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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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ja, warum eigentlich?«
    Widerstand regte sich in Vanessa. »Er ist nicht mein Trau mmann.«
    Tamara zog sarkastisch eine Augenbraue hoch. »Ach, nein?«
    Vanessa zuckte die Achseln. »Ich sag‘s ja nur. Abgesehen davon habe ich nicht das Weite gesucht.«
    Tatsächlich hatte Vanessa es sogar bis zum nächsten Mo rgen ausgehalten. Als sie nach dem Duschen in der Nacht zu Jonas ins Bett gekrochen war, hatte er bereits geschlafen, doch am nächsten Morgen war sie schon bald unter einem Vorwand fluchtartig gegangen.
    »Liebst du ihn?«, fragte Tamara sie plötzlich.
    Vanessa war mit einem Mal ganz elend zumute. »Bitte stell mir nicht diese Frage!«
    »Warum nicht?«
    Vanessa wusste, dass diese Frage stets tiefgehende Konsequenzen hatte, fast genauso wie die Antwort. »Weil ich mich nicht so in die Geschichte reinhängen will, bevor ich ihm nicht auch glauben kann.« An diesem Morgen hatte sie das erste Mal seit vielen Jahren wieder an ihren Fingernägeln gekaut, und auch jetzt biss sie auf dem festen Horn herum, als würde es die Situation erträglicher machen. Bald würde es anfangen zu bluten, das konnte sie schon jetzt schmecken.
    Tamara ließ ihr Eis nun völlig außer Acht und sah Vanessa mütterlich an. »Er hat es dir gesagt, Vanessa. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, hat er es dir auch ausgiebig g ezeigt. Was willst du mehr?«
    Vanessa fühlte sich ausgelaugt und alleine. »Das weißt du ganz genau, Ta mmy.«
    Tamara warf das Eis in den nahe gelegenen Mülleimer, streckte ihren Arm aus und nahm Vanessas freie Hand in i hre. »Hör zu, Vanessa: Solche Extrawünsche bekommst du nicht ohne Bestellung. Es ist wie in einem Restaurant. Da setzt du dich ja auch nicht einfach an einen Tisch und gehst davon aus, dass dir der Kellner schon das Richtige bringt. Du musst danach fragen.«
    Vanessa spürte, wie sich Tamaras Fingernägel schmerzhaft in ihre Haut gruben.
    »Und wenn ich nun ein Steak mit Sahne möchte? Wird der Kellner mich nicht für abartig halten?«
    »Warum sollte er? Vermutlich hat er es noch nie probiert, also darf er sich kein Urteil erlauben. Außerdem soll er es ja nicht essen. Er muss es dir nur bringen.«
    Vanessa war klar, dass ihre Freundin das alles sagte, um ihr zu helfen. Sie meinte es gut und hatte zu allem Überfluss auch noch recht. Doch es half nichts.
    »Ich kann es ihm nicht sagen.«
    Tamara lächelte mild. »Das wirst du müssen, wenn du nicht einsam und alleine sterben willst.«
    Vanessa stöhnte. Trotz allem, trotz der dunklen Seele, die in ihr schlummerte – oder vielleicht auch eben deshalb – war diese Vorstellung unerträglich. »Was soll ich nur tun, Ta mmy?«
    »Sprich endlich mit ihm. Vielleicht erlebst du ja eine Überr aschung.«
    Vanessa wusste, dass Jonas durchaus in der Lage sein kon nte, sie zu überraschen. Und doch liefen alle Überlegungen stets auf einen bestimmten Punkt zurück, der sie zögern ließ. »Aber Lennart …«
    Tamara gab ihr einen strengen Klaps auf die Hand. »Vergiss Lennart. So wie bei ihm wird es nicht sein.«
    Aber Vanessa hatte Zweifel. Nicht was Jonas betraf, sondern sie fürchtete sich vielmehr vor sich selbst. Auch das hatte sie Lennart zu verdanken. »Woher willst du das wissen?«
    »Weil Jonas nicht Lennart ist und auch du gewachsen bist. Weil es nicht wieder passieren darf.«
    Vanessa schloss die Augen. Die Sonne schien durch ihre Lider und wurde zu rotem Licht. Rot wie Blut. »Ich weiß …«
    Tamara senkte die Stimme, als zwei junge Männer ihres A lters an ihnen vorbeigingen und ihnen übermütig zuzwinkerten. »Gut. Denn noch einmal kommst du damit nicht davon, Vanessa. Das nächste Mal sperren sie dich weg.«
    Vanessa öffnete die Augen. »Wie nett, dass du mich daran erinnerst.«
    »Ich meine es gut, Vanessa. Du musst lernen, dich besser unter Kontrolle zu haben. Selbstbeherrschung ist nicht gerade deine Stärke. Du solltest es trainieren, indem du mit Jonas darüber sprichst. Denn weißt du, wie dein Gemütszustand langfristig sein wird, falls du es nicht tust?«
    Das wusste Vanessa nicht. Auch mit Lennart hatte sie nicht gleich gesprochen, doch bei ihm war es anders gew esen. Sie hatte geglaubt, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen, gerade von ihm hatte sie erwartet, dass er sie verstehen würde, als sie es eines Tages doch ansprach. Aber das hatte er nicht. Und so hatte das Unheil seinen Lauf genommen …
     
     
    Dienstag, 22. Juli
     
    Sie war ausgesprochen schön. Er kam nicht umhin, dies eins ums andere Mal von

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