Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Sessel zurück und starrte in die Dunkelheit.
»Darf ich dich etwas fragen?«, hörte er Vanessas Stimme. Sie hatten beide einige Zeit geschwiegen, und während sich Thox über das gequälte Mädchen, das nur Liebe empfand, wenn es Schmerzen fühlte, den Kopf zerbrochen hatte, war er davon ausgegangen, dass sie eingeschlafen war.
»Es rührt mich, dass du mich um Erlaubnis bittest«, sagte er nüchtern und scha ltete das Licht auf dem Tisch neben sich an. Er mochte es nicht, Gespräche im Dunkeln zu führen, wenn er das Gesicht des Anderen nicht sehen konnte. Er wollte Vanessa ansehen, solange er noch konnte.
Sie wirkte blass und müde, und ihre unzähligen Verle tzungen im Gesicht traten noch heftiger hervor. Es tröstete ihn nur wenig, dass er Vanessa mit seiner brutalen Gewalt nicht wirklich verletzt hatte.
»Als du mir vor ein paar Tagen etwas in das Bier gemischt hast, was hast du da zu mir gesagt?« Ihre Stimme war klar, aber neugierig, ebenso wie ihr Blick. Thox wusste, dass es dieser Blick war, der ihn verfolgen würde, wenn er getan ha tte was er tun musste.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er schulterz uckend und sah weg. Er wollte auf sie ablehnend wirken, desinteressiert, damit sie nicht bemerkte, wie sehr sie ihn bereits in ihren Bann gezogen hatte. Doch dafür war es vermutlich sowieso schon zu spät. Sie wusste es, ebenso wie er selbst, und es war nur die Frage, was sie mit ihrem Wissen anrichten würde.
»Du sagtest etwas über die Hölle. Mittlerweile weiß ich, was du damit gemeint hast. Aber dann hast du Jonas‘ Namen e rwähnt. Was hast du da gesagt?«
Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er hatte nicht gedacht, dass V anessa sich noch daran erinnern würde. »Ich sagte nur, dass du dich dafür bei ihm bedanken sollst. Das war ironisch gemeint.«
Vanessa machte ein ungeduldiges Geräusch, das Thox au fblicken ließ. Ihre Augen waren wild, verständnislos, fragend. »Aber warum? Ich meine, was hat er damit zu tun? Warum bin ich wirklich hier?«
Thox nickte gedankenverloren. Ihre Frage war verstän dlich, und mittlerweile gab es nichts mehr, was sein weiteres Schweigen rechtfertigte. Es spielte ohnehin nichts mehr eine Rolle. Und doch … bevor er sie mit der zerstörerischen Wahrheit konfrontierte, musste er für sich selbst noch etwas klären.
»Wie ist deine Beziehung mit Jonas gewesen?«
»Wieso interessiert dich das?« Vanessa musterte ihn kritisch, ihre dünnen Augenbrauen zogen sich zusammen, doch Thox hielt ihrem Blick stand.
Er zuckte mit den Schultern. Dafür gab es viele Gründe, doch es musste ausre ichen, wenn sie den wichtigsten erfuhr. »Weil Jonas beziehungsunfähig ist. Romantische Gefühle sind ihm zuwider. Wenn überhaupt, geht es ihm nur um seine Triebe.«
Zunächst wirkte sie überrascht, als könne sie seine Worte nicht glauben. Doch dann verfinsterte sich ihr Gesicht und es war, als suche sie nach einer Erklärung. Tiefe Falten gruben sich in ihre Stirn. »Das ist nicht der Jonas, den ich kenne.« Sie machte eine Pause, fuhr aber schließlich, Thox fest im Blick, fort: »Er hat gesagt, dass er mich liebt. Ich musste ihn regelrecht anflehen, bis er es mir endlich besorgt hat. Er wollte, dass ich ihm zuerst vertraue. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, ich würde ihm nicht gefallen. Und selbst als wir es getan haben, hatte er Probleme mit seiner Erektion. Der Sex war … körperlich befriedigend – einmal zumindest. Obwohl er mich liebt, habe ich immer daran gezweifelt, du weißt ja jetzt, warum. Er war immer verständnisvoll und zärtlich, niemals hat er mir wehgetan.«
Thox spürte einen gewaltsamen Anflug von Eifersucht durch seinen Körper t oben und verfluchte sich dafür. Sie war nicht sein Mädchen, war es nie gewesen und würde es niemals sein. Niemals würde er sich gegen das Schicksal stellen. »Kaum zu glauben. Entweder hat Jonas seine Persönlichkeit umgekrempelt, oder er hat dir etwas vorgemacht.«
Vanessa zog kurz an den Fesseln über ihrem Kopf, als vers uche sie, mit den Schultern zu zucken. »Warum sollte er mir etwas vormachen? Er hat nicht gewollt, dass ich dich kennenlerne. Ich sollte nicht das Haus verlassen, als du ihn angerufen und aus der Wohnung gelockt hast. Er hat immer versucht, mich zu schützen.«
Thox stockte. Etwas in ihren Worten passte nicht in das Bild der Realität. »Wovon sprichst du? Ich habe ihn nicht anger ufen«, erklärte er irritiert.
Dies schien sie zu überraschen, denn nach einem Moment der Sprachlosigkeit
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