Scherben der Ehre
nicht wissen, warum das für sie witzig war.
»Ha. Zieht sie aus und dreht sie herum!«
Er trat zurück und schaute zu. Die beiden Wachsoldaten grinsten und gehorchten. Mir gefällt nicht, wie das hier losgeht … Sie zwang sich, kühl und unbeteiligt auszusehen, indem sie sich an alle ihre inneren Quellen von Heiterkeit hielt. Ruhig. Ruhig. Der will dich hier nur aus der Fassung bringen. Du kannst es in seinen Augen lesen, in seinen hungrigen Augen. Ruhig.
»Ein bisschen alt, aber noch passabel. Ich werde später nach ihr schicken.«
Einer der Soldaten schob ihr wieder den Pyjama zu. Sie zog sich langsam und mit genau kontrollierten Bewegungen an, wie bei einem umgekehrten Striptease, um sie zu ärgern. Der eine Soldat knurrte, der andere stieß sie grob in den Rücken, um sie in ihre Zelle zu dirigieren. Sie lächelte säuerlich über ihren Erfolg und dachte: nun gut, wenigstens habe ich mein Schicksal so weit in der Hand. Soll ich mir Punkte geben, wenn ich sie dazu provozieren kann, mich zusammenzuschlagen?
Sie packten sie in einen nackten, metallenen Raum und ließen sie allein.
Sie machte mit ihrer Masche weiter, zu ihrem eigenen schwachen Vergnügen, indem sie sich mit der gleichen Art von zeremoniellen Bewegungen graziös auf den Boden kniete, die rechte Zehe korrekt über die linke gekreuzt, die Hände reglos auf den Oberschenkeln ruhend. Die Berührung erinnerte sie an die Stelle an ihrem linken Bein, die bar aller Empfindung war ohne Gespür für Hitze, Kälte, Schmerz oder Druck – ein Überbleibsel ihrer letzten Begegnung mit der Armee von Barrayar. Sie schloss die Augen halb und ließ ihre Gedanken dahintreiben; dabei hoffte sie, bei ihren Bewachern einen beunruhigenden Eindruck tiefer und möglicherweise gefährlicher parapsychischer Meditation zu erwecken.
Aggressionen vorzutäuschen war besser als nichtstun.
Nach etwa einer Stunde reglosen Sitzens, als ihre Muskeln schon schmerzhaft protestierten, da sie diese kniende Stellung nicht gewohnt waren, kehrte der Wächter zurück.
»Der Admiral will, dass Sie kommen«, sagte er lakonisch. »Los!«
Wieder hatte sie bei dem Gang durch das Schiff an jeder Seite einen Bewacher neben sich. Der eine grinste und zog sie schon mit seinen Blicken aus. Der andere schaute sie eher mitleidig an, und das war weitaus beunruhigender. Sie begann sich zu fragen, wie sehr ihre Zeit mit Vorkosigan sie dazu verleitet hatte, die Risiken ihrer Gefangennahme geringzuschätzen. Sie kamen in den Offiziersbereich und hielten vor einer ovalen Tür in einer Reihe gleich aussehender Türen. Der grinsende Wächter klopfte, es folgte die Aufforderung zum Eintreten.
Dieses Admiralsquartier war ganz anders als die nüchterne Kabine an Bord der General Vorkraft. Zum einen waren die Schotts zu den beiden anschließenden Räumen herausgenommen worden, so dass die Kabine die dreifache Größe hatte. Sie war voll von persönlichen Einrichtungsgegenständen der luxuriösesten Art. Als sie eintrat, erhob sich Admiral Vorrutyer von einem mit Samt bezogenen Sessel, aber sie missverstand dies nicht als eine Geste der Höflichkeit.
Er ging langsam um sie herum, während sie schweigend dastand, und er beobachtete, wie ihr Blick im Raum umherwanderte. »Etwas Besseres als diese Zelle, was?«, fragte er verschlagen.
»Sieht aus wie das Boudoir einer Hure«, antwortete sie, um die Wachen zu amüsieren.
Der Soldat, der bisher gegrinst hatte, bekam fast einen Erstickungsanfall, der andere lachte direkt heraus, brach jedoch auf einen wütenden Blick von Vorrutyer hin sein Gelächter ab. Hab’ nicht gedacht, dass das so komisch war , wunderte sich Cordelia. Jetzt begann sie einige Details der Ausstattung zu erfassen und erkannte, dass sie der Wahrheit näher gekommen war als sie gedacht hatte.
Was für eine äußerst seltsame Statuette in der Ecke dort, zum Beispiel. Obwohl sie vielleicht einen gewissen künstlerischen Wert haben mochte. »Eine Hure mit sehr ungewöhnlichen Kunden«, fügte Cordelia hinzu.
»Schnallt sie an«, befahl Vorrutyer, »und kehrt auf eure Posten zurück. Ich werde euch rufen, wenn ich mit ihr fertig bin. Dann könnt ihr sie haben.«
Sie wurde mit dem Rücken auf sein breites Bett gelegt, das kein Armeemodell war. Arme und Beine wurden in Richtung der vier Ecken auseinandergezerrt und mit weichen Armbändern stramm an kurzen Ketten befestigt, die ihrerseits am Bettrahmen befestigt waren. Die Fesselung war simpel und machte sie frösteln; ihre Kräfte reichten
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