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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hätte Bothari dazu angestiftet«, erklärte er. »Gott weiß wie.«
    »Uff, ich weiß, dass ich sehr müde bin«, sagte sie, »und nicht mehr allzu klar denken kann. Aber haben Sie gesagt: ›Es ging wirklich gut‹?«
    »Kommodore Vorkosigan, Sir«, unterbrach Illyan, »denken Sie daran, dass ich dieses Gespräch werde melden müssen.«
    »Welches Gespräch?«, sagte Vorkosigan. »Sie und ich sind allein hier drinnen, erinnern Sie sich? Sie müssen mich nicht beobachten, wenn ich allein bin, wie jedermann weiß. Man wird bald beginnen sich zu fragen, warum Sie sich so lange hier drinnen aufhalten.«
    Leutnant Illyan runzelte die Stirn angesichts dieser Rabulistik. »Die Absicht des Kaisers …«
    »Ja? Erzählen Sie mir alles über die Absicht des Kaisers.« Vorkosigan blickte wild drein.
    »Wie mir mitgeteilt wurde, war die Absicht des Kaisers, dass Sie davon abgehalten werden sollten, sich selbst zu belasten. Ich kann meinen Bericht nicht frisieren, das wissen Sie.«
    »Das war Ihr Argument schon vor vier Wochen. Sie haben gesehen, was dabei herauskommt.«
    Illyan schaute verwirrt drein.
    Vorkosigan sprach leise und beherrscht. »Alles, was der Kaiser von mir will, wird erfüllt werden. Er ist ein großer Choreograph, und er soll seinen Tanz der Träumer haben, bis zum letzten Schritt.« Vorkosigans Hand schloss sich zu einer Faust und öffnete sich wieder. »Von dem, was mein ist, habe ich nichts seinem Dienst vorenthalten. Nicht mein Leben. Nicht einmal meine Ehre. Gewähren Sie mir wenigstens das.« Er zeigte auf Cordelia. »Sie haben mir damals Ihr Wort darauf gegeben. Haben Sie die Absicht, es zurückzunehmen?«
    »Will mir bitte jemand sagen, worüber Sie reden?«, unterbrach Cordelia.
    »Leutnant Illyan erlebt im Augenblick einen kleinen Konflikt zwischen Pflicht und Gewissen«, sagte Vorkosigan, verschränkte seine Arme und blickte auf die Wand am anderen Ende der Kabine. »Dieser Konflikt kann nicht gelöst werden, wenn man nicht eines von beiden neu definiert, und er muss jetzt entscheiden, welches von beiden.«
    »Sehen Sie, vor ein paar Wochen gab es noch einen anderen Vorfall wie diesen jetzt« – Illyan zeigte mit seinem Daumen in Richtung auf Vorrutyers Unterkunft –, »mit einer Gefangenen. Kommodore Vorkosigan wollte … hm … damals etwas dagegen tun. Ich redete es ihm aus. Nach … nachher stimmte ich zu, dass ich mich nicht einmische, wenn er etwas unternimmt, falls wieder eine solche Situation eintritt.«
    »Hat Vorrutyer sie umgebracht?«, fragte Cordelia mit morbidem Interesse.
    »Nein«, sagte Illyan. Er starrte trübsinnig auf seine Stiefel.
    »Kommen Sie, Illyan«, sagte Vorkosigan müde. »Wenn die beiden nicht entdeckt werden, dann können Sie dem Kaiser Ihren wahren Bericht abliefern und ihm das Frisieren überlassen. Und falls sie hier gefunden werden – dann wird die öffentliche Integrität Ihrer Berichte nicht Ihre dringlichste Sorge sein, glauben Sie mir.«
    »Verdammt! Oberst Negri hatte recht«, sagte Illyan.
    »Das hat er gewöhnlich – um was ging es denn?«
    »Er sagte, wenn ich persönlichen Meinungen erlaubte, meine Pflicht auch nur in der kleinsten Angelegenheit zu beeinflussen, dann wäre das genau wie ein bisschen schwanger zu werden – dass die Konsequenzen sehr bald über meine Kräfte gingen.«
    Vorkosigan lachte. »Oberst Negri ist ein sehr erfahrener Mann. Aber ich kann Ihnen sagen, man weiß von ihm, dass auch er – sehr selten – persönliche Meinungen entwickelt.«
    »Aber die Sicherheitsabteilung wird die Kabine dort auf den Kopf stellen. Sie werden schließlich hier landen, indem sie einfach alles andere ausschalten. In dem Augenblick, wo es irgend jemandem einfällt, meine Integrität in Zweifel zu ziehen, ist alles vorbei.«
    »Nach einiger Zeit werden sie hier landen«, stimmte Vorkosigan zu. »Wie viel Zeit, was schätzen Sie?«
    »Sie werden die Durchsuchung des Schiffes in ein paar Stunden abgeschlossen haben.«
    »Dann werden Sie einfach die Suchbemühungen umdirigieren müssen.
    Erweitern Sie das Suchgebiet – haben nicht einige Schiffe das Kommando verlassen in dem Zeitraum zwischen Vorrutyers Tod und der Bildung des Sicherheitskordons?«
    »Ja, zwei, aber …«
    »Gut. Benutzen Sie da Ihren kaiserlichen Einfluss. Bieten Sie alle Unterstützung freiwillig an, die Sie, als Oberst Negris getreuester Helfer aufbieten können. Erwähnen Sie Negri oft. Regen Sie an. Empfehlen Sie. Bezweifeln Sie. Bestechen oder drohen Sie nicht, das wäre zu

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