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scherbenpark

scherbenpark

Titel: scherbenpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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nicht.«
    »Es ist nicht so, dass es . . . dass es nur wegen dem . . . dem Bett ist.« Maria errötet. »Aber, du bist ja ein großes Mädchen, es ist auch nicht unwichtig.«
    »Maria«, sage ich müde. »Hau ab aus meinem Zimmer. Verschon mich mit deiner Verbalerotik. Ich habe einen schwachen Magen.«
    »Weißt du, wie das ist, wenn man allein ist?« fragt Maria.
    Ich starre sie an. »Wer ist allein?«
    »Ich«, sagt Maria erstaunt, als hätte ich sie etwas Offensichtliches gefragt. »Ich wohne und putze gern hier bei euch, und die Kinder sind echte Herzchen, aber ich bin eine erwachsene Frau, Sascha.«
    Mir fällt ein, dass sie nicht 50, sondern bloß 37 ist.
    »Auch du, Brutus«, sage ich bitter. »Was findet ihr alle bloß daran? Warum könnt ihr nicht in Ruhe leben, ohne euch von irgendwelchen schrumpligen Schwänzen . . . na ja, du weißt, was ich meine. Ich habe dir doch vertraut. Ich habe gedacht, wir sind deine Familie.«
    »Das seid ihr doch«, sagt Maria.
    »Ich hätte es wissen müssen«, sage ich. »Du bist nicht für uns hierhergekommen. Du wolltest dir hier einen Mann suchen, einen besseren, als du in Nowosibirsk kriegen konntest. Und hier hast du nichts Besseres als Grigorij gefunden. Was planst du jetzt? Willst du ihn heiraten und hier ausziehen? Oder soll er hier einziehen? Oder kommt er nur kurz zum Ficken rüber, und du musst ihm dann dafür auch die Hemden waschen?«
    »Das ist schlimm«, sagt Maria. »Das ist ganz schlimm, was du da sagst.«
    »Die Wahrheit ist immer schlimm«, sage ich. »Hierzulande sagt man, die Wahrheit trifft härter als die Faust.« Dass ich mir das gerade ausgedacht habe, wird Maria niemals erfahren.
    »Hör mal, Sascha«, sagt sie und versucht verzweifelt, mit ihren Augen meinen ausweichenden Blick einzufangen. »Grigorij ist ein sehr Netter. Er kann nichtsdafür, dass er schon so lange Witwer ist. Und er hat es auch nicht leicht mit seiner dicken Göre. Er kann seine Hemden selber waschen, und er bügelt sogar die Röcke von dieser Anschela. Und er war immer so hilfsbereit, wenn er mich auf der Straße oder im Supermarkt getroffen hat, er hat mir so viel erklärt . . . «
    » . . . was habe ich dir denn nicht erklärt?!«
    »Und seit drei Monaten kommt er zu uns. Ich gehe nicht zu ihm, weil ich seine Tochter nicht mag, und die mich noch weniger, und außerdem bin ich lieber hier in der Wohnung. Da fühle ich mich ein bisschen sicherer als irgendwo draußen. Ich habe ihm auch gesagt, er soll nur kommen, wenn die Kleinen nicht da sind, und daran hält er sich. Ich rufe ihn an, wenn es geht. Ich habe doch so viel Zeit.«
    »Das ist ja wohl das wenigste, dass die Kinder nicht dabei sind«, sage ich und sehe entsetzt, dass Maria weint.
    »Was ist?« frage ich böse. »Was hast du denn für einen Grund zum Heulen?«
    Maria schüttelt den Kopf und wischt sich mit dem Ärmel die Tränen ab. Dann zieht sie ein großes geblümtes Taschentuch hervor, das sie in den Bund ihrer Leggings gesteckt hat, und putzt sich die Nase, was sich nach einem mittelschweren Gewitter anhört.
    »Ich bin hier so allein«, schnieft sie in ihr Taschentuch. »Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so furchtbar ist. Ich verstehe hier gar nichts. Nicht mal, was im Fernsehen kommt. Die paar Russen hier im Viertel gucken mich alle so komisch an. Nur Grigorij ist immer nett zu mir.«
    »Wieso gucken die dich komisch an?« frage ich erstaunt. »Hier kommt doch jeder Zweite aus Kasachstan oder so. Hast du keine Freunde finden können?«
    Maria schüttelt ihren Kopf wie ein nasses Pferd. »Ich habe mir gedacht, das ist wegen der Geschichte.«
    »Wegen welcher Geschichte?« frage ich gereizt.
    »Die wissen, dass ich mit ihm verwandt bin. Und, weißt du, eine Familie, in der so ein Unglück passiert ist, die wird gemieden. Die Leute denken vielleicht, so etwas steckt an. Das war schon in Nowosibirsk so.«
    »Ich scheiße drauf, was in Nowosibirsk war«, sage ich und falle in die Kissen zurück.
    »Sei mir nicht böse, Sascha, du hast deine Hölle, und ich habe meine«, sagt Maria. Und fügt mit überraschender Würde hinzu: »Es ist eine Bürde, und ich werde sie tragen. Ich bin nicht so eine, die Kinder im Stich lässt.«
    Und aus dem Flur höre ich: »Grigorij ist ein ganz Lieber.«
    So ein Mist, denke ich, dass man sich nicht selber mit dem eigenen Kopfkissen ersticken kann. Ob ich Maria zu Hilfe rufen soll?
    Ich bleibe lange liegen, die Decke über dem Kopf. Ich habe Grigorijs Gesicht vor Augen, das zu

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