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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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knisterte es heimelig, und die ganze Szenerie erinnerte an einen romantischen Film. Doch Irmi war angespannt und hatte das Gefühl, als würde Runas Gesicht in den Flammen flackern.
    Sie aßen, tranken Wein und plauderten, bis Jens schließlich fragte: »Bist du müde?«
    »Ja, ziemlich. Es war eine weite Reise, und mir liegt der Fall auf der Seele. Zwei so junge Mädchen!«
    Jens nickte. »Ich lass dir den Vortritt ins Bad. Dusch mal ordentlich heiß, das hilft meistens.« Er trat ans Fenster. Heute trug er eine Trekkinghose, und im Gegensatz zu ihr hatte er wirklich einen netten Arsch. Sie ging lächelnd ins Bad und duschte eine halbe Ewigkeit.
    Als sie zurückkam, lag Jens auf der Couch und schlief. Sie deckte ihn mit einer bunten Wolldecke zu und krabbelte ins Bett. Sie war froh, dass er schon eingeschlafen war, auch wenn es ihr bescheuert vorkam. Da traf sie alle Jubeltage ihren gut aussehenden, achtsamen und unendlich klugen Liebhaber, der ihr zudem das komplette Romantikpaket geboten hatte – und sie war erleichtert, dass der Sex ausfiel? Jede andere hätte ihn nun geweckt und verführt, doch sie freute sich an der Stille, an seiner Anwesenheit, an seinen Atemzügen. Es war immer das Gleiche: Sie musste sich an ihn gewöhnen, und es fiel ihr unendlich schwer, von null auf hundert zu beschleunigen.
    Als Irmi aufwachte, war Jens weg, doch bis sie sich angezogen hatte, war er mit Kaffee, Brot, Käse und Joghurt wiedergekommen. Er wirkte zerknirscht. »Da schlaf ich einfach ein! Entschuldige. Warum hast du mich nicht geweckt?«
    Jetzt nichts Falsches sagen, Irmi, ermahnte sie sich und rettete sich mit dem filmreifen Satz: »Du hast so schön geschlafen.« Dann schickte sie hinterher: »Du warst doch sicher wahnsinnig müde, oder?«
    »Ja, ich war knapp fünfzig Stunden wach, aber da hätten zwei weitere auch nicht geschadet.«
    Sie war ein Monster und hatte weder gefragt, wie er eigentlich nach Lakselv gekommen war, noch, woher das Auto stammte. Weil sie mal wieder nur in ihrem egoistischen mörderischen Orbit kreiste. Sie küsste ihn auf die Wange und schenkte ihm Kaffee ein.
    Nach dem Frühstück packten sie zusammen. Sven war bereits mit den Schweden aufgebrochen und hatte ein paar seiner Hunde mitgenommen. Das junge Mädchen striegelte zwei wuschlige isländische Pferdchen, während einige Hunde oben auf ihren Hütten saßen und mit ihren seltsamen Huskyaugen in eine schneeweiße Welt blickten.
    »Wir sollten kurz ins Städtchen und runter an den Fluss fahren, die Zeit haben wir noch«, schlug Jens vor. »Komm, Irmi!«
    Nach wenigen Kilometern gelangten sie in eine Kleinstadt, die zwischen den Häusern viel Raum bot, die puristisch war, nordisch, arktisch. Es fehlte nur noch ein Elch, der wie in der Kultserie »Ausgerechnet Alaska« über die Straßen lief. Jens parkte hinter einer Stahlbrücke, sie stiegen aus und gingen einen schmalen Pfad hinunter an einen trägen Fluss, in dem sich Eisschollen übereinandergeschoben hatten. Das flache Licht malte Blautöne in das Eis. Der Sandstrand war von Schnee überzuckert und schimmerte in einem goldenen Ocker wie aus einem Wasserfarbkasten.
    »Ist das schön. Fast wie in der Karibik. Fehlen nur noch die Palmen«, flüsterte Irmi.
    »Der Norden hat eine andere Kraft. Die Karibik ist bunt, laut und flüchtig, doch hier gibt es eine Ruhe, die einen Wurzeln schlagen lässt. Wir müssen mal im Sommer herkommen und zu dem kleinen See in der Nähe von Svens Ferienanlage wandern. Wir sammeln Holz, kochen Wasser im verbeulten Kessel und rösten Speck und Brot. Und wir haben Sex. Ich schlaf dann auch nicht ein, versprochen. Wir lieben uns mitten im großen stillen unendlichen Nichts. Oder besser doch nicht – wegen der Mücken.« Er lachte. »Was mich hier besonders fasziniert, sind diese riesigen Sanddünen. Sie sind bewachsen, und man muss gut aufpassen, dass man nicht in ein Loch fällt.«
    »Was denn für ein Loch?«
    »Bis heute sind die Fanggruben erhalten, die den Sami vor knapp tausend Jahren zur Rentierjagd dienten. Heute sind die Sami eine Minderheit. Immerhin haben sie seit einigen Jahrzehnten in Karasjok ein eigenes Parlament, das Sámediggi. Es fasst Beschlüsse, die dann als Empfehlung ans norwegische Parlament in Oslo gehen und durchaus umgesetzt werden.«
    Mittlerweile waren sie wieder ins Auto gestiegen. »Es wäre schön, das alles mal unter der Mitternachtssonne zu sehen«, sagte Irmi. »Du bist öfter hier gewesen, oder?«
    »Ja, früher.«
    »Wann ist

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