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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Fremdenführer. »Wenn die Norweger von ihrem Fjell, ihrem Gebirge, reden, meinen sie keine schroffe Felsenwelt mit Drei- und Viertausendern, die an den Wolken kratzen, sondern bewaldete Hügel, die sanft dahinwogen und aus denen nur ab und an baumfreies Gelände hervorspitzt. Die Baumgrenze liegt hier wegen der nördlichen Lage viel tiefer. Häufig haben wir ein stabiles Inlandsklima mit kräftigem Frost. Das bedeutet für die Skifahrer zumeist griffigen Pulverschnee. Da taut nichts auf und friert wieder zu Eisplatten zusammen. Eis gibt es bei uns also nur in den Drinks.« Er lachte. »Aber was rede ich: In Garmisch gibt es natürlich viel höhere Berge und längere Pisten.«
    »Ich muss dich enttäuschen. Ich kann gar nicht Ski fahren. Für mich ist das eine höchst bedrohliche Sportart. Viel zu schnell.«
    Lore lachte. »Ich versteh dich. Ich gehe maximal langlaufen und mache mir vor jeder steileren Abfahrt ins Hemd vor Angst. So, da sind wir.«
    Sie hielten vor einem modernen, neu gebauten Hotel. Die Pisten reichten quasi bis auf die Terrasse, und im Hintergrund lag der kahle Berg im skandinavischen Licht, das sanft war und lange Schatten warf. Weiße, filigrane Schneefahnen wehten über dem Gipfel, oben auf der Kuppe musste es ordentlich wehen. Von ihrem Balkon aus hatte Irmi eine wunderschöne Aussicht auf den Glatzkopf und die Pisten, die allmählich in den Schatten abtauchten. Es war schön hier, und sie wünschte sich, Jens wäre bei ihr.
    Als sie in die Lobbybar kam, hatten Lore und Aksel schon ein Bier für sie mitbestellt. Åse, Runa und ein Mann, vermutlich der Pfarrer, kamen gerade herein. Sie trugen ihre Helme in der Hand, und Gordon legte seinen Rückenprotektor gerade ab. Er wollte sich wohl doch nicht allein auf Gottes schützende Hand verlassen.
    Man stellte sich vor und plauderte über die Schneequalität. Runa sah viel besser aus als vorhin. Vielleicht sollte sie es auf ihre alten Tage doch noch mit Skifahren probieren, dachte Irmi. Wenn das so eine Wirkung zeigte … Aber Runa war ja auch blutjung und hatte noch die Regenerationsfähigkeit der Jugend. Irmi würde durchs Skifahren wohl nicht mehr faltenfrei werden.
    Auch Åse hatte von der Bewegung an der frischen Luft rote Backen. Man sah ihr das Alter nicht an, auch ihre Gestik wirkte jung und dynamisch.
    »Ihr seid nicht wegen unseres Berges hergekommen, oder?«, sagte sie plötzlich zu Irmi und Aksel.
    Lore runzelte die Stirn.
    »Na, du sagst doch immer, man soll schnell zum Punkt kommen!«, meinte Åse.
    »Dann kommen wir jetzt zum Punkt«, sagte Irmi und fasste wieder mal ihre Geschichte zusammen, die Europa überspannte – von den Karpaten bis zum Nordkap. »Haben Sie gewusst, dass Sie so viel erben werden?«, fragte sie am Ende.
    »Nein, und ich möchte das auch gar nicht«, sagte Åse leise.
    »Das sollten Sie besser mit Ihrem Vater besprechen. Und so ungern ich in eurem Leben herumstochern will – ich muss es tun, denn zwei junge Frauen sind tot, und ich muss wissen, warum. Sie haben auch Väter und Mütter.«
    »Marit nicht«, flüsterte Runa.
    »Aber sie hat euch, und sie lebt in euren Herzen weiter«, sagte Gordon und legte seine Hand auf Runas Arm.
    Es würde für Runa ein langer Weg werden. Immerhin wusste Irmi jetzt, dass sie trotz ihrer harten Mutter und des immer abwesenden Vaters Freunde um sich hatte und sich im Notfall professionelle Hilfe holen konnte. Gordon nickte Irmi leicht zu und ging mit Runa hinaus.
    »Wie soll sie das nur verarbeiten!«, sagte Åse verzweifelt.
    »Das wird sie, weil sie keine Schuld trägt. Sie wird es begreifen. Nicht heute. Nicht morgen, aber irgendwann«, sagte Lore und winkte nach einer weiteren Runde Bier.
    »Ich hätte diese verdammten Briefe wegwerfen sollen!«, rief Åse.
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«, fragte Irmi und fand sich schon wieder zu unsensibel.
    »Aus Sentimentalität. Aus Feigheit, was weiß ich! Sie hätten weggehört!«
    »Sie sagen etwas über deine Identität aus«, widersprach Lore und legte eine Hand auf Åses Arm. »Darüber, dass dein Vater deine Mutter sehr geliebt hat. Darüber, dass wir uns weiter bemühen müssen, toleranter zu werden.«
    Irmi dachte an das Gespräch mit Kathi neulich und dass Toleranz manchmal nicht einmal zwischen zwei Dörfern möglich war.
    »Und doch war diese Liebe chancenlos!«, rief Åse. »Die meisten Lieben sind doch chancenlos!«
    »Das stimmt nicht«, sagte Aksel und klang dabei tapfer und entschlossen.
    »Åse, Schätzchen,

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