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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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würde. Und dann passiert dieser schreckliche Unfall, der Anna das Genick bricht, während Jonas nur ein gebr ochenes Bein hat. Ich werde es vermutlich niemals erfahren.«
    Thox ließ Vanessas Blick nicht für einen Moment los. Sie wirkte plötzlich nachdenklich, zog die Augenbrauen zusa mmen und nickte schließlich. Doch schon kurz darauf wurde ihr Ausdruck im Gesicht wieder klar, die Frage war einer anderen gewichen, die sie viel entspannter aussehen ließ. »Was hat das alles mit mir zu tun?«
    Thox rieb sich gestresst die Stirn. Schon wieder kündigten sich Kopfschmerzen an, die in zerstörerischer Wut das De nken zu einem heftigen Kampf machen würden. »Noch am Tag der Beerdigung kam Jonas direkt zu mir. Ich war am Ende, stand kurz vor dem Selbstmord. Und er dachte, wir könnten immer noch Freunde sein … nach allem …« Er brach ab und schlug mit der Faust gegen die Armlehne seines Sessels. Doch es nützte nichts, die Wut ließ sich nicht abschütteln, sie war zu einem Teil seiner Persönlichkeit geworden. Vielleicht sogar an jenem Tag, den er gerade noch einmal Revue passieren ließ. »Ich bin ausgerastet und habe Jonas zusammengeschlagen. Ich wollte, dass er den gleichen Schmerz empfindet wie ich ihn durch seine Schuld empfinde. Doch noch während ich auf ihn einprügelte, wurde mir klar, dass nichts dem Schmerz des Verlustes so gerecht wird wie eben … der Schmerz des Verlustes. Also schmiedeten wir einen Pakt.«
    »Einen Pakt«, wiederholte Vanessa, und sie klang dabei, als wüsste sie genau, was Thox ihr gleich erzählen würde. Aber wie könnte sie? Andererseits, war sein Verlangen nach Gleichheit nicht ebenso offensichtlich wie ihre Sehnsucht nach Schmerz?
    »Ein Pakt ist vielleicht übertrieben. Es war eine Vereinbarung, ein Versprechen meinerseits, das er nicht zurückweisen konnte.«
    »Du willst ihm das Gleiche antun?«
    Thox sprang auf, seine aufgewühlten Nerven hielten ihn nun nicht mehr in seinem Sessel. »Was glaubst du? Natürlich will ich das! Ich habe ihm versprochen, sollte er sich jemals ernsthaft verlieben, würde ich ihm diese Liebe nehmen, wie er mir meine Liebe genommen hatte.«
    Er stampfte einige Male vor ihrem Bett auf und ab, doch als er bemerkte, dass Vanessa nach seinem Blick suchte, blieb er stehen und sah auf seinen todgeweihten Engel herab.
    »Und darauf hat er sich eingelassen?«, fragte sie dann.
    Thox nickte bitter. »Ohne mit der Wimper zu zucken.«
    Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Aber … warum?«
    Er grinste sie verzerrt an, und es war eine Grimasse, eine tote und starre Maske, die ihn selbst frieren ließ. Er wünschte sich, dass alles anderes wäre, ganz egal wie, denn alles wäre besser als das hier. Jonas, Vanessa, alles wäre leichter ohne sie. »Das hat zwei Gründe«, erklärte er schließlich düster. »Er dachte, ebenso wie ich, dass er sich niemals verlieben würde. Jonas hat Liebe immer als Krankheit anges ehen, als einen Virus, der behandelt werden muss. Wir haben beide nicht geglaubt, dass sich seine Meinung jemals ändern würde.«
    Vanessa nickte, wieder gerade so, als würde sie verstehen. »Was ist der zweite Grund?«
    Das war der wirklich unangenehme Teil. »Er will meine Freundschaft, das war schon immer so. Ich sagte ihm, wir würden erst wieder Freunde sein, wenn er am eigenen Leib erlebt, was er mir angetan hatte.«
    Erst jetzt sah Vanessa weg, drehte den Kopf zur Seite und kniff die Augen z usammen. Thox tat es ihr gleich, wendete seinen Blick von ihr ab und hockte sich mit dem Rücken gegen das Bettbein. Er wollte sie nicht dabei ansehen, wie die endgültige Wahrheit in ihren Verstand drang, ihr das ganze Ausmaß der Realität bewusst werden ließ. Er wollte ihre Tränen nicht sehen, nicht ihre Wut, die Enttäuschung und die tiefe Traurigkeit darüber, warum sie hier war, was das über Jonas sagte und was das für sie bedeutete. Und obwohl Thox sie nicht ansah, konnte er all das dennoch spüren, und er war sich nicht vollständig klar darüber, ob es ihre Gefühle waren – oder seine eigenen.
    »Und deshalb hat er … mich geopfert? Er hat es akze ptiert, dass du mir das Leben nimmst, damit ihr wieder Freunde sein könnt?« Doch Vanessa wirkte nicht verletzt, sie schien vollkommen sachlich nach einer Erklärung zu suchen.
    »Verletzt dich das nicht?«, fragte Thox überrascht, ohne sich in seiner Position zu rühren.
    Ihre Antwort kam nicht sofort. »Ich weiß nicht. Ich frage mich nur, ob ein Mensch wirklich bereit sein kann,

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