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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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hier?«, fragte er sie schließlich, und er spürte, dass seine Wut verflogen war.
    Vanessa sah aus ihrem geschwollenen Auge zu ihm hoch, und es war, als würde sie versuchen, ihn anzulächeln. »Warum bin ich noch am Leben?«, fragte sie, anstatt ihm zu antworten.
    Thox ging davon, löschte das Licht und verließ das Schla fzimmer. Der Boden in seiner übrigen Wohnung war ruiniert, schon wieder würde er renovieren müssen. Er ging zu dem großen Blutfleck auf dem Teppich und hob das Foto auf. Dann legte er sich auf die Couch, das Bild immer noch in seiner Hand, und schloss die Augen.
     
     
    9:00 Uhr
     
    Nach dem unruhigen Schlaf auf der Couch mit dem Foto in seinen Händen folgte am Morgen das Möbelrücken in Thox‘ Wohnecke. Vanessas Blutspuren auf dem Boden hatten sich mittlerweile braun verfärbt, und er wollte sie nicht sehen müssen. Wenn die ganze Sache vorbei war, würde er es mit einem aggressiven Teppichreiniger probieren, bevor er sich für eine Renovierung entschied.
    Nachdem er Tisch und Couch so gestellt hatte, dass nur noch wenig von den Flecken zu sehen war – abgesehen von den Schleifspuren bis zu der Tür – ging er ins Schlafzimmer. Vanessa lag noch in der derselben Position, wie er sie zurück gelassen hatte, was weniger verwunderlich war. Die Gurte an ihrem Körper ließen ihr keine andere Wahl.
    Sie hatte ihre Augen geschlossen, und das änderte sich auch nicht, als er den Raum betrat. Dennoch vermutete er, dass sie nicht schlief, sondern ihn nur nicht ansehen wollte. Dieses Recht hatte sie sich verdient. Ihr Gesicht war nun nicht mehr hübsch. Überall – zumindest auf der Hälfte, die er sehen konnte – klebte getrocknetes Blut und gab ihr das gr oteske Aussehen eines Untoten aus einem billigen Horrorfilm. Seltsamerweise konnte Thox diesen Anblick nur schwer ertragen. Immerhin sah die Wunde an ihrem Rücken nicht mehr so schlimm aus. Sie hatte bereits vor vielen Stunden aufgehört zu bluten und war offenbar auch nicht entzündet. Wenn das überhaupt noch eine Rolle spielte.
    Thox setzte sich auf seinen Sessel und sah Vanessa nac hdenklich an. Er konnte nicht leugnen, dass er sich auch jetzt zu ihr hingezogen fühlte, was alleine für sich schon ungewöhnlich war. Seit vier Jahren war ihm das nicht mehr passiert, was aber auch daran lag, dass er seit dieser Zeit seine – physische und psychische – dunkle Höhle kaum verlassen hatte.
    Doch wie sie nun vor ihm lag, nur mit einem schwarzen Slip bekleidet, der auf der einen Seite etwas hoch gerutscht war und ihre Pobacke preisgab, und dem weißen Trägerhemd, das ebenfalls nur wenig Haut bedeckte, hatte sie etwas Anzi ehendes an sich. Thox verspürte plötzlich den Drang, sich ihr zu erklären, einfach nur, weil sie es verdient hatte. Ihr zu sagen, warum sie hier war, was geschehen war, das ihn zu diesem Menschen hatte werden lassen. Was es mit dem Foto auf sich hatte.
    Unwillkürlich räusperte er sich, obgleich das nicht seine A bsicht gewesen war. Vanessa öffnete nun doch ihre Augen, aber vermutlich konnte sie aus ihrer Position höchstens seine Beine sehen – wenn überhaupt.
    »Ihr Name war Anna«, begann er, und seine Stimme klang brüchig, wie sie es immer tat, wenn er ihren Namen erwäh nte. Es war jedes Mal ein Kampf, den er nur verlieren konnte. Deshalb sprach er für gewöhnlich nicht über dieses Thema. »Ich habe sie zuerst gar nicht bemerkt. Ich war nur kurz nach der Uni in den Supermarkt um die Ecke gegangen, um mir Kaffee für den nächsten Morgen zu besorgen. Sie stand vor mir an der Kasse und hatte nicht genug Geld in der Tasche, um ihre Einkäufe zu bezahlen. Noch bevor ich erkannte, was für ein engelsgleiches Geschöpf sie war, bot ich meine Hilfe an. Sie bestand darauf, mich am nächsten Tag als Dankeschön zum Kaffee einzuladen.« Thox verstummte. Doch noch bevor er sich Gedanken über seine nächsten Worte machen konnte, versuchte Vanessa, etwas zu sagen. Sie befeuchtete zunächst ihre Lippen, wie ein Verdurstender in der Wüste, bevor sie flüsterte: »Ich möchte duschen!«
    Wütend schlug Thox in die Polster seines Sessels und Vane ssa zuckte erschrocken zusammen.
    »Was?« Er konnte kaum glauben, dass er bereit gewesen war, ihr von Anna zu erzählen. Ausgerechnet ihr, diesem u ndankbaren Miststück! Vanessa hustete, doch Thox kümmerte das wenig. »Wann begreifst du endlich, dass dies kein Abenteuerurlaub in einem Luxushotel ist?«, brüllte er mit einem sarkastischen Unterton.
    Vanessa befeuchtete erneut

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