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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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und die Abstürze in Luftlöcher waren nicht dazu angetan, Vertrauen zu bilden. Eine fröhliche Stewardess meinte, es sei heute etwas »rough«.
    Unten sah Irmi Wasser. Viel Wasser. Der kleine Flieger nahm eine elegante Kurve und sank. Noch immer Wasser, bis schließlich doch eine Landebahn zu sehen war. Das Rollfeld lag beinahe im Wasser des zauberhaften Porsangerfjords. Womöglich hatte Xaver Schmid den Flughafen damals mitgebaut?
    Der Miniairport verfügte über ein putziges Gepäckband, das Irmis Köfferchen ausspuckte. Als Irmi ins Freie trat, entdeckte sie gleich Jens, der an einem Volvo lehnte und eine Rose zwischen den Zähnen hatte. Er strahlte.
    »Du Depp!« Irmi lachte und nahm ihm die Rose aus dem Mund.
    Er zog sie an sich und küsste sie herzhaft. »Ihr Taxi wäre da, Madame!«
    »Danke, du bist mein Retter. Ist ja etwas mühsam zu erreichen, dieses Weltenende.«
    »Dafür ist es hier umso großartiger.«
    »Ich hab dich gar nicht gefragt, ob du eigentlich einfach so wegkonntest von deiner Arbeit«, sagte Irmi, als sie im Auto saßen. »Ich bin wirklich unsensibel! Da bestell ich mir einfach ein Taxi nach Lakselv! Ach, Jens, ich …«
    »Irmi, ich bin schon groß. Wenn ich keine Zeit gehabt hätte, dann hätte ich dir das auch gesagt. Ich wäre morgen sowieso abgereist und habe die Reiseroute jetzt einfach etwas modifiziert. Passt scho – so sagt man doch bei dir, oder?«
    Sie fuhren auf einer langen geraden Straße durch eine stille Welt, durch endlose lichte Wälder aus Birken und Büschen. Währenddessen erkundigte sich Jens, wie es Kathi und Bernhard ging, ob Sailer wohl auch im Winter kurze Lederhosen trug und ob der kleine Kater immer noch so einen schwachen Magen habe und Irmi alle Beutetiere vor die Füße kotze. Draußen war es noch nicht ganz dunkel, und ein schimmernder Rest von Licht lag sphärisch über den Bäumen.
    »Seit wann kommt die Sonne denn wieder?«, fragte Irmi.
    »Ich glaube, Ende Januar gilt hier als Ende der Polarnacht. Jetzt im Februar geht es rapide bergauf. Heute Abend gibt es bei Sven übrigens eine Welcome-back-Sun-Party. Er hat ein paar Schweden zu Gast, ein bescheidenes Hüttchen für uns gibt es aber auch noch.«
    »Wer ist eigentlich Sven?«
    »Ein Verrückter. Ein Aussteiger, wenn du so willst, aber einer mit Plan. Er züchtet Huskys und nimmt an Hunderennen teil, und zwar an den ganz harten: Yukon Quest, Iditarod und Finnmarksløpet, das sind die tausend Kilometer von Alta an der Küste ins Hinterland. Und er hat eine Ferienanlage, die dir bestimmt gefallen wird.«
    Sven Engholm begrüßte Jens mit einem Handschlag und Schulterklopfen. Er war kein überschwänglicher Typ, aber er schien Jens wirklich zu mögen, das war seinem Blick zu entnehmen. Ein junges Mädchen zeigte ihnen ihr Blockhaus.
    Der Schnee knirschte, draußen waren sicher fünfzehn Grad minus, und die Luft war so rein, dass man sie beim Atmen schmecken konnte. Die Sterne leuchteten hell, obwohl es hier einige künstliche Lichtquellen gab. Das Blockhaus war weit mehr als eine bescheidene Hütte – es war individuell und liebevoll möbliert, und der Kamin war schon angeheizt.
    »Fast das ganze Interieur stellt Sven im Winter selbst her: Lampenschirme aus Elchgeweih, Tischplatten aus Altaschiefer, Sofabezüge aus Fellen. Sogar die Löffel schnitzt er selbst.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte wenig Lust auf eine Gruppe von trinkenden Schweden. Deshalb hab ich uns das Essen in die Hütte bestellt. Und einen Wein dazu, war das okay?«
    »Wenn es dich nicht schon gäbe, müsste man dich erfinden«, meinte Irmi lächelnd. »Danke.«
    »So ein Auslaufmodell wie mich will und würde keiner erfinden. Heutige Erfindungen sind schnell, spektakulär und haben keine Plauze.«
    »Dieses Minibäuchlein ist doch keine Plauze! Wenn überhaupt, dann habe ich eine Plauze.«
    »Na, da hättest du mal die Ingenieurin Natalia Worobjow sehen sollen, mit der ich die letzten zwei Wochen das Vergnügen hatte! Die hatte eine Plauze, dass sich der Himmel verdunkelte, wenn sie den Raum betrat! Und wenn man dann weiß, dass der Name Natalia eigentlich Spatz bedeutet …« Er lachte.
    Es klopfte an der Tür, und das junge Mädchen von vorhin brachte ein Tablett mit Nudeln und Gemüsesoße, Schokokuchen, eine Karaffe Wasser und Rotwein. Dann wünschte sie eine gute Nacht und verschwand. Die Holzschälchen mit dem leckeren Essen sahen selbst gedrechselt aus, im Kamin

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