Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
und begann dann zu lachen.
    Irmi starrte die beiden an, und dann lachte sie mit. Minutenlang. Ihr ganzer Körper lachte, und ihre angestrengte schlappe Hülle füllte sich wieder mit Leben. Als sie sich wieder beruhigt hatten, erfuhren sie von Lore, dass die beiden sicher nur zwei Stunden fahren und sich dann im Park Inn auf der Hochgebirgsseite treffen würden. Sie würden mit dem Auto hinauffahren, weil Irmi und Aksel da sowieso ein Zimmer hätten. Und dass Gordon ja auch dabei wäre.
    »Wer ist Gordon?«, fragte Irmi.
    »Gordon ist unser Pfarrer. Er stammt ursprünglich aus Norddeutschland und war mal Elektriker. Dann hat er das Abitur nachgeholt und hat mit siebenundzwanzig sein Theologiestudium begonnen. Trysil ist seine zweite Stelle. In seinen Gottesdiensten erzählt er opulente Geschichten, lässt Bilder auferstehen, veranstaltet Krippenspiele. Das kannten die Leute hier nicht so.«
    »Und Gordon fährt mit Gottes Segen Ski?«
    »Du ahnst gar nicht, wie richtig du damit liegst«, meinte Lore lachend. »Das ist in seinem Fall auch notwendig, so wie er zu Tale brettert. Man kann seinen Stil getrost als eigenwillig bezeichnen, Hauptsache, schnell! Übrigens haben wir einen weiteren Pfarrer auf Skiern. Der macht sogar Trauungen auf der Piste.« Dann wurde sie wieder ernst. »Als Runa gestern Abend anrief, war Åse sehr erschüttert. Ich habe Gordon informiert, und er ist sofort vorbeigekommen. Das Gespräch mit ihm hat ihr gutgetan. Wir sind hier eine kleine Gemeinde, die zusammenhält.«
    »Und was hat Gordon ihr geraten?«
    »Dass sie sich dem Ganzen stellen muss. Dass zu viel in Bewegung geraten ist, als dass man es jetzt noch aufhalten könnte. Sie will sich auch damit auseinandersetzen. Gönnt ihr aber vorher diese beiden Stunden Schnee. Schnee ist Klarheit. Schnee deckt alles zu, was böse ist«, sagte Lore eindringlich.
    Irmi ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. Auch hier gab es noch ein Bücherregal, und zwar ein gewaltiges. Die Bände der Brockhaus-Enzyklopädie füllten ein ganzes Fach. Es war eine Schande: Der Brockhaus starb aus wie manche Haustierarten, die man in den Zeiten der hocheffizienten Landwirtschaft nicht mehr gebrauchen konnte. Wikipedia verdrängte den Brockhaus wie die Holsteiner Schwarzbunten die Murnau-Werdenfelser Kuh, dachte Irmi. Für einen Moment huschten vor ihrem inneren Auge Bilder von ihren Kühen und von den beiden Katern vorbei.
    Aksel stand auf und nahm ein Buch heraus. Dann sah er Lore verblüfft an. »Lore Tippehøne – bist du das?«
    »Lore, das Hühnchen, ja. Mein Pseudonym hat in Norwegen eher für Belustigung gesorgt, ist in anderen Ländern aber sehr gut angekommen.«
    »Meine Frau verschlingt deine Bücher! Sie sagt, du schreibst die besten Romane der Welt!«
    Lore lachte. »Na, das sehen die Kritiker leider anders. Sie halten mich für eine Blenderin des Wortes und bemängeln, dass ich keine Literatin bin.«
    »Aber sicher bist du das! In deinen Büchern stehen mehr kluge Sätze, als diese Literaten jemals von sich gegeben haben. Meine Frau liest sie mir immer vor. Es sind liebevolle Sätze, finde ich.«
    »Danke schön. Wenn du das so empfindest, habe ich etwas richtig gemacht«, sagte sie, und das war bestimmt kein Kokettieren. Sie war wirklich bescheiden.
    »Lore schreibt Bestseller. Ich glaub es nicht!«, rief Aksel in Irmis Richtung.
    Irmi kannte das Hühnchen nicht. »Sind Ihre Bücher auch auf Deutsch erschienen?«, fragte sie.
    »Nein, sie sind nur in die anderen skandinavischen Sprachen, ins Englische, Italienische und ein paar osteuropäische Sprachen übersetzt worden.«
    »Wahnsinn!«, sagte Aksel, der immer noch ganz aus dem Häuschen war. »Das müssen ja Tausende von Büchern sein.«
    »Ein paar Millionen sind es schon«, sagte sie schlicht.
    Irmi lächelte. Es gab diese Momente, die sie mit Dankbarkeit erfüllten, weil sie solchen Menschen begegnen durfte. Es waren Momente voller Fülle und Wärme, und man erlebte sie vor allem, wenn man den heimischen Grund verließ.
    »Lasst uns fahren«, sagte Lore. »Dann könnt ihr schon mal im Hotel einchecken, bis Åse und Runa zurück sind.«
    Lores Auto war ein alter, verorgelter BMW . Obwohl diese Frau sicher begütert war, schienen ihr Statussymbole komplett unwichtig zu sein. Sie kurvten aus dem kleinen Ort hinaus und bogen auf die Schnellstraße. Dann fuhren sie gleich wieder links auf eine Mautstraße, die sich den Berg hinaufschraubte.
    Aksel war wieder bei Kräften und gab wieder den

Weitere Kostenlose Bücher