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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cordelia. »Ist hier betanische Sentimentalität am Werk, Sir? Etwas seltsam im Dienst des Kaisers, meinen Sie nicht?«
    Vorkosigan lächelte mit zusammengekniffenen Augen und passte seinen Ton dem des Arztes an. »Betanische Insubordination, Doktor? Sie werden gefälligst Ihre Energien darauf richten, Ihre Befehle auszuführen, anstatt Ausreden zu entwickeln, warum Sie das nicht können.«
    »Es wäre, verdammt noch mal, leichter, einfach die Absperrhähne zu öffnen. Und was werden Sie mit ihnen machen, wenn sie einmal – fertig sind, geboren, oder wie immer Sie es nennen wollen? Wer wird die Verantwortung für sie übernehmen? Ich kann Ihren Wunsch nachempfinden, Ihre Freundin zu beeindrucken, aber denken Sie an die Zukunft, Sir!«
    Vorkosigan zog seine Augenbrauen zusammen und knurrte, tief in der Kehle. Der Arzt zuckte zurück. Vorkosigan ließ das Knurren in ein Räuspern übergehen und holte Atem.
    »Das wird mein Problem sein. Mein Wort. Ihre Verantwortung wird da enden. Fünfundzwanzig Minuten, Doktor. Wenn Sie pünktlich sind, dann lasse ich Sie vielleicht mit dem Shuttle nach oben fliegen.« Mit einem leichten Grinsen zeigte er seine Zähne, überzeugend aggressiv. »Wenn sie im Kaiserlichen Militärkrankenhaus an Ort und Stelle sind, können Sie drei Tage Heimaturlaub nehmen, falls Sie wollen.«
    Der Arzt hob die Schultern und gab sich geschlagen, dann verschwand er, um seine Sachen zu holen. Cordelia blickte ihm voller Zweifel nach.
    »Wird er zuverlässig sein?«
    »O ja, er braucht nur eine Weile, bis er sein Denken ändert. Sobald sie in Vorbarr Sultana ankommen, dann wird er so tun, als hätte er das Projekt und die – Uterusreplikatoren erfunden.« Vorkosigans Blick kehrte zu der Schwebepalette zurück. »Das sind die verdammtesten Dinge …«
    Eine Wache trat ein. »Verzeihen Sie, Sir, aber der Pilot des escobaranischen Shuttles fragt nach Captain Naismith. Sie sind startbereit.«
    Couer sprach vom Kommunikationsmonitor: »Sir, ich habe den Kurierkapitän in der Leitung.«
    Cordelia warf Vorkosigan einen Blick hilfloser Frustration zu, den er mit einem leichten Kopfschütteln zur Kenntnis nahm, und jeder wandte sich wortlos den Forderungen seiner Pflicht zu. Sie ging hinaus und dachte über den letzten Seitenhieb des Doktors nach. Und wir dachten, wir wären so vorsichtig. Wir müssen wirklich irgend etwas an unseren Blicken ändern.

 
Kapitel 12
     
    Cordelia reiste mit etwa 200 weiteren Passagieren, meistens Escobaranern, nach Hause, und zwar auf einem Linienschiff von Tau Ceti, das eilends für diesen Zweck umgerüstet worden war. Die ehemaligen Gefangenen verbrachten viel Zeit mit dem Austausch von Geschichten und der Aufarbeitung gemeinsamer Erinnerungen. Cordelia erkannte schnell, dass diese Zusammenkünfte auf subtile Weise von den nicht wenigen Psycho-Offizieren gesteuert wurden, die die Escobaraner mit dem Schiff mitgeschickt hatten. Nach einer Weile begann ihr Schweigen über ihre eigenen Erfahrungen aufzufallen. Sie lernte die zwanglos wirkenden Techniken zu durchschauen, mit denen die Passagiere zu den nur scheinbar spontanen gruppentherapeutischen Sitzungen zusammengeholt wurden, und machte sich deshalb rar.
    Es war nicht genug. Sie entdeckte, dass sie still, aber unnachgiebig von einer jungen Frau mit strahlendem Gesicht namens Irene verfolgt wurde, und kam zu dem Schluss, dass diese auf ihren Fall angesetzt worden sein musste. Irene tauchte bei den Mahlzeiten auf, in den Korridoren, in den Aufenthaltsräumen, immer mit einem neuen Vorwand, um ein Gespräch zu beginnen. Cordelia ging ihr aus dem Weg, wenn sie konnte, und wenn sie nicht konnte, dann lenkte sie das Gespräch geschickt oder manchmal auch barsch auf andere Themen.
    Nach einer weiteren Woche verschwand das Mädchen wieder in der Masse, aber eines Tages kehrte Cordelia in ihre Kabine zurück und entdeckte, dass ihre Zimmergefährtin fort war, durch eine andere ersetzt, eine gelassene ältere Frau mit ruhigem Blick. Sie trug Zivilkleidung und gehörte nicht zu den Exgefangenen. Cordelia legte sich niedergeschlagen auf ihr Bett und beobachtete, wie die andere ihre Sachen auspackte.
    »Hallo, ich bin Joan Sprague«, stellte sich die Frau heiter vor.
    Jetzt war es Zeit für ein offenes Wort. »Guten Tag, Dr. Sprague. Habe ich recht, wenn ich in Ihnen Irenes Vorgesetzte sehe?«
    Sprague hielt inne. »Sie haben völlig recht. Aber ich ziehe es vor, die Dinge auf einer zwanglosen Basis zu belassen.«
    »Nein, das tun Sie

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