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scherbenpark

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Titel: scherbenpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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fällt mir wieder ein, wie ich hier vor wenigen Stunden heulend umhergeirrt bin und nach Volker geschrien habe. Es kommt mir vor wie ein Albtraum, der Jahre zurückliegt.
    Aber Felix liegt jetzt gerade in einem Krankenhausbett. Oder sitzt und starrt wütend aus dem Fenster und schiebt das Frühstückstablett weg.
    Mein Handy liegt unter dem Kopfkissen. Ich halte es bange vor die Augen, und es zeigt, was ich befürchtet habe. Elf Anrufe seit gestern Abend. Ich hatte das Handy im Kino nicht dabei, und danach war ich auch abgelenkt.
    Ich weiß, es ist noch etwas passiert. Als wäre diese Nacht noch nicht zu Ende.
    Alle Anrufe sind von daheim.
    Ich wähle die Nummer mit zitternden Fingern. Es läutet einmal. Danach ist Maria dran.
    »Hallo?« sagt sie ängstlich. Und hellwach.
    »Maria«, flüstere ich laut, als hätte ich immer nochAngst, einen neben mir schlafenden Felix zu wecken. »Maria, was ist passiert?«
    »Sascha«, antwortet sie und fängt an zu weinen.
    Ich beginne unerträglich zu frieren. »Maria«, sage ich hölzern und unwahrscheinlich ruhig. »Was ist los?«
    Sie schluchzt und verschluckt sich.
    »Maria«, schreie ich. »Was ist? Was mit Anton? Alissa? Was haben die? Ist was passiert? Ein Unfall? Blinddarmentzündung? Ist jemand von ihnen im Krankenhaus? Hat Vadim Freigang? Maria, red endlich, oder . . . oder ich komme zurück.«
    »Sascha«, flüstert Maria mit belegter Stimme. »Bitte komm zurück, Schätzchen.«
    »Jetzt sag doch endlich, was los ist, hast du das Reden verlernt?«
    »Bitte komm zurück.«
    »Maria, du machst mich völlig fertig.« Und ich erinnere mich an jene Vokabeln, die in Moskau an verfallene Zäune und im Solitär an die Wände gekritzelt werden. Für jedes einzelne Wort würde ich sofort von der Alfred-Delp-Schule fliegen. »Du Missgeburt«, fange ich noch schonend an. »Kannst du mir endlich mal sagen, WAS PASSIERT IST?!?«
    Je länger Maria mir zuhört, desto ruhiger wird sie.
    »Alexandra«, sagt sie schließlich streng und schnieft ein letztes Mal. »Sag du mir doch lieber – wann kommst du zurück?«
    »Wo sind Anton und Alissa?« schreie ich und springe auf und will schnell irgendwohin rennen, wo ich noch etwas tun kann.
    »In ihren Betten«, sagt Maria würdevoll. »Wo sonst?«
    »Was machen sie da?« frage ich blöd.
    »Schlafen«, sagt sie. »Oder was dachtest du?«
    »Sind sie krank?«
    »Warum?« wundert sich Maria. »Die sind kerngesund. Anton hat alle Hausaufgaben allein gemacht. In Mathe war alles richtig, den Rest habe ich nicht verstanden. Alissa hat ihren Namen geschrieben. Mit einem S.«
    »Sie hat es auch schwer«, sage ich. »Mit ihrem Namen.«
    »Grigorij kommt nicht mehr«, sagt Maria leise.
    »Oh«, sage ich. »Und warum?«
    »Wann kommst du?« fragt Maria. »Ich habe gestern Abend dauernd angerufen und mir so Sorgen gemacht.«
    Und dann fällt mir ein Stein vom Herzen.
    »Du hast doch nur angerufen«, sage ich ins Blaue hinein, »weil Anton einen Elternbrief nach Hause gebracht hat und nicht übersetzen wollte und du wissen wolltest, was drinsteht.«
    Maria seufzt. »Deswegen auch«, sagt sie.
    »Ich komme nach Hause«, sage ich. »Vielleicht sogar heute.«
    Und dann beginnt sie vor Freude wieder zu weinen, diesmal leise, aber ich kriege es mit und lege ganz schnell auf.
    »So eine Familie ist furchtbar anstrengend«, sage ich später zu Volker, der in Felix' Zimmer das Notebook und ein paar DVDs einpackt.
    »Ja«, sagt Volker. »Eine Familie ist eine wandelnde Naturkatastrophe. Im nächsten Leben will ich buddhistischerMönch sein. Ohne Anhang und ohne Besitz und mit einer Glatze. Und du?«
    »US-Präsidentin. Ich dachte, Felix darf heute nach Hause«, sage ich.
    »Meine Erfahrung spricht dagegen«, sagt Volker. »Die haben es ihm bloß gestern nicht gesagt, weil er dann vor Wut die teure Apparatur zertrümmert hätte. Aus deinem Bett direkt ins Krankenhausbett, das macht nicht jeder mit. Bis heute Morgen hat er sich ein bisschen beruhigt. Hoffe ich. Willst du wirklich schon heim?«
    »Am liebsten«, sage ich, »will ich ganz weit weg. Auf eine Insel, und drum rum das Meer, und Palmen bis zum Himmel, und Möwen kreischen, und weißer Sand und Mücken und Sonnenbrand.«
    »Und Bacardi«, sagt Volker.
    »Warum Bacardi?« wundere ich mich.
    »Weil sie so einen Werbespot haben, wie du gerade erzählst. Mit tanzenden Frauen in so Wickelröcken. Würde dir auch gut stehen.«
    »Ich kann nicht tanzen«, sage ich.
    »Und ob du das kannst«, sagt Volker. Er

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