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Scherben

Scherben

Titel: Scherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ismet Prcic
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britisch , weiter. Wir küssten uns, bis ein kleiner Fuchs hinter der Hecke hervorkam und uns lüstern ansah, dann trottete er kopfschüttelnd und mit heraushängender Zunge davon, als wollte er sich über uns lustig machen.
    Am nächsten Tag wachte ich spät auf und stellte fest, dass niemand im Haus war. In zehn Minuten ging die Vorstellung los, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, mich zu wecken. Ich warf mir meine Jacke über, ein Hauch von Allison fuhr mir in die Nase, dann fiel mir wieder ein, was Asmir getan hatte, dieses Schwein. Am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Ich sah in allen Räumen nach und überall stand noch Gepäck, Kleidungsstücke lagen herum, Reste eines hastigen Frühstücks in der Küche, Krümel, Cornflakes und verschmierte Orangenmarmelade. Im Wohnzimmer stand Asmirs Ghettoblaster. Wenn er noch in Edinburgh war, dann war er fällig. Ich rannte aus der Tür, ohne abzuschließen.
    Der Tag war feucht, und ich raste wie ein Bekloppter den Hügel hinauf, Zorn trieb meine Muskeln an. Jede Menge Menschen waren unterwegs, und ich wand mich im Slalom zwischen ihnen hindurch, stieß hier und da an eine Schulter.
    Als ich auf die Albany Street einbog, klapperte mein rechter Schuh auf dem Bürgersteig. Ich wollte nicht stehenbleiben, also hüpfte ich auf dem linken Fuß weiter und hob meinen rechten, um zu sehen, was passiert war. Der Kleber an der billigen Sohle hatte sich aufgelöst, und mein Absatz hing herunter.
    »Scheiße!«, sagte ich, und im selben Moment donnerte ich gegen etwas, einen stämmigen Mann, von dessen Oberkörper ich abprallte wie von einem Baumstamm. In der Nanosekunde, in der wir uns ins Gesicht sahen, erkannte ich ihn.
    Mustafa! War das möglich?
    »Tut mir leid«, sagte ich und versuchte mich aufzurappeln, doch er ging einfach weiter. Bis ich wieder stand und mir den Musikknochen in meinem Ellbogen hielt, war er schon um die Ecke gebogen.
    »Mustafa!«, rief ich ihm nach, aber er kam nicht zurück.
    Ich humpelte ins Venue 25, lief durch den Hof und in den grünen Raum hinter der Bühne B, wo die Truppe, wie ich annahm, den Beginn der Vorstellung bis zu meiner Ankunft hinauszögerte. Doch kaum trat ich ein, wusste ich, dass es keine Aufführung geben würde.
    Die jungen Ensemblemitglieder saßen in ihren Kostümen auf den Sofas und sahen mich mit angsterstarrten Mienen an. Am Bühneneingang standen Branka und Ramona mit zwei Männern, die ich noch nie gesehen hatte. Branka drehte sich um, und beim Anblick ihres Gesichtsausdrucks lief es mir kalt über den Rücken. Sie rannte auf mich zu.
    »Wo bist du gewesen?«, zischte sie. Ich dachte, sie wollte mich schlagen.
    »Im Haus«, sagte ich und blickte zu Ramona. »Die anderen haben mich nicht geweckt.«
    Ramona wandte sich von mir ab.
    »Wo sind Bokal und Asmir? Wo sind die Musiker?«
    In dem Moment wurde mir klar, dass Asmir weg war. Sie waren alle längst weg.
    Am liebsten hätte ich ihm den Schädel eingeschlagen, dafür, dass er Allison begrapscht hatte, obwohl er wusste, dass ich sie mochte; dafür, dass er behauptet hatte, es für mich zu tun, damit ich begriff, wie’s läuft; dafür, dass er mir ins Gesicht gelogen hatte. Ich erinnerte mich, wie verletzlich er am Vorabend auf dem Balkon ausgesehen hatte, und das machte mich nur noch wütender. Etwas in mir kochte über, und da ich vor dieser gepeinigten Frau keinen Dampf ablassen konnte, kam alles zu den Augen raus.
    »Ich weiß nicht, wo sie sind«, presste ich hervor.
    »Ich glaub dir kein Wort! Ihr seid doch die dicksten Kumpel.«
    Ich wischte mir über die Augen, in meinem Magen krampfte sich etwas zusammen.
    »Ich. Weiß. Es. Nicht.«
    Ihre Lippen verzerrten sich wütend. Sie packte mich am Arm und zerrte mich zu den Sofas.
    »Niemand weiß etwas«, sagte sie. »Setz dich. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.«
    Meine Freunde rutschten rüber und machten mir in der Ecke Platz.
    »Totaler Wahnsinn«, flüsterte Omar, als sei alles seine Schuld.
    »Was ist passiert?«, flüsterte ich zurück.
    Er sah rüber zu seiner Mutter, die vor dem Bühneneingang auf und ab ging, wo Ramona mit den beiden Männern sprach und anscheinend auf etwas wartete. Einer von ihnen, ein kinnloser Blonder, schrieb etwas in ein Notizbuch.
    »Boro und ich sind heute Morgen aufgewacht, und außer Ramona waren alle weg. Wir dachten, du bist bei dem Mädchen, und haben in deinem Zimmer gar nicht nachgesehen.«
    »Aber sie haben ihre Sachen dagelassen.«
    »Ich glaube, um Zeit zu

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