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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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noch ein paar Sachen für die Reise vorbei.«
    »Danke, Henrik, wir bleiben in Kontakt. Wenn dir noch was einfällt, melde dich. Und versuch deine Frau zu überzeugen.«
    Henrik nickte und eilte mit gesenktem Kopf hinaus. Aksel sah ihm nach. Dann hieb er mit seiner Pranke auf den Tisch, dass die Kaffeetassen hüpften. »Shit! Bullshit! Auf dieser Welt gibt es für alles und jedes Lizenzen – fürs Autofahren, fürs Jagen, für alles. Aber Kinder kriegen kann jeder. Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    »Wir auch nicht. Wir wollten keine, weil wir beruflich so eingespannt sind. Wir haben uns dagegen entschieden. Das hätten die Dalbys besser auch getan.«
    Irmi nickte. Dabei war die Kinderbetreuung in Norwegen ja vergleichsweise großartig. In Deutschland standen viele Frauen noch immer vor der Entscheidung: Kind oder Karriere.
    Als sie erneut Runas Zimmertür öffneten, hockte die junge Frau auf dem Bett.
    »Wo sind meine Eltern? Weg? Meine Mutter ist ausgerastet, und Papa ist hinterher?«, fragte Runa mit einer solchen Abgeklärtheit, dass es Irmi schmerzte.
    Als niemand auf ihre Fragen antwortete, meinte Runa: »Das ist eben so. War immer so. Wird so bleiben. Deine Frau hat gesagt, wir fahren zu meiner Oma?«
    »Ja, aber nur, wenn du ordentlich isst und trinkst«, sagte Aksel und versuchte streng zu klingen.
    Runa lächelte. Sie war so hübsch. Wie eine Elfe. »Ja, schon gut. Soll ich meine Oma anrufen?«
    »Ja, bitte. Du musst heute Nacht aber noch im Krankenhaus bleiben – zur Beobachtung. Wir holen dich morgen früh ab. Gegen Mittag werden wir bei deiner Oma sein, sag ihr das, aber bitte reg sie nicht auf!«
    »Ich rege nie jemanden auf. Ich bin immer rücksichtsvoll und leise.« Wieder lag so viel Lakonie in ihren Worten. Worte, die ein so junger Mensch gar nicht aussprechen sollte, dachte Irmi.
    Noch am selben Abend flog Jens nach Oslo und dann weiter nach Frankfurt. Sie hatten noch ein paar Minuten auf dem Bett gelegen, und Irmi hatte sich an seine Schulter gekuschelt. Als sie ihn zum Flughafen brachte, waren sie schon spät dran. Die Verabschiedung von Jens fiel kurz und hektisch aus. Ein schneller Kuss, eine Umarmung, ein »Danke für alles« und »Ich ruf dich an«.
    Als Jens durch die Sicherheitsschleuse verschwand, fühlte Irmi sich elend. Sie vermisste ihn jetzt schon. Immer wenn er weg war, vermisste sie ihn und sah mit aller Klarheit, was für ein grandioser Typ er war. Warum machte sie nie etwas daraus, wenn sie zusammen waren?
    Sie gab den Leihwagen zurück und nahm einen Bus nach Alta. Dort trank sie ein Bier an der Hotelbar, die nun so einsam war. Sie telefonierte mit Kathi, die ihrerseits auch nur zu berichten wusste, dass die Schmid-Burschen weiterhin bei ihrer Geschichte blieben. Die Staatsanwaltschaft erhielt die U -Haft noch aufrecht und wollte dringend wissen, ob Frau Mangold gedenke, demnächst mit Ergebnissen aus Norwegen zurückzukommen.
    »Morgen fahre ich nach Trysil«, sagte Irmi. »Danach weiß ich hoffentlich mehr.«

12
    In dieser Nacht schlief Irmi schlecht. Am nächsten Morgen musste sie sich schon wieder zum Flughafen aufmachen. Zusammen mit Aksel und Runa checkte sie für den Flug nach Oslo ein. Auch ihr Kollege war heute wortkarg, und so war es ihr nur recht, dass sie im Flieger keine zusammenhängenden Plätze mehr bekommen hatten.
    Während des Flugs schaute Irmi die Briefe von Xaver Schmid durch, die Runa ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie stammten aus der Zeit von 1945 bis 1952 , dann hatte er wohl aufgegeben, oder aber seine späteren Briefe waren verloren gegangen auf dem Seegrund des Vergessens.
    In Oslo stand ein Auto bereit, das sie nach Trysil bringen sollte. Sie saßen schweigend im Wagen, der durch eine gleichmäßige Landschaft glitt. In Everum tankte der Fahrer, und Irmi kaufte sich eine Cola. Ganz feiner, leichter Schnee überwirbelte die Straße, die sich durch endlose Wälder zog. Ab und zu säumten rot gestrichene Häuser den Weg. Irmi fragte sich irritiert, wo hier eigentlich ein Skigebiet sein sollte, denn es waren keine Berge zu sehen. Plötzlich ragte ohne Vorwarnung ein weißer Glatzkopf aus dem Wald, und Schilder wiesen verschiedene Wege zum Trysilfjellet. Runa erklärte dem Fahrer, wo er hinmusste.
    »An den Berg geschmiegt liegen die Ferienhäuser und ein paar große Hotels«, erklärte sie ihren Mitfahrern. »Meine Oma wohnt aber im Zentrum von Trysil.«
    Sie überquerten den Fluss, kamen an einer Kirche vorbei und standen bald schon vor dem Haus, in

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