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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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ihre Lippen. »In meinem G esicht, überall klebt Blut. Ich möchte bitte duschen!«
    »Sonst noch einen Wunsch? Spiegelei und Speck zum Frü hstück? Eine Fußmassage vielleicht?«
    »Nur etwas fließendes Wasser, bitte. Ich will ja nicht ei nmal Seife.«
    Thox sprang energisch auf und schritt schweren Fußes zu dem Bett. »Fein, Madam möchte eine Dusche. Sollst du h aben!«
    Er löste erst ihre Gurte, dann ihre Fesseln, und noch bevor sie ihre steifen Gliedmaßen bewegen konnte, hatte er sie schon über die Schulter geworfen und trug sie ins Badezimmer. Dort setzte er sie auf dem Badewannenrand ab, zog ihr grob die schmutzigen Socken von den Füßen und gab ihr dann e inen Schubs. Mit einem dumpfen Knall landete sie auf dem harten Untergrund der Badewanne und wimmerte auf. Obwohl Thox bemerkte, dass ihr Widerstand gebrochen und ihr Körper seltsam erschlafft war, drehte er den roten Wasserhahn auf. Er stieß ihre Beine hinterher, und plötzlich kam wieder Leben in ihren Körper. Vanessa zog sich wie ein Igel zusammen und schlang die Arme um ihre angezogenen Beine.
    Heißer Wasserdampf erfüllte das Badezimmer, doch Vanessa rührte sich nicht. Das Wasser musste eigentlich ihre Haut verbrühen, doch sie saß nur da, mit geschlossenen A ugen und verzerrtem Gesicht, und ließ es geräuschlos über sich ergehen. Thox sah nachdenklich zu ihr herunter und fragte sich zum wiederholten Mal, wer dieses Mädchen eigentlich war. Er wusste nichts über sie, außer dass sie die Freundin von Jonas war, die Chance auf eine Flucht nicht nutzte und bei einer heißen Dusche, die ihre Haut an Rücken und Schulter verbrühte, keinen Mucks von sich gab. Erneut bemerkte er die Tätowierung auf ihrem Rücken, die er zum ersten Mal gesehen hatte, als er ihr auf der Straße gefolgt war. Grob riss er ihr weißes Hemd – das grüne Oberteil hing nur noch in Fetzen an ihrem Körper – am Rücken herunter, bis die Naht des vorderen Ausschnitts von ihrem Hals gestoppt wurde. Vanessa schnappte nach Luft, während Thox fluchend seine verbrannte Hand schüttelte. Dann betrachtete er ihre Tätowierung genauer. Obwohl das große Blumenbild sehr bunt und verspielt wirkte, konnte er das dumpfe Gefühl nicht abschütteln, dass die darin eingefassten Schriftzeichen keine blumige Bedeutung hatten.
    »Was bedeuten die Zeichen?«, fragte Thox schließlich.
    Vanessa antwortete nicht sofort, und er dachte bereits, sie hätte ihn durch das Rauschen des Wassers nicht gehört. Doch dann sagte sie angestrengt, beinahe müde, ohne ihn anzusehen: »Sonnenschein.«
    Thox mischte aus einem Impuls heraus etwas kaltes Wasser unter den Strahl. »Beschissene Lügnerin!«
    Doch Vanessa zuckte nur mit den Schultern und blieb stumm. Thox beugte sich vor, nachdem er in den Schrank unterhalb des Waschbeckens gegriffen und dort ein Handtuch herausgeholt hatte, um ihr das Blut aus dem Gesicht zu wischen, als sein Blick auf ihre Füße fiel. Ungläubig verharrte er für einen Augenblick.
    Die Haut war von den Zehen bis zum Spann übersät mit ve rnarbtem Gewebe. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn selbst ihre Sohlen so verunstaltet wären, zumal einige der dünnen Narben wie ein weißes Geschenkband ihren Fuß zu umwickeln schienen. Zu dem dünnen Geschenkband kamen Schnitte, Brandwunden wie von heißem Öl und seltsame glatte Stellen, die aussahen, als wären dort ganze Stücke rausgeschnitten worden. Thox musste sich zwingen, seinen schaulustigen Blick von ihren Füßen abzuwenden und fuhr damit fort, ihr Gesicht mit dem Handtuch abzuwischen. Doch der Anblick ihrer Füße ließ ihn nicht mehr los.
    »Was ist mit deinen Füßen passiert?«, fragte er schließlich.
    Auch diesmal reagierte Vanessa nicht sofort. Doch dann hob sie plötzlich den Kopf und blickte Thox mit festen Augen an. » Ich bin passiert.«
    Fasziniert wurde er von ihrem Blick festgehalten, als er plötzlich eine Veränderung im Wasser zu ihren Füßen b emerkte. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass sich das Wasser gelblich verfärbt hatte. Es dauerte nur einige Sekunden, dann wurde das Wasser wieder klar. Hatte sie gerade tatsächlich in die Badewanne gepinkelt? Irritiert sah er ihr wieder ins Gesicht und begegnete ihrem trotzigen Blick.
    »Was?«, fragte sie mit selbstsicherer Stimme, ganz so, als wäre sie die letzten Stunden nicht geschlagen und gequält worden. »Hast du etwa geglaubt, ich frage dich noch einmal, ob ich auf die Toilette darf?«
    Thox blieb stumm, konnte aber nicht anders, als Vanessa

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