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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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verbündetes Augenzwinkern zu bekommen, wurde bestätigt. Er saß bloß da, aß seinen Fraß und tat so, als würde es ihn nichts angehen, was an seinem Tisch geschah. Nicky sah wieder zu seiner Mutter und schluckte einmal trocken, bevor er sagte: »Entschuldigung.« Er musste sich zwingen, dieses eine Wort auszusprechen, obwohl er es nicht meinte, und trotzdem versuchen, dabei glaubwürdig zu klingen.
    Offensichtlich war es ihm nicht gelungen.
    Seine Mutter sah ihn kurz an, schüttelte theatralisch den Kopf und entfaltete ihre Hände. Dann stand sie auf, und Nicky zuckte erschrocken zusammen – was seltsam war, da sie ihn bislang erst einmal geschlagen hatte, und das auch nur, weil er als Zehnjähriger versucht hatte, den Schwanz des Nachbarhunds in Brand zu stecken. Doch als sie nun lediglich begann, das Geschirr zusammenzustellen, entspannte sich Nicky.
    »Ich verstehe dich einfach nicht«, sagte sie, während sie ihm grob das Besteck aus den Händen riss. Ihre Stimme klang zittrig, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Ich gebe mir so viel Mühe, deinen Ansprüchen gerecht zu werden, Nicky. Ich versuche alles, um dir zu gefallen, und wie dankst du es mir? Mit geheuchelten Entschuld igungen und purer Ablehnung! Weißt du, was ich glaube?«
    Nickys Magen regte sich unangenehm bei ihren Worten. E rinnerungen aus vergangenen Nächten kamen in ihm hoch, und ihm wurde übel. Wie konnte sie das nur hier bei ihrem Abendessen und vor seinem Vater zur Sprache bringen, wo es doch so offensichtlich war, worüber sie sprach? Denn nur in den Nächten, in denen sie in sein Zimmer kam, gab sie sich Mühe, ihm zu gefallen.
    Es hatte vor fast einem Jahr angefangen, und seitdem war sie vier Mal in der Nacht, im Schutze der Dunkelheit und nur mit den Hausstaubmilben als Zeugen, in sein Zimmer gekommen – das letzte Mal erst vor einer Woche.
    Beim ersten Mal war sie noch ganz behutsam gewesen, vorsichtig und sich stets bewusst, wie falsch es eigentlich war, was sie tat.
    Oder zumindest tun wollte.
    Sie war in sein Zimmer gekommen, nur mit einem kurzen Negligee bekleidet, und hatte ihn vorsichtig geweckt. Zuerst entschuldigte sie sich für ihr Verhalten bei ihm, doch das sei nur gewesen, weil sie ihn so sehr liebe. Dann fragte sie ihn, ob er sie hübsch fände. Nicky war noch vollkommen schlaftrunken, und in seiner Verwirrung über ihr Auftauchen nickte er nur sprachlos. Sie fing plötzlich an zu weinen und nahm ihn in den Arm. Nicky war das unheimlich, ganz besonders die Art und Weise, wie sie seinen Kopf gegen ihre Brust drückte. Als ihr Atem immer heftiger wurde und er spürte, dass sich ihre Hände in seinem Nacken unter sein T-Shirt schoben, kämpfte er sich aus ihrer festen Umarmung frei. Doch sie ließ ihn nicht los, sie krallte sich an seinen Schultern fest und versuchte, ihn zu küssen. Von Ekel gepackt stieß er seine Mutter vom Bettrand und schloss sich für den Rest der Nacht im Badezimmer ein. Er hörte sie noch eine ganze Weile schluchzen. Am nächsten Tag verhielt sie sich jedoch, als wäre nichts geschehen.
    Beim zweiten und dritten Mal ging sie viel offensiver vor. Keine Worte der Entschuldigung und Zuneigung mehr. Stat tdessen fing sie an, schmutzige Sachen zu sagen. Sie wisperte, sie wünsche, dass er es ihr besorge, dass sie ganz genau wisse, dass er es auch wolle und dass sie ihn zu einem richtigen Mann machen würde. Dann schob sie ihre Hand in seine Unterhose. Beide Male bekam er sofort eine Erektion, obwohl er es nicht wollte, doch jedes Mal schaffte er es, ihre Hand aus seiner Hose zu zerren, sie zu packen und mit Gewalt aus seinem Zimmer zu schmeißen. Dann verrückte er seinen Schrank vor die Tür und machte die ganze Nacht kein Auge mehr zu. Noch immer schämte er sich dafür, dass sein Körper so auf seine eigene Mutter reagierte.
    Natürlich konnte er nicht jede Nacht einen Schrank vor seine Tür schieben, doch nach dem dritten Versuch schien seine Mutter verstanden zu haben, dass er sie nicht in seinem Zimmer haben wollte, und hatte ihn für mehrere Monate in Ruhe gelassen.
    Bis zu der Nacht vor einer Woche.
    Die Nacht, in der sich alles irgendwie anders angefühlt hatte. Wieder kam sie im Schatten der Nacht in sein Zimmer, doch diesmal sagte sie kein Wort. Stattdessen setzte sie sich zu ihm auf das Bett und zog sich das Negligee über den Kopf. Als sie dann vollkommen nackt vor ihm saß, nahm sie seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Nicky wollte sich dem widerse tzen, sie

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