Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
immer noch blutet. Belassen wir es dabei, okay?«
Vanessa nickte. »Okay.« Dann blickte sie zu Jonas, der sie entschuldigend anl ächelte. Doch da war noch etwas anderes in seinem Blick, was sie im Augenblick einfach nicht deuten konnte.
Auch Maria nickte, als wolle sie damit Vanessas Antwort zustimmen. Schließlich fuhr sie etwas besonnener fort: »Du musst wissen, Jonas hat die ganze Zeit befürchtet, das könnte passieren. Ich reagiere ziemlich empfindlich auf meine Mu tter, und das weiß er. Er hätte es dir sagen können, dich warnen sollen, aber ich habe ihn gebeten, es nicht zu tun. Du mögest ihm das verzeihen. Aber vielleicht können wir uns jetzt in aller Offenheit unterhalten und nicht so tun, als würde ein falsches Wort gleich das ganze Café zum Einsturz bringen. Was sagst du dazu?«
Und tatsächlich entspannte sich Vanessa etwas. Die ganze Zeit schon hatte sie sich über Jonas‘ seltsames Verhalten g ewundert. Doch nun machte alles irgendwie Sinn. Er war ein doppelter Geheimnisträger. Auch sie hatte ihn darum gebeten, Maria nichts von ihrem Eifersuchtsanfall zu erzählen.
»Klingt gut für mich«, sagte Vanessa und zwang sich zu e inem Lächeln. Vielleicht war Maria doch nicht so übel. Jedenfalls gestand sich Vanessa ein, dass sie – mal wieder – zu voreilig geurteilt hatte. Möglicherweise sollte sie diesen Charakterzug an sich noch einmal eingehend überdenken. Denn nicht immer musste der erste Eindruck auch der Richtige sein.
»Hervorragend!«, sagte Maria erleichtert und zeigte ihre pe rfekten weißen Zähne.
Die nächste Stunde unterhielten sie sich über belanglose Dinge, doch es war en tspannt und gelöst. Und noch nie zuvor hatte Vanessa sich Jonas – oder sonst jemandem – so nahe gefühlt.
An diesem Abend nahm Jonas Vanessa zum ersten Mal mit in seine Wohnung. Der Gestank nach Hopfen und Malz von der Brauerei gegenüber lag wegen der Hitze noch stärker in der Luft als an dem Tag, an dem sie ihn unangekündigt besucht hatte. Aber es störte Vanessa nicht. Sie würde den Geruch von diesem Tag an mit dem flatternden Gefühl, das sie in diesem Augenblick in ihrem Bauch verspürte in untrennbare Verbindung bringen. Schon jetzt kündigte der Himmel an, dass es auch heute wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang geben würde. Alles schien perfekt. Alle Zweifel waren vergessen.
Jonas hielt ihre Hand, als sie seine Wohnung betraten.
»Womit habe ich die Ehre verdient, in deine Wohnung geladen zu werden?«, fragte Vanessa spielerisch, nachdem er sie in sein Wohnzimmer geführt hatte. Obwohl es draußen langsam dunkel wurde, konnte sie noch genug erkennen, um sich ein Bild davon zu machen. Das Zimmer war groß, etwa so groß wie Vanessas ganze Wohnung. Die dezente, aber geschmackvolle Einrichtung ließ darauf schließen, dass sie erst vor kurzem erneuert worden war, denn es wirkte ausgesprochen sauber und gut erhalten. Ein besonderer Blickfang war die schwarze Polstergarnitur, die etwa ein Drittel des Wohnzimmers einnahm.
Jonas ließ sich auf eben dieses Sofa fallen und zog Vanessa an ihrer Hand mit. Sie landete neben ihm auf den Polstern und lachte ihn an. Er betrachtete sie einige Augenblicke, und Vanessa spürte, wie sie nervös wurde. Er machte sie nervös. Er löste Explosionen in ihren Nervensträngen aus, die sich bis in den kleinen Zeh ausbreiteten. So hatte sie sich noch nie zuvor gefühlt, nicht einmal bei Lennart.
»Mir war aufgefallen, dass du noch nie hier warst, nie richtig. Außerdem … ich denke, es ist an der Zeit«, sagte J onas dann.
»An der Zeit wofür?«
Er streckte seinen Arm nach ihr aus und berührte mit den Fingerspitzen ihre Wange. »Ich habe über die Sachen nachgedacht, die du gesagt hast. Über das Vertrauen.«
Vanessa senkte verlegen den Blick. Sie konnte sich kaum noch an ihre Worte e rinnern, zu aufgelöst war sie an diesem unheilvollen Tag gewesen.
Jonas dagegen erinnerte sich scheinbar umso besser. »Und ich finde, du hast recht. Ich habe nicht viel getan, um dein Vertrauen zu verdienen und dir das Gefühl vermittelt, ich würde dich nicht wollen.«
Sie blickte erstaunt auf. »Ist schon gut …«
Doch er schüttelte langsam den Kopf. »Ist es nicht, Vanessa. Denn ich will dich.« Dann lehnte er sich nach vorne und küsste sie. Erst zärtlich, dann stürmisch. Er drängte sie auf der Couch zurück, bis er vollständig auf ihr lag. Seine Hände schoben sich unter ihr Shirt und umfassten sofort ihre Brüste. Erst in diesem Moment wurde
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