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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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quietschte unwillkürlich, und sie schluckte irritiert.
    Cordelia betrachtete Bothari mit entsetzter Faszination. Es gab absolut keine Möglichkeit vorauszusagen, was er als nächstes tun mochte. Unter gemurmelten Selbstgesprächen, mit einem Ausdruck von Verwirrung auf seinem Gesicht, öffnete er fummelnd die Schnalle an ihrem linken Handgelenk. Flink und steif zugleich rollte sie auf die andere Seite und machte das rechte Handgelenk frei, dann setzte sie sich auf und befreite die Füße. Sie saß einen Moment lang mit überkreuzten Beinen in der Mitte des Bettes, splitternackt und triefend vor Blut, rieb ihre Fuß- und Handgelenke und versuchte, ihr schreckgelähmtes Gehirn wieder zum Arbeiten zu zwingen.
    »Kleider Kleider«, murmelte sie vor sich hin. Sie guckte über das Fußende des Bettes auf die zusammengesunkene Gestalt des vormaligen Admirals Vorrutyer mit den Hosen um die Knöchel und seinem letzten Ausdruck von Überraschung auf dem erstarrten Gesicht. Die großen braunen Augen hatten ihren feuchten Glanz verloren und begannen sich schon zu trüben.
    Sie schlüpfte seitwärts aus dem Bett, weg von Bothari, und begann die metallenen Schubladen und Schränke, die den Raum säumten, hektisch zu durchsuchen. Ein paar Schubladen enthielten seine Spielzeugsammlung, und sie schloss sie hastig wieder angeekelt, und verstand jetzt endlich, was er mit seinen letzten Worten gemeint hatte. Der Geschmack des Mannes an Perversionen hatte sicherlich ein bemerkenswertes Ausmaß gehabt. Ein paar Uniformen, alle mit zu vielen gelben Abzeichen. Schließlich fand sie eine gewöhnliche schwarze Arbeitsuniform. Sie wischte mit einem weichen Morgenmantel das Blut von ihrem Körper und zog die Uniform über.
    Sergeant Bothari hatte sich mittlerweile auf den Boden gesetzt, zusammengekrümmt, den Kopf auf seinen Knien, und sprach leise vor sich hin. Sie kniete sich neben ihn. Begann er zu halluzinieren? Sie musste ihn auf die Beine bringen, und aus diesem Raum heraus. Sie konnten nicht darauf zählen, noch viel länger unentdeckt zu bleiben. Aber wo konnten sie sich verbergen? Oder war es das Adrenalin, das sie zur Flucht aufforderte, und nicht die Vernunft? Gab es eine bessere Möglichkeit?
    Während sie noch zögerte, wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Sie schrie zum ersten Mal auf. Aber der Mann, der mit bleichem Gesicht in der Öffnung stand, mit dem Plasmabogen in der Hand, war Vorkosigan.

 
Kapitel 8
     
    Sie seufzte bebend, als sie ihn erblickte, und in einem langen Atemzug entwich die lähmende Panik. »Mein Gott, Sie haben mir fast einen Herzschlag verpasst«, brachte sie leise und gepresst hervor. »Kommen Sie herein und machen Sie die Tür zu.«
    Seine Lippen formten lautlos ihren Namen, und er trat ein, mit plötzlicher Panik auf seinem Gesicht, die fast ihrer eigenen gleichkam. Dann sah sie, dass ihm ein weiterer Offizier folgte, ein Leutnant mit braunem Haar und einem sanften Welpengesicht. Deshalb warf sie sich nicht auf Vorkosigan und weinte sich nicht an seiner Schulter aus, wie sie es sich eigentlich leidenschaftlich wünschte, sondern sagte statt dessen vorsichtig: »Es hat einen Unfall gegeben.«
    »Schließen Sie die Tür Illyan«, sagte Vorkosigan zu dem Leutnant. Er hatte seine Gesichtszüge ganz unter Kontrolle, als der junge Mann neben ihn trat. »Sie müssen jetzt mit der größten Aufmerksamkeit Zeuge dieser Situation hier sein.«
    Mit zusammengepressten Lippen ging Vorkosigan langsam in dem Raum umher und achtete besonders auf die Einzelheiten; auf einige machte er seinen Begleiter schweigend aufmerksam. Der Leutnant reagierte mit einem undefinierbaren Laut auf die erste Geste, die Vorkosigan noch mit dem Plasmabogen in der Hand ausführte. Vorkosigan hielt vor der Leiche an, schaute auf die Waffe in seiner Hand, als sähe er sie zum ersten Mal, und schob sie dann in ihr Halfter.
    »Haben Sie wieder den Marquis gelesen, oder?«, redete er die Leiche mit einem Seufzen an. Er drehte sie mit der Spitze seines Stiefels um, aus dem fleischigen Schnitt in ihrem Hals lief noch etwas Blut. »Ein bisschen Bildung ist eine gefährliche Sache.« Er blickte zu Cordelia auf. »Wem von Ihnen sollte ich gratulieren?« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich bin mir nicht sicher. Wie viel Ärger wird dieses Ereignis allgemein auslösen?«
    Der Leutnant durchsuchte auch Vorrutyers Schubladen und Schränke, wobei er ein Taschentuch benutzte, um sie zu öffnen; nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, fand er dass

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