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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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höchstes Ziel hoffnungslos ist – Ljowa, so kann ich einfach nicht denken … Hängt Hoffnung von Beharrlichkeit ab? Ja, das meine ich allerdings. Es gibt ein Sprichwort: Wer nichts tut, kommt nicht voran. Ich verstehe, dass es Dir schwerfällt, etwas zu tun, aber vielleicht werden sich Hoffnung und Streben mit der Zeit entwickeln. Und wenn nicht, werden wir eben abwarten müssen. Ich werde nicht versuchen, Dir einzureden, dass mein Leben leicht und glücklich ist, doch gewiss ist es leichter als Deines: Ich habe ein Heim und die Kunst und die Wissenschaft und Freunde. Ich glaube, es war Vera Inber, 13 die schrieb: »Warum alles, wenn nur eines notwendig ist?« Heutzutage würde ich alles für nur eine Sache ändern – wir beide würden es. Ich möchte nur, dass wir zusammen sind. Ljowa, verzeih mir, wenn meine Briefe Dir Schmerz bereiten und Dich nicht immer aufmuntern. Und wenn ich manchmal Unsinn schreibe, so lässt es sich nicht ändern – vorlanger Zeit wurde durch die Linien auf meinen Handflächen, durch meine Handschrift und verschiedene andere Anzeichen vorherbestimmt, dass mein Herz meinen Kopf regiert.
     
    Als reichte das nicht aus, Lew Hoffnung zu machen, schrieb Sweta ihm drei Wochen später in ihrem 18. Brief:
     
Ljowa, ich habe Dir immer geglaubt – in allem. So war es früher, all die Jahre hindurch, und so ist es immer noch. Gewiss, niemand kann sich für die Zukunft verbürgen, und doch glaube ich auch jetzt an unsere Zukunft, obwohl ich sie mir nicht deutlich ausmalen kann. Wichtig ist nur, dass wir zusammen sein können. Was alles andere angeht, bin ich, wie ich glaube, intelligent genug geworden, das Allerwichtigste nicht durch etwas Triviales oder Unkontrollierbares verderben zu lassen. Mir fällt auf, dass Du wieder einmal die »Tugend« erwähnst. Hast Du eine Ahnung, Ljowa, wie sehr ich mich damals, als Studentin im ersten Jahr, über Deine Tugend ärgerte? … Wie oft im Lauf der Jahre habe ich mir Vorwürfe gemacht, weil ich die Dinge zwischen uns verdarb und Dich – Gott weiß, warum – quälte. Und wie es mich schmerzte zu denken, dass ich vielleicht nie Gelegenheit haben würde, Dich um Verzeihung zu bitten … Weißt Du, Ljowa, vor Kurzem sagte ein Mädchen während eines Gesprächs über das Leben im Allgemeinen, über seine Schwierigkeiten und Nöte, dass ich die Glücklichste von uns allen sei. Sie meinte, dass wir beide die Dinge noch nicht für uns selbst oder füreinander verdorben hätten (wenn andere sie verderben, ist es nicht so schlimm). Und ich widersprach nicht. Es ist wahr, Ljowa, denn da sie Dich nicht haben, können sie nicht »am glücklichsten« sein. Siehst Du, es wird durch Logik und Dialektik bestätigt. Die Leute haben mir so oft in Wort und Tat beweisen wollen, dass ein liebevolles Paar nicht in einer Hütte glücklich sein kann, wenn sie nicht doppelt verglast, mit unbegrenzter Strom- und Gaszufuhr und anderen derartigen Bequemlichkeiten ausgestattet ist, aber ich gebe noch nicht auf, Ljowa. Ich möchte nur sichersein, dass Du da bist, wenn ich morgens aufwache, und dann würde ich Dir abends alles erzählen, was tagsüber geschehen ist, Dir in die Augen schauen und Dich an mich drücken. Ein schönes »Nur«, nicht wahr? Vorläufig jedoch wäre es genug, Deinen zehnten Brief zu erhalten. Der Sinn von alledem ist, dass ich Dir bloß drei Worte sagen möchte. Zwei von ihnen sind Pronomen, und das dritte ist ein Verb (zu lesen in allen Zeitformen gleichzeitig: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft).
     
    Lew war überwältigt. Er überlegte mehrere Tage lang, wie er auf Swetas Liebeserklärung antworten sollte. Endlich, am 1. Dezember, ließ er sich im Maschinenraum des Kraftwerks nieder und holte ein kostbares Blatt Papier hervor, um seinen 22. Brief zu beginnen. Aber die richtigen Worte wollten sich nicht einstellen.
     
Ich muss diesen Brief endlich irgendwie anfangen. Schon seit zehn Minuten sitze ich hier vor einem leeren Blatt. Ich habe den Federhalter mehrere Male eingetaucht, doch er ist durch die mangelnde Benutzung getrocknet. Sweta, ich weiß nicht einmal, wie ich Dich nennen oder was ich schreiben soll, obwohl ich beabsichtigt habe, Dir mein Herz über alles auszuschütten. Daran trägst allein Du die Schuld, wegen Deines 18. Briefs, nach dem ich nicht schlafen konnte und nichts Zusammenhängendes mehr im Kopf hatte – außer den Gedanken an Dich.
     
    Lew fühlte sich durch Swetas Liebe gesegnet und glaubte, er sei gerettet worden. Er konnte

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