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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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schloss sie ihren leicht geöffneten Mund, nur um dann zu sagen: »Aber an dem Abend, als du mich … en tführt hast, hat ihn jemand angerufen, woraufhin er fluchtartig die Wohnung verlassen hat. Ich dachte …«
    Unruhe und das bedrohliche Gefühl der Vorahnung ließen Thox aufstehen. »Deshalb hat er dich also alleine gelassen. Ich sage dir, ich habe ihn nicht anger ufen.«
    Vanessa beobachtete, wie er vor ihrem Bett auf und ab wa nderte. »Woher wusstest du dann, dass ich alleine bin?«
    Thox blieb zu ihren Füßen stehen und sah auf sie herab. »Ich habe euch zw ischendurch immer wieder mal beobachtet. An diesem Abend habe ich ihn mit seinem Wagen wegfahren sehen und nutzte diese Chance. Aber ich habe ihn nicht angerufen.«
    »Seltsam …« Sie schien darüber nachzudenken, doch offe nbar kam sie zu keiner erwähnenswerten Erklärung. Thox konnte diese Frage nicht so einfach abschütteln. Jemand hatte Jonas angerufen, und in seinem Nacken kribbelte es. Eigentlich nichts Ungewöhnliches – natürlich bekam Jonas Anrufe. Und trotzdem … Er konnte das aufdringliche Gefühl nicht verdrängen, dass an der Sache etwas faul war. Und er wusste, bei Jonas musste er mit allem rechnen.
    »Warum bin ich hier, Thox?«, holte Vanessa ihn schlie ßlich aus seinen Gedanken. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals seinen Namen ausgesprochen hatte – zumindest nicht, solange sie hier war. Ein weiteres Zeichen ihres Vertrauens, ihrer Zuversicht, dass er sie nicht umbringen würde. Denn so, wie sie seinen Namen aussprach, hatte es etwas persönliches, beinahe etwas intimes. Doch er war es leid, sie deshalb zurechtzuweisen. Worte nützten bei ihr nichts, ebenso wenig wie Taten.
    Also setzte er sich zurück auf seinen Sessel und begann, ohne Umschweife zu erzählen: »Es ist alles wegen Anna. Anna und ich waren verlobt und wollten heir aten. Das kannst du dir heute sicher nicht mehr vorstellen, aber ich war mal ein anderer Mensch. Im Grunde bin ich schon viele Menschen gewesen, aber der beste Mensch war ich, als Anna in meinem Leben war. Sie ist vor vier Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Am 09. August, einem Monat vor unserer Hochzeit.« Er spürte wieder diesen zerreißenden Schmerz, der alles andere nebensächlich erscheinen ließ. Kein Schmerz, keine Verzweiflung oder Leere, keine Wut ließ sich mit dem vergleichen, was er empfand, wenn er an Anna dachte. Wenn er daran dachte, was mit ihr passiert war und was das aus ihm gemacht hatte. Und auf einmal spürte er, dass sich seine Hände zu Fäusten geballt hatten.
    »Aber nicht du bist gefahren, stimmt‘s?«, riss ihn Vane ssas sanfte Stimme aus den Gedanken. Sie klang mitfühlend, so voller Anteilnahme, doch es änderte nichts an seiner Wut. Vielmehr war der Klang ihrer Worte wie eine Bestätigung dafür, dass er jedes Recht hatte, so zu fühlen.
    »Jonas«, zischte er voller Verachtung – und doch war se ine Stimme ganz ruhig. Er hatte das Gefühl, dass es ihm nur möglich war, seinen Namen auszusprechen, wenn sich dabei sein eigenes Gesicht in eine Fratze verwandelte. Alleine sein Name verzerrte Thox‘ Züge, ebenso wie Jonas die Zukunft ein ums andere Mal verzerrt hatte. Alles hätte ganz anders sein können! »Er hat mir das Beste genommen, was mir jemals passiert ist, und hat mich dazu verdammt, wieder jemand zu sein, der ich nicht sein will.«
    »Aber es war nur ein Unfall!«
    Wie oft hatte er das schon gehört? Nur ein Unfall! Als würde das den Verlust irgendwie schmälern. Nur ein Unfall – so etwas passierte eben, kein Grund deswegen zornig oder verletzt oder traurig zu sein. Und Thox hatte darauf stets dieselbe Antwort: »War es das? Ein Unfall? Vermutlich schon. Anna war nicht angeschnallt, es hatte geregnet und die Sicht war schlecht. Ein Unfall ist die einfachste und logischste Erklärung. Aber bei Jonas …« Er schluckte schwer, um seine Fassung zu bewahren, und dabei streifte sein Blick Vanessas Augen. Sie waren offen, offen für die Möglichkeit, dass er nicht bloß ein verzweifeltes Arschloch war, das verbittert versuchte, jemandem die Schuld für eine schreckliche Tragödie zu geben. Vanessa sah ihn an, als würde sie ihn und seine Bedenken verstehen, ihnen vielleicht sogar Glauben schenken. Vor wenigen Tagen wäre dies noch undenkbar gewesen. Was die Wahrheit doch mit einem Menschen anstellen konnte.
    »Jonas hat mir gegenüber mehrfach geäußert, dass Anna nicht gut genug für mich sei und dass sie sich zwischen uns drängen

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