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
verschwenden. Wie Cordelia trug er die Arbeitsuniformen des Erkundungsdienstes. Die Uniformen der Expeditionsstreitkräfte waren einem Gerücht zufolge in Arbeit, aber bisher hatte sie noch niemand gesehen.
    »Startklar Captain.«
    In seiner Stimme zitterte keinerlei Angst. Nun ja, überlegte sie, vielleicht war er noch nicht alt genug, um an den Tod nach dem Leben zu glauben.
    Sie blickte sich ein letztes Mal um, setzte sich nieder und holte Atem.
    »Pilot, das Schiff gehört Ihnen.«
    »Schiff übernommen, Madame«, antwortete er formell.
    Ein paar Sekunden vergingen. Eine unangenehme Welle von Übelkeit kam über sie, und sie hatte die klebrige, beunruhigende Empfindung, gerade aus einem bösen Traum erwacht zu sein, an den sie sich nicht erinnern konnte.
    Der Sprung war vorbei.
    »Schiff gehört Ihnen, Madame«, murmelte der Pilot erschöpft. Die wenigen Sekunden, die sie erlebt hatte, bedeuteten für ihn mehrere subjektive Stunden. »Schiff übernommen, Pilot.« Sie griff nach der Komkonsole und begann einen Überblick der taktischen Situation aufzurufen, in die sie hineingesprungen waren. Einen Monat lang war nichts durch diese Passage gegangen; sie hoffte inständig, die barrayaranischen Mannschaften würden sich langweilen und eine lange Leitung haben.
    Da waren sie. Sechs Schiffe, von denen sich zwei augenblicklich in Bewegung setzten. Also nichts von wegen langer Leitung.
    »Mitten durch sie hindurch, Pilot«, befahl Cordelia und überspielte ihm die Daten. »Es wäre das Beste, wenn wir sie alle von ihren Positionen weglocken könnten.«
    Die beiden in Bewegung befindlichen Schiffe näherten sich schnell und begannen zu feuern. Sie ließen sich Zeit und feuerten jeden Schuss einzeln ab. Nur ein Objekt für ein paar Zielübungen, mehr sind wir nicht für die, dachte Cordelia, aber ich werde es euch schon zeigen! Alle Energiesysteme, die nicht zur Abschirmung gehörten, reduzierten ihre Leistung, und das Schiff schien zu stöhnen, als es vom Plasmafeuer umlodert wurde. Dann überschritten sie die heikle Grenze der Reichweite der Barrayaraner.
    Cordelia rief in den Maschinenraum: »Projektion bereit?«
    »Bereit und fertig.«
    »Los!«
    Zwölftausend Kilometer hinter ihnen erschien ein betanisches Schlachtschiff, als sei es eben aus dem Wurmloch aufgetaucht. Für ein so großes Raumfahrzeug war seine Beschleunigung erstaunlich; tatsächlich entsprach seine Geschwindigkeit schon ihrer eigenen. Es folgte ihnen wie ein Pfeil.
    »Aha!« Sie klatschte vergnügt in die Hände. »Wir haben sie angelockt!
    Jetzt bewegen sich alle. Oh, immer besser und besser!«
    Die Schiffe, die sie bisher verfolgt hatten, wurden langsamer und schickten sich an, auf diese viel größere Beute loszugehen. Die anderen vier Schiffe, die zuvor korrekt auf ihrem Posten geblieben waren, setzten sich jetzt auch in Bewegung. Minuten vergingen, während sie sich eine günstige Ausgangsposition zu verschaffen suchten. Die letzten barrayaranischen Schiffe verschwendeten nur noch wenig Feuer auf Cordelias Schiff, es war kaum mehr als ein Salut. Ihre ganze Aufmerksamkeit war jetzt auf den großen Bruder hinter ihnen gerichtet. Die barrayaranischen Kommandanten waren zweifellos der Meinung, sie befänden sich in einer ausgezeichneten taktischen Position, aufgereiht wie zu einem Spießrutenlauf für den Betaner, und sie begannen mit einem vernichtenden Feuer. Das kleine Schiff, das dem Kriegsschiff vorausflog, war von den Barrayaranern aus gesehen auf der anderen Seite von Escobar und konnte nirgendwohin fliegen. Sie konnten es also bequem später erledigen.
    Ihre eigene Abschirmung war jetzt heruntergefahren und die Beschleunigung ließ nach, da jetzt der entsetzliche Energieaufwand des Projektors seinen Tribut forderte. Aber Minute um kostbare Minute wurden die barrayaranischen Blockierer weiter von dem ihnen zugewiesenen Mauseloch weggelockt.
    »Wir können noch etwa zehn Minuten so weitermachen«, rief der Ingenieur herauf.
    »In Ordnung. Sparen Sie genug Energie auf, um den Projektor auszubrennen, wenn Sie fertig sind. Falls wir gekapert werden, dann soll nach dem Willen des Oberkommandos kein Molekül mehr am anderen hängen, damit die Barrayaraner ihn sich nicht wieder zusammensetzen können.«
    »Was für ein Verbrechen! Wo das doch eine so schöne Maschine ist! Ich würde so schrecklich gern einmal da hineinschauen.«
    Dafür gäbe es schon eine Gelegenheit, wenn die Barrayaraner uns kapern, dachte Cordelia. Sie richtete alle Sensoren

Weitere Kostenlose Bücher