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scherbenpark

scherbenpark

Titel: scherbenpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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beginnt, mit der Hand die Wand abzusuchen.
    Ich winke ab. »Lass schon. Es sind nicht mehr viele Kilometer bis zu deinem Zimmer, oder?«
    »Nee. Kann man zu Fuß hingehen.« Und er streckt den langen Arm aus und stößt eine Tür vor meiner Nase auf.
    »Hier wohne ich«, sagt er stolz. »Sieh mal.«
    Ich bleibe beeindruckt stehen.
    Es ist ein riesiges Zimmer – mindestens fünfmal so groß wie meins zu Hause. Das Bett ist ein niedriges breites Feld unter einem Haufen aus Decken und Kissen. Auf dem Schreibtisch steht der Computer, davor zwei Tastaturen und zwei Spielkonsolen. Die Stereoanlage blinkt vor sich hin. Und er hat einen eingeschalteten Fernseher über dem Bett hängen, auf dem gerade Nachrichten laufen.
    »Nicht übel«, sage ich. »Strahlt die ganze Elektronik nicht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine die magnetischen Felder. Sollen ungesund sein.«
    »Ich bin eh nicht gesund«, sagt Felix und lacht. »Die paar Wellen werden mich nicht umbringen.«
    »Und so ein Riesenbett, darauf kann man ja Fußball spielen!«
    »Ja. Und andere Spiele.« Er grinst mich an.
    Ich wende mich ab.
    »Ich gehe wieder zu mir«, sage ich und korrigiere mich: »Ins Gästezimmer.«
    »Ja?« fragt er enttäuscht. »Und dann?«
    »Und dann schlafe ich«, sage ich, obwohl ich lesen will.
    »Hm«, sagt er. »Soll ich dir den Weg zeigen?«
    »Danke. Ich werd's finden, denke ich.« Seit ich weiß, dass ich unterwegs keiner Frau im Negligé begegnen muss, fühle ich mich ein bisschen freier. Mir kommt der Gedanke, dass ich vielleicht nicht nur Männer hasse. Sondern auch Frauen.
    Ich traue mich nicht, ihn zu fragen, wo hier das andere Schlafzimmer ist.
    »Ist Volker dein Vater?« frage ich zaghaft.
    »Was dachtest du denn?«
    »Nichts dachte ich. Gute Nacht.«
    »Schlaf gut«, sagt er, und ich habe das Gefühl, dass er mir hinterherguckt.
    Ich wandere ein bisschen durch das Haus. Das Holz knarzt unter meinen Füßen, hier und da dämpft ein Teppich die Schritte. Es riecht ein bisschen nach Staub und Vanille.
    Ich glaube zu wissen, welche Tür die richtige ist. Es ist so ein Gefühl. Ich bleibe davor stehen und überlege. Dann stelle ich mir vor, wie die Tür aufgeht und wie dumm ich dann dastehe, also laufe ich ganz schnell und ganz leise die Treppe hinunter und schlüpfe in mein Bett. Ich betrachte das Handy-Display. Keine Anrufe, keine SMS.
    Dann schlafe ich mit dem angebissenen Apfel in der Hand ein.

Am Morgen drängt die Sonne durch die Schlitze im Rollladen.
    So ein Gefühl hatte ich, als ich mit fünf Jahren einmal bei meiner Großmutter übernachtet hatte – pures ungetrübtes Lebensglück, wenn jede Wahrnehmung noch mehr Freude verheißt. Das Klappern des Geschirrs, das Licht, das Summen der Hummeln, die Stimmen in der Küche und der Geruch frisch gekochten Kaffees und warmen Zimts. Auf den Brötchen, die meine Oma gerade aus dem Ofen geholt hat.
    Ich liege lange da und ziehe alles in mich hinein. Es ist ganz anders als damals, und dennoch so ähnlich. Dann sehe ich auf mein Handy. Es ist kurz nach zehn.
    Ich ziehe mich an und kämme mir die Haare. Die sind endlich trocken. Über der Kommode hängt ein großer Spiegel. Ich betrachte mich ungern. Ich sehe ganz anders aus als meine Mutter. Sie war viel kräftiger und hatte ganz andere Gesichtszüge, von der Haarfarbe ganz zu schweigen. Bei ihr war alles anders. Selbst meine Augenfarbe ist nicht die richtige. Und meine Augen sind schmal, und oft kneife ich sie zusammen, weil ich ein wenig kurzsichtig bin, und wenn ich mich ärgere.
    Ich werfe meine Haarbürste in den Rucksack.
    Ich brauche nicht lange, um die Küche zu finden. Gestern Abend habe ich mich ja auch kurz darin verirrt. Es ist eine Küche, die in das Wohnzimmer übergeht. Am Tisch sitzt ein Mensch in einem T-Shirt mit »Apocalyptica«-Schriftzug auf dem Rücken, und ich habe Schwierigkeiten, in ihm den Kerl von letzter Nacht zu erkennen. Ich muss nachdenken, bis mir sein Name wieder einfällt. Felix. Lateinisch der Glückliche.
    Ich bin überrascht, dass er, bei Licht betrachtet, rotblonde Haare und Sommersprossen hat. In der Sonne leuchtet sein Haar wie angezündet.
    Ich bestaune ihn ein wenig. Dann zuckt er zusammen und dreht sich zu mir um.
    »Guten Morgen«, sage ich, räuspere mich und versuche es noch mal. »Guten Morgen.«
    »Hallo«, antwortet er schnell.
    Irgendetwas ist bei ihm anders als in der Nacht. Er guckt mich kurz an und wendet sich wieder ab. Das Gesicht ist angespannt.
    »Setz dich«, fällt ihm

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