Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
besser gesagt, der Mädchen aufzuklären. Frau Dr. Strissel hat mir schon gesagt, es hätte eine Verhaftung gegeben?«
    »Ja, völlig richtig. Das ist aber eher ein … wir nennen es mal Nebenkriegsschauplatz. Wir sind noch immer auf der Suche nach dem Verantwortlichen für Ionellas und Runas Tod. Deshalb möchte ich Sie bitten, genau nachzudenken. Hat Runa mehr aus ihrem Leben erzählt? Von ihrer Heimat? Von ihrer Familie? Hatten Sie den Eindruck, hinter ihrer Bewerbung bei Ihnen stecke mehr als nur der Wunsch nach einem Praktikumsplatz?«
    Die Museumsdirektorin überlegte eine ganze Weile, doch am Ende ergab sich nur ein lückenhaftes Bild von Runa: Studium in Tromsø. Ein Auslandssemester in Deutschland. Die Eltern Forscher, die oft wochenlang auf Forschungsstationen im Polarmeer unterwegs waren.
    »Ich hatte den Eindruck, das Verhältnis zu den Eltern sei nicht gut. Ich erinnere mich, dass sie in irgendeinem Zusammenhang die Formulierung wählte: ›seit meine Eltern tot sind‹. Sie hat sich sofort verbessert und gesagt: ›seit meine Eltern für mich wie tot sind‹.«
    Irmi runzelte die Stirn. »Aber Geschwister oder so hat sie nicht erwähnt?«
    »Nein, gar nicht. Sie hat von der Uni erzählt. Vom Studentenwohnheim. Richtig, da ist mal der Name Marit gefallen. Wohl eine Kommilitonin.«
    »Könnte das nicht das andere Mädchen auf dem Bild gewesen sein?«, fragte Irmi und zog das Bild erneut aus ihrer Tasche.
    »Das könnte natürlich sein. Im Hintergrund sieht man die Uni von Tromsø.«
    »Warten Sie mal«, sagte Irmi plötzlich. Sie drehte den Rahmen um, öffnete ihn und zog das Foto heraus. Auf der Rückseite des Bildes stand: »Marit og Runa midt i Tromsø«.
    »Marit und Runa mitten in Tromsø«, übersetzte die Direktorin leise.
    Sie alle starrten das Bild an. Zwei strahlend hübsche junge Frauen. Von denen die eine nun tot war.
    »Ich habe selber schon alles in Gedanken hin und her geschichtet, das können Sie mir glauben«, sagte die Museumsdirektorin. »Und ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht nachgefragt habe.«
    Aber was hätte sie Runa fragen sollen? Das Mädchen war eine Praktikantin gewesen. Ein kleines Rädchen im Getriebe, und außerdem war nicht jeder Angestellte erfreut über inquisitorische Fragen, dachte Irmi. Und meist starben die Angestellten ja auch nicht auf so rätselhafte Weise.
    »Da fällt mir noch was ein: Roger, ein Student, der hier aushilft, hatte mehr Kontakt zu Runa. Er hat sie ziemlich angeschmachtet, und die beiden haben öfter mal zusammen die Mittagspause verbracht. Soll ich ihn mal holen?«
    »Bitte!«
    Wenig später kam die Museumsdirektorin mit einem jungen Mann im Schlepptau zurück und entschuldigte sich dann, weil sie noch einiges zu tun habe. Rogers langer schräger Pony fiel ihm über die Augen, das enge graue Feinrippshirt steckte in einer viel zu weiten Jeans, und seinen Arm zierte ein grinsender Drache.
    »Guten Tag, Mesdames«, sagte er mit einem Zungenschlag, den Irmi nicht genau einordnen konnte, aber reizend fand. Überhaupt war der ganze Junge auf eine androgyne Weise hübsch.
    »Sie kannten Runa Dalby besser?«
    »Besser nicht. Wir waren ab und zu beim Lunch. Ich war nicht ihr Typ«, sagte er bedauernd.
    Irmi lächelte. »Trotzdem hat sie Ihnen vielleicht mal was von ihrer Familie erzählt oder so?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Von einem Bauernhof in Unterammerau vielleicht?«
    Er überlegte. »Nicht direkt«, sagte er dann.
    »Das heißt?«
    »Sie hat von hier aus öfter nach Norwegen telefoniert, weil ihr Handy immer leer war. Ich hab ihr gesagt, dass sie ihre Gespräche nicht so ausdehnen darf. Wegen der Telefonkosten. Dauernd Norwegen fällt ja auf.« Der junge Mann sah richtig unglücklich aus.
    »Und da haben Sie irgendetwas mitbekommen?«
    »Ich lausche doch nicht!«
    »Darum geht’s momentan nicht! Wir stecken in einer Mordermittlung, und es wäre schön, wenn sich in Ihrem Schädel festsetzen könnte, dass alles wichtig ist. Da interessiert es mich einen Scheißdreck, ob Sie gelauscht haben oder nicht!«, fuhr Kathi ihn an. Ihr Typ schien er auch nicht zu sein.
    Immerhin hatte Kathis Donnerstimme die Wirkung eines Weckrufs. Roger zuckte zusammen und stammelte: »Einmal hab ich nebenan kopiert. Und da hab ich Gesprächsfetzen gehört. Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es um einen Hof, einen Bauernhof. Ich habe mal ein Semester in Oslo studiert, insofern verstehe ich die Sprache so einigermaßen. Und es ging um einen alten Mann und dass

Weitere Kostenlose Bücher