Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
offensichtlich, obwohl es auch dazu kommen kann. Ziehen Sie ihre Inspektionsprozeduren in Zweifel, lassen Sie Berichte verschwinden – was auch immer nötig ist, um die Wasser zu trüben. Holen Sie mir 48 Stunden heraus, Illyan. Das ist alles, worum ich bitte.«
    »Alles?«, würgte Illyan.
    »Ach ja. Versuchen Sie sicherzustellen, dass nur Sie und niemand anderer das Essen und so weiter bringt. Und versuchen Sie ein paar Extrarationen dazuzuschmuggeln.«
    Vorkosigan entspannte sich merklich, als Illyan gegangen war und wandte sich Cordelia mit einem traurigen und verlegenen Lächeln zu, das so gut tat wie eine Berührung. »Gut, dass wir uns wiedersehen, Lady.«
    Sie salutierte andeutungsweise und erwiderte das Lächeln.
    »Ich hoffe, ich habe Ihnen die Dinge nicht zu sehr vermasselt. Ihnen persönlich, meine ich.«
    »Keineswegs. Tatsächlich haben Sie sie außerordentlich vereinfacht.«
    »Ost ist West, oben ist unten, und fälschlicherweise in Arrest zu sein dafür, dass jemand anderer Ihrem Kommandeur die Kehle durchgeschnitten hat, ist eine Vereinfachung. Ich bin wohl auf Barrayar. Ich nehme an, Sie wollen mir nicht erklären, was hier vor sich geht?«
    »Nein. Aber ich verstehe endlich, warum es in der Geschichte von Barrayar so viele Verrückte gegeben hat. Sie sind nicht die Ursache, sie sind die Folge.« Er seufzte und sprach so leise, dass er fast flüsterte.
    »O Cordelia. Sie haben keine Vorstellung, wie sehr ich jemanden in meiner Nähe brauche, der geistig gesund und anständig ist. Sie sind wie Wasser in der Wüste.«
    »Sie sehen gut aus … hm … Sie sehen aus, als hätten Sie abgenommen.« Er sah, dachte sie, zehn Jahre älter aus als vor sechs Monaten.
    »O je.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe nicht daran gedacht, Sie müssen ja erschöpft sein. Wollen Sie schlafen oder sonst was?«
    »Ich bin mir nicht sicher ob ich schon schlafen kann. Aber ich würde mich gerne waschen. Ich dachte, ich sollte nicht die Dusche laufen lassen, während Sie nicht hier waren, für den Fall, dass die Kabine überwacht wird.«
    »Ein guter Gedanke. Nur zu!«
    Sie rieb mit der Hand über ihren empfindungslosen Schenkel, wo der schwarze Stoff vor Blut klebrig war. »Hm, haben Sie Kleider für mich zum Wechseln? Die hier sind versaut. Außerdem gehörten sie Vorrutyer. Ich mag sie nicht.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ist das Ihr Blut?«
    »Ja. Vorrutyer spielte den Chirurgen. Es tut nicht weh. Ich habe dort keine Nerven mehr.«
    »Hm.« Vorkosigan berührte seine Narbe und lächelte leicht. »Ja, ich glaube, ich habe genau das Richtige für Sie.«
    Er öffnete mit einem acht Ziffern langen Zahlencode eine seiner Schubladen, griff nach der untersten Schicht und holte zu Cordelias Erstaunen die Arbeitsuniform des Erkundungsdienstes heraus, die sie auf der General Vorkraft zurückgelassen hatte. Sie war gereinigt, ausgebessert, gebügelt und ordentlich zusammengelegt. »Ich habe die Stiefel nicht bei mir und die Abzeichen sind veraltet, aber ich stelle mir doch vor dass diese Kleider passen werden«, bemerkte Vorkosigan sanft und überreichte sie ihr.
    »Sie … Sie haben meine Kleider aufgehoben?«
    »Wie Sie sehen.«
    »Heiliger Himmel! Warum denn das?«
    Er verzog wehmütig den Mund. »Nun ja – das war alles, was Sie zurückgelassen hatten. Außer dem Shuttle, das Ihre Leute auf dem Planeten zurückließen, und das hätte ja ein ziemlich unhandliches Erinnerungsstück abgegeben.«
    Sie fuhr mit ihrer Hand über den gelbbraunen Stoff und fühlte sich plötzlich verlegen. Aber kurz bevor sie mit den Kleidern und einem Erste-Hilfe-Kästchen im Bad verschwand, sagte sie unvermittelt: »Ich habe noch meine barrayaranische Uniform zu Hause. In Papier eingewickelt, in einer Schublade.« Sie nickte ihm entschlossen zu; seine Augen leuchteten auf.
    Als sie wieder herauskam, war der Raum halbdunkel und nächtlich ruhig, abgesehen von einem Licht über dem Tisch, wo Vorkosigan an seinem Computerterminal den Inhalt einer Diskette studierte. Sie ließ sich auf seinem Bett nieder, saß wieder mit überkreuzten Beinen da und bewegte ihre nackten Zehen. »Was ist das alles?«
    »Hausaufgaben. Es ist meine offizielle Funktion im Stab Vorrutyers – des verstorbenen Admirals Vorrutyer.« Als er sich korrigierte, lächelte er leicht, wie der berühmte Tiger aus dem Limerick, der von dem Ritt mit der Lady im Bauch zurückkehrte. »Ich bin beauftragt, die Notfallbefehle zu planen und auf dem neuesten Stand zu

Weitere Kostenlose Bücher