Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Schutzglas vor dem Foto zersprang trotz des Teppichs in viele kleine Scherben und verteilte sich wie mit einem dumpfen Aufschrei auf dem Boden. Thox packte Vanessa an ihrem grünen Oberteil und zerrte sie zurück. Der Stoff in seinen Händen machte ein reißendes Geräusch, doch es war ihm egal.
Vanessa wimmerte, als er ihr erneut die geballte Hand ins Gesicht rammte. Sie wollte fallen, doch er ließ sie nicht. Blut klebte an seinen Fingerknöcheln, und erst jetzt bemerkte er, dass etwas in ihrem Gesicht geplatzt war. Ihre linke Wange war rot gefärbt, die klaffende Wunde blutete heftig und trop fte auf das weiße Hemd unter ihrem zerrissenen Oberteil. Schließlich hielt Thox für einen Moment inne. Vanessa schien das zu bemerken und versuchte, etwas zu sagen, doch er konnte sie nicht verstehen. Wagte sie es etwa, ihn um Verzeihung zu bitten? Die Wut in Thox schwoll von neuem an, und brutal stieß er Vanessa von sich. Sie fiel, krachte mit dem Rücken auf den Boden und kreischte vor Schmerz auf. Doch das stachelte ihn nur noch mehr an. Niemals durfte er den Grund aus den Augen lassen weshalb sie hier war! Das durfte er niemals vergessen!
Thox stürzte sich auf sie. Doch sobald er auf ihr saß und mit seinem Gewicht ihren Unterkörper auf den Boden drückte, begann Vanessa, sich zu wehren. Obwohl sie weinte – vor Angst oder vor Schmerz – zappelte und wand sie sich wie eine Schlange und schlug um sich. Thox war überrascht, wie viel Kraft noch in ihrem Körper steckte, und beinahe gelang es ihr, ihn von sich zu stoßen.
Endlich bekam er ihre Arme zu fassen. Ihre Hände hatten ihn mehrfach getroffen, an den Schultern und im Gesicht, doch Schaden hatten sie nicht angerichtet. Er beugte sich schwer atmend nach vorne und drückte ihre Arme über ihrem Kopf auf den Boden. Sein Gesicht war nun ganz dicht an ihrem, und er sah sie an. Vanessas Körper erstarrte, wurde ruhig und bewegungslos, doch sie erwiderte seinen Blick. Ihre grünen Augen schwammen im Wasser, doch sie waren fest und wirkten beinahe provokant. Plötzlich wurde sich Thox ihres Körpers bewusst, den er unter seinem begraben hatte. Ihre angewinkelten Beine waren nackt, ihr grünes Oberteil hing nur noch in Fetzen an ihr und das weiße Hemd, von ihrem eigenen Blut befleckt, war bis über ihren flachen Bauch hoch gerutscht. Sein visueller Fokus lag auf ihrem Gesicht, ihren Augen, doch ihren Körper konnte er spüren. Die verrücktesten Gedanken kamen ihm in den Sinn. Weiße Haut … Sommersprossen, die er berührte … ein Ausdruck des Verlangens in ihrem Gesicht … Sein schwerer Atem wollte sich einfach nicht beruhigen und er spürte bereits die ersten Anzeichen einer körperlichen Reaktion.
Er musste damit aufhören! Aufhören, sie als Individuum zu betrachten. Denn das war sie nicht. Und doch spürte er seine Reaktion auf sie immer deutlicher. Er bemerkte, dass sich ihre Augen in Entsetzen weiteten – vermutlich spürte sie se ine Reaktion ebenfalls. Sie öffnete ihren Mund, den festen Blick noch immer auf ihn gerichtet, doch sie brachte keinen Ton zustande. Ihre Lippen verschlossen sich, nur um kurz darauf einen neuen Versuch zu starten. Ihre Stimme klang rau und verbraucht, aber nicht ängstlich, beinahe sachlich, als sie dann fragte: »Wirst du mich jetzt vergewaltigen?«
Thox Blick blieb seltsam zäh für einige Sekunden an ihr ha ften. Ihre Worte glitten schwerfällig durch ihn hindurch. Er ließ ihre Arme los und wich zurück. Ein Gefühl von Übelkeit kroch in seinen Magen. Er wollte nicht daran denken. Dann sprang Thox auf und blickte auf Vanessa am Boden herab. Obwohl sie eine doppelte Schicht Stoff über ihrem Busen trug, konnte er sehen, dass ihre Brustwarzen hart waren. Sie forderten ihn geradezu auf, sie zu berühren, doch statt dieser Aufforderung nachzukommen, sah Thox dem Mädchen auf dem Boden ins Gesicht. Sie wirkte verwirrt, aufgewühlt, ängstlich. Ihr Gesicht war voller Blut, ihre Wangen feucht von ihren Tränen, die Augen geschwollen. Und doch schien es Thox, als würde sie ihn erwartungsvoll ansehen.
Er drehte sich weg. Wanderte einige Schritte in seiner Wo hnung umher. Atmete tief in seinen Brustkorb ein, ehe er vor einem Bücherregal stehen blieb, den Rücken zu Vanessa gedreht, und die Augen schloss. Einundzwanzig … zweiundzwanzig. Er öffnete seine Augen, drehte sich um und ging zurück zu dem blutenden Mädchen auf seinem Fußboden.
Vanessa Justine Seebusch hatte sich nicht gerührt. Gedem ütigt sah sie ihn an, und
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