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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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auf sie zu. Doch sie wollte nicht, dass er ihr zu nahe kam. Verzweifelt flüchtete sie ins Wohnzimmer, aber Jonas folgte ihr. Schließlich packte er sie grob bei den Schultern, und obwohl sie sich wehrte, konnte sie seinen gewaltsamen Händen nicht entkommen.
    »Verdammt, Vanessa, jetzt sag schon endlich, was hier pa ssiert ist!« Dabei schüttelte er sie unsanft, und es war, als würde er sie damit wachrütteln. Aus starren Augen blickte sie zu ihm auf. Jetzt gelang es ihr doch, sich loszureißen. Sie verpasste ihm eine Ohrfeige, dann gab sie ihm einen heftigen Stoß gegen den Brustkorb, und er taumelte zurück.
    »Sag mal, spinnst du?«, brüllte Jonas, hielt seine linke Wa nge und sah Vanessa wütend an. Aber er hatte nicht die geringste Ahnung, welche Wut in ihr brodelte! Blind griff sich nach etwas Hartem von ihrem Wohnzimmertisch und bekam die Fernbedienung zu fassen. Ohne nachzudenken schleuderte Vanessa sie in Jonas‘ Richtung, wo sie nur knapp an seinem rechten Ohr vorbeisauste und hinter ihm gegen den Türrahmen knallte.
    »Beschissener Betrüger«, schrie sie hysterisch und bemerkte dabei das erste Mal die Tränen, die aus ihren Augen quollen. »Du willst mein beschissenes Vertrauen?! Fick dich! Wer Vertrauen einfordert, tut das nur, weil er es nicht verdient! Das beschissene Vertrauen. Wer nichts zu verbergen hat, kann sich verdammt noch mal auch kontrollieren la ssen!«
    Seine Wut schien verschwunden, und Jonas blickte sie an, als hätte sie ihn alleine in einem dunklen Wald zurück gela ssen.
    »Wovon sprichst du bloß?«
    »Ich spreche von deiner Schlampe«, spuckte sie ihm entgegen. Mit ihren Handflächen versuchte sie, ihr Gesicht zu trocknen. »Ich habe euch gesehen, Jonas, also tu nicht so. Du und die kleine Schwarzhaarige. Ich habe euch zusammen in der Schanze gesehen!«
    Jonas sah sie zunächst weiter ratlos an, doch plötzlich trat Erkenntnis in seine Gesichtszüge.
    »Du meinst Maria?«, fragte er und trat erneut einen Schritt auf Vanessa zu.
    Vanessa spürte die Unsicherheit in ihren Knien, die nun dra stisch damit drohten, nachzugeben.
    »Wer ist Maria?« Sie konnte sich nicht erinnern, diesen N amen jemals aus seinem Mund gehört zu haben.
    »Maria Rubor. Sie ist meine Schwester … meine Hal bschwester. Sie ist Spanierin und vor ein paar Tagen nach Hamburg gezogen. Sie … sie ist nur meine Schwester, Vanessa!«
    Aus Vanessas Kehle drang ein verzweifeltes Stöhnen. »W arum hast du mir das nicht gesagt?«, fragte sie gequält. Ihr ging allmählich auf, dass sie womöglich einen großen Fehler begangen hatte.
    Jonas kam weiter auf sie zu. »Ich hab‘s vergessen, Vanessa. Es tut mir leid.« Dann nahm er sie in den Arm. Vanessa drückte ihr Gesicht in sein dunkles T-Shirt, niemand würde die Spuren ihrer Wimperntusche darin sehen.
    »Hast du geglaubt, ich hätte eine andere?«
    Vanessa nickte stumm und schluchzte in den verschwitzten Stoff seines T-Shirts. Sie spürte, wie sich seine Arme noch enger um sie schlossen, und ein leichter Schmerz an ihren Rippen machten ihr deutlich, wie heftig er sie tatsächlich umar mte.
    »Das würde ich dir niemals antun«, wisperte er neben i hrem Ohr. Und Vanessa glaubte ihm.
     
    Einige Stunden später, die Dämmerung kündete bereits das Ende des Tages an und tauchte das Wohnzimmer in ein blutrotes Licht, lag Vanessa erschöpft auf ihrer Couch. Die Spuren in ihrem Gesicht zeugten noch von dem Drama, das sich hier abgespielt hatte. Und obwohl sie sich unentschuldbar benommen hatte, war Jonas immer noch bei ihr. Er lag neben ihr, sein Oberkörper diente ihr als Kopfkissen. Immer wieder streichelte er über ihren Kopf und spielte mit Strähnen ihres Haars. »Die Ehe meiner Eltern war nicht besonders … glücklich. Oder harmonisch«, erzählte er irgendwann. »Als ich etwa zwei Jahre alt war, hatte mein Vater eine Affäre mit dieser Spanierin. Später hat er sich nie wirklich um Maria gekümmert, zumal ihre Mutter mit ihr zurück nach Madrid gegangen ist. Aber er war ohnehin nicht der fürsorgliche Typ - mir gegenüber auch nicht. Er schien stets … gleichgültig.« Er machte eine Pause, als würde er in bitteren Erinnerungen schwelgen. Seine Hand war nun auf ihrem Halsansatz erstarrt. »Seit ich achtzehn war, habe ich Kontakt mit Maria, hauptsächlich per Email. Ich konnte einfach nicht mit der Vorstellung leben, dass ich irgendwo auf der Welt eine Schwester habe, die ich nicht kenne.« Erst jetzt setzten sich seine Hände wieder in Bewegung und

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