Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
zu seiner Wohnung um, gerade so, als würde dort ein unzumutbares Chaos herrschen. Doch als er sie dann ansah, wirkte sein Blick, als mache er sich eher Sorgen um seine Vernunft. Jonas nahm ihre Hand und zog sie in seine Wohnung. Er schloss die Tür hinter ihr und umklammerte sie augenblicklich mit seinen Armen. Für Vanessa war es die Erfüllung, seine Haut zu spüren. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Wange gegen seinen Hals, und im selben Augenblick bemerkte sie, wie sie zu zittern begann. Sie kannte diesen Menschen doch gar nicht! Und es war absolut vorhersehbar, wie es zwischen ihnen enden würde, sobald er wusste, wie sie wirklich war! Wie konnte sie sich mit all dieser Gewissheit so unbedacht auf ihn einlassen?
Jonas löste sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und sah sie immer noch besorgt an. »Was ist denn los mit dir?«
Vanessa strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte gedankenverloren den Kopf. »Tut mir leid, wenn ich dich so überfalle, aber ich musste dich sehen.«
»Hier bin ich. Ist es wegen gestern Abend?«
Beschämt verdrehte sie die Augen. »Ich weiß, es ist albern, aber …«
Doch Jonas ließ sie nicht ausreden. »Es ist nicht albern, wir klich. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich den ganzen Abend nur an dich gedacht.«
Ein Lächeln schlich sich in Vanessas Gesicht. »Wirklich?«
Jonas erwiderte ihr Lächeln und legte seine Hand auf ihre Wange. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie einfach. Seine Lippen waren weich und rau zugleich.
»Und ich dachte schon, ich würde dich heute mit einer and eren überraschen …«, schmunzelte Vanessa verlegen. Sie hatte diese Befürchtung gedanklich nie ausformuliert, trotzdem hatte sie die ganze Zeit heimlich in ihrem Kopf genagt.
»Aber es ist niemand hier.«
»Ich weiß. Und du hast mir gegenüber auch keine Verpflichtungen, wo wir doch nicht …« Vanessa brach ab. Sie wollte Jonas unter keinen Umständen in Bedrängnis bringen.
Doch dafür war es bereits zu spät, er hatte durchschaut, was sie gemeint hatte. »Du meinst, wir sind kein Paar?«
Vanessa trat einen Schritt zurück und gab sich abweisend. »Natürlich sind wir das nicht.«
Jonas zog überrascht die Augenbrauen zusammen. »Ich dac hte schon. Gestern Abend habe ich jedenfalls von meiner Freundin erzählt. Aber wenn das zu voreilig war …«
Stürmisch drückte sie ihm ihre Finger auf den Mund. »Nein! Nein, du hast recht!« Dann zog sie ihre Hand zurück. »Es ist nur, ich wusste nicht … ich wusste nicht, dass du uns so siehst.«
»Aber so sehe ich es«, versicherte er ihr und zog Vanessa wieder an sich. Seine Hände berührten Stellen an ihrem Körper, an die er sich bislang noch nicht gewagt hatte und zogen sie noch fester an sich. Vanessa hielt sich an seinem Nacken fest, spürte die immer deutlicher werdende Beule in seiner Jeans. Herausfordernd presste sie ihren Unterleib gegen die harte Wölbung. Doch plötzlich Jonas wich zurück.
»Ich glaube, ich ziehe mir besser etwas an, bevor …«
»Warum warten?«, stöhnte Vanessa frustriert, und es war ihr egal, was Jonas deshalb über sie dachte.
»Weil es etwas bedeuten soll. Bitte vertraue mir«, sagte er nachdrücklich.
Vanessa nickte. »Okay.« Vertrauen war etwas für die Geduldigen, und obwohl sie es wollte, gehörte Geduld nicht zu ihren Stärken. Als Vanessa ihre Augen auf der Suche nach überzeugenden Worten schweifen ließ, streifte ihr Blick eine Tür. Sie stand nur einen Spalt weit offen, doch genug, um zwei Sachen erkennen zu können: Das Fußende eines zerwühlten Bettes, in dem offensichtlich jemand geschlafen hatte. Und ein Stativ, das vor dem Bett stand.
Für einen kurzen Augenblick hatte Vanessa das Gefühl, e inen wichtigen Zusammenhang nicht erkannt zu haben, doch als sie ihren Blick abwendete, verlor sich auch wieder diesen Eindruck. Zurück blieb nur die Ahnung, dass sie nicht bleiben sollte. »Ich denke, ich gehe jetzt besser.«
Jonas nickte. »Ist wohl sicherer. Ich würde so gerne heute etwas mit dir unte rnehmen, aber ich muss diese Präsentation für morgen fertig machen. King will …«
Vanessa schüttelte den Kopf. »Schon gut, ich verstehe das, du musst mir nichts erklären. Ich vertraue dir.« Dann gab sie ihm einen flüchtigen Kuss, und es war erschreckend, wie a nziehend selbst diese kleine Berührung war …
Vanessa schüttelte diese verzweifelte Sehnsucht ab, dann ging sie zur Haustür.
»Bis morgen«, verabschiedete sie sich und
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