Scherben der Ehre
ließ, dass dies nicht der Hinweis war, den er erwartet hatte.
Der Medizintechniker lächelte säuerlich. »Wir schicken sie an die Sender zurück.«
Vorkosigan ging um die Palette herum. »Ja, aber was sind diese Dinger?«
»Alle eure Bankerte.«
Cordelia, die die echte Verwirrung in Vorkosigans Stimme wahrgenommen hatte, fügte hinzu: »Es sind Uterusreplikatoren … hm … Admiral. In sich geschlossen, mit unabhängiger Energieversorgung – sie brauchen allerdings Wartung.«
»Jede Woche«, pflichtete der Medizintechniker mit tückischer Freundlichkeit bei. Er hielt eine Datendiskette hoch. »Man hat Ihnen auch Instruktionen mitgeschickt.«
Vorkosigan blickte erschrocken drein. »Was, zum Teufel, soll ich mit ihnen anfangen?«
»Sie dachten wohl, Sie ließen unsere Frauen diese Frage beantworten, nicht wahr?«, erwiderte der Medizintechniker angespannt und sarkastisch.
»Persönlich würde ich anregen, Sie hängen sie ihren Vätern um den Hals. Die väterlichen Genkomplemente sind auf jedem markiert, also sollten Sie keine Probleme damit haben, festzustellen, wem sie gehören. Unterschreiben Sie hier.«
Vorkosigan nahm die Quittung und las sie zweimal durch. Er ging noch einmal um die Palette herum und zählte; dabei sah er zutiefst beunruhigt aus. Bei seinem Rundgang kam er zu Cordelia und murmelte: »Ich wusste nicht, dass sie so etwas machen können.«
»Man benutzt sie zu Hause immerzu, in medizinischen Notfällen.«
»Sie müssen phantastisch komplex sein.«
»Und auch teuer. Ich bin überrascht – vielleicht wollte man einfach nicht darüber streiten, ob man sie mit einigen der Mütter nach Hause nehmen sollte. Einige von ihnen waren emotional ziemlich gespalten hinsichtlich einer Abtreibung. Das überträgt die Blutschuld auf euch Barrayaraner.«
Ihre Worte schienen in ihn einzudringen wie Kugeln, und sie wünschte sich, sie hätte es anders formuliert.
»Die da drin sind alle lebendig?«
»Sicher. Sehen Sie all die grünen Lichter? Mit den Plazentas und allem anderen. Sie schweben direkt in ihren Fruchtblasen, genau wie zu Hause.«
»Und bewegen sich?«
»Ich nehme es an.«
Er rieb sich das Gesicht und blickte gequält auf die Kanister. »Siebzehn. Gott, Cordelia, was soll ich mit ihnen machen? Der Sanitätsoffizier, natürlich, aber …«
Er richtete sich an den Schreiber, der wie gebannt dreinblickte. »Holen Sie den Stabsarzt her, ganz schnell.« Er wandte sich wieder Cordelia zu und sprach ganz leise. »Wie lange werden diese Dinger funktionieren?«
»Die vollen neun Monate, falls notwendig.«
»Kann ich meine Quittung haben, Admiral?«, sagte der Medizintechniker laut. »Auf mich warten noch andere Pflichten.« Er blickte neugierig auf Cordelia in ihrem orangefarbenen Pyjama.
Vorkosigan kritzelte geistesabwesend mit einem Lichtgriffel seinen Namen ans Ende des Quittungspanels, drückte seinen Daumenabdruck daneben und gab es zurück; er war immer noch wie hypnotisiert von der Palettenladung Kanister. Cordelia ging auch um sie herum, mit morbidem Interesse, und prüfte die Anzeigedisplays. »Das jüngste scheint etwa sieben Wochen alt zu sein. Das älteste ist über vier Monate. Das muss direkt nach dem Beginn des Krieges gewesen sein.«
»Aber was soll ich mit ihnen tun?«, murmelte er wieder. Sie hatte ihn noch nie in so tiefer Verlegenheit gesehen.
»Was macht ihr gewöhnlich mit den unehelichen Kindern von Soldaten? Sicherlich ist diese Situation schon früher aufgetreten, wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß.«
»Wir treiben Bastarde gewöhnlich ab. In diesem Fall scheint es in einem gewissen Sinn schon geschehen zu sein. So viele Schwierigkeiten – erwartet man von uns, dass wir sie am Leben erhalten? Schwebende Föten – Babies in Kanistern …«
»Ich weiß es nicht.« Cordelia seufzte nachdenklich. »Was für eine völlig ausgestoßene kleine Gruppe von Menschen sie sind. Außer – wenn nicht Gott und Sergeant Bothari eingegriffen hätten, dann könnte eines dieser Kleinen in den Kanistern meines sein, und Vorrutyers. Oder am Ende meines und Botharis.«
Ihm wurde bei diesem Gedanken offensichtlich ganz übel. Er dämpfte seine Stimme so sehr, dass es fast einem Flüstern gleichkam, und begann wieder: »Aber was soll ich … was würden Sie mich damit tun lassen?«
»Bitten Sie mich um einen Befehl?«
»Ich habe nie – Cordelia, bitte – welche ehrenhafte …«
Es muss ein ziemlicher Schock sein, wenn man plötzlich herausfindet, dass man siebzehn
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