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Scherbenmond

Titel: Scherbenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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wurden, nahm ich ihn mir endlich zum Mann.

Der kleine Tod
    »Und, war ich gut?«, fragte ich trocken, als ich wieder einigermaßen bei Sinnen war und im Geiste versuchte, eine kleine, überschaubare Liste jener Blessuren zu erstellen, die ich eben davongetragen hatte. Allesamt heilbar.
    Colin begann so heftig zu lachen, dass das gesamte Bett bebte. Seine Hand ruhte entspannt auf meinem blanken Hinterteil, und nachdem Miss X - es war ein Mädchen, wie ich inzwischen erfahren hatte - sich aus ihrem tiefen Schock befreit hatte, war sie zu uns gekrochen, um sich in Colins Armbeuge zu kuscheln.
    »Wie immer eine glatte Eins«, murmelte er mit leisem Sarkasmus. »Ich müsste dich fragen. Wie warst du? Wie waren wir?«
    »Oh, ich bin angenehm überrascht. Ich hatte immer Angst, ich hole mir eine Blasenentzündung, wenn ich mit dir schlafe«, witzelte ich und stellte verblüfft fest, dass ich geschwätzig wurde. Bisher war es mir stets unglaublich schwergefallen, mit einem Mann über Sex zu reden, der mein Bett teilte oder vorhatte, das zu tun. So absurd meine verbale Zurückhaltung auch sein mochte. Wieder bebte die Matratze.
    »Ich würde niemals eine Frau begatten, ohne vorher zu jagen. Die Bedeutung der Nekrophilie wird allgemein überschätzt. Kalte, leblose Körperteile sind nicht up to date.«
    Ich kicherte. Colin hatte alles andere als kalt und leblos gewirkt. Weder leblos noch still. Er hatte mit mir geredet ... auf Gälisch ...
    Und erst nachdem der Kampf auf beiden Seiten ausgefochten war, hatte ich seine Fesseln lösen dürfen. Ich fuhr zärtlich über die Striemen, die der Kimonogürtel an seinen Handgelenken hinterlassen hatte.
    »Ich hätte sie übrigens nicht gebraucht. Ich war satt genug.«
    Ich drehte mich erstaunt zu ihm um. Sein Lächeln zog sich in seine Augen zurück, die mit der zunehmenden Dunkelheit ihre schillernde Schwärze wiedererlangten.
    »Aber - warum musste ich dann die ganze Arbeit erledigen?«
    »Ich wollte sichergehen, dass alles, was du tust, freiwillig geschieht. Außerdem möchte ich doch sehr bitten, Lady Chatterley. Ich habe auch meinen bescheidenen Teil dazu beigetragen.«
    Und der war so bescheiden gar nicht gewesen. Ich konnte ihm beim besten Willen nicht widersprechen.
    »Wusstest du, dass ich komme?«
    »Ich habe es gehofft.« Die Anzüglichkeit in seinem Tonfall brachte mich im Nu zum Erröten. Colin grinste mich unverschämt an.
    »Nein, so meinte ich das nicht... ich ...«
    »Mir war schon klar, wie du es meinst. Ich hatte gewittert, dass der Mahr sich entfernt hat, du dich mir näherst und ...«
    »Oh Gott!« Ich setzte mich abrupt auf. »Der Mahr! Wie konnte ich ihn nur vergessen! Oh nein, mein Bruder ist mit seinem Mahr auf dem Schiff und ich mache hier ...«
    »Auf dem Schiff?«, unterbrach Colin mich und setzte sich ebenfalls auf. »Was für ein Schiff?«
    Doch ich war schon aus unserem Liebesnest geflüchtet und rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen meinen zum Trocknen aufgereihten Habseligkeiten umher, zerrte meine klitschnassen Kleider vom Balkon, versuchte sie über den Ofen zu hängen, wo die Unterwäsche immer noch vor sich hin dampfte, schüttelte den klammen Rucksack aus ... und wusste eigentlich gar nicht, was ich wollte. Hier sah es aus wie in einem tibetanischen Wanderpuff. Miss X hielt das alles für ein tolles neues Spiel und sprang immer wieder von hinten gegen meine Waden, was mir den ein oder anderen spitzen Schrei entlockte. Colin beobachtete mich eine ganze Weile, unverkennbar fasziniert und nicht minder belustigt.
    »Ellie, Liebes.« Er streckte seine Hand aus.
    »Zieh dir etwas an, wenn du mit mir redest!«, fauchte ich.
    »Das könnte ich dir auch sagen. Du versprühst jede Menge weiblichen Charme in meiner Hütte.«
    Erschrocken hielt ich inne. Stimmt, ich war ja auch noch unbekleidet. Argwöhnisch verrenkte ich meinen Kopf.
    »Wackelt mein Hintern, wenn ich laufe? Oh Gott! Mein Hintern! Ich bin doch nicht wegen meines Hinterns hier! Was rede ich da! Ich bin wegen ...«
    »Wegen dir hier. Und mir. Das sind zwei sehr gute Gründe. Und ja, dein Hintern wackelt. Alles andere würde mir auch Angst einjagen. Aber du missbrauchst den Namen des Herrn etwas zu häufig, seitdem du Hemd und Hose verloren hast.«
    Ich schlug verlegen die Augen nieder. Ja, das hatte ich. Und nicht nur fluchenderweise.
    Colin erhob sich, nahm meine Hand und zog mich neben sich aufs Bett.
    »Ich wusste, dass du mit mir reden wolltest. Und mir war klar, dass es einen

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