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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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beruhigte sich die Lage. Für relativ wohlhabende Familien wie die Iwanows waren die neuen Konsummöglichkeiten aufregend. »Das Leben ohne Rationierung hat eine negative Seite: zahlreiche Versuchungen, ohne dass man sich zügeln muss«, schrieb Sweta am 24. Januar.
     
Zuerst verschwenden die Menschen alles, dann wird ihnen klar, dass sie vorsichtiger sein müssen, doch nach der nächsten Lohnzahlung beginnt alles wieder von Neuem. Die Menschen haben ganz und gar aufgehört, Schwarzbrot zu essen (wir hatten 1 kg für drei Tage, und es dürfte noch ein paar Tage mehr vorhalten), und sie machen Jagd auf weiße Baguettes (4 Rubel das Stück; früher kosteten sie 1 Rubel 40 Kopeken) … Anfangs war es unmöglich, Gebäck zu ergattern, aber inzwischen ist unser Appetit gestillt … Die Späteinkaufsläden in unserer Gegend sind ein Gottesgeschenk. In unserem Gebäude gibt es ein Lebensmittelgeschäft, einen Feinkostladen am Kursker Bahnhof und ein Zentrosojus [Konsumgenossenschaftszentrale] am Pokrowski-Tor. Nach 22 Uhr ist nie jemand dort, und man kann problemlos Tee, Zucker und Butter etc. kaufen. Brot und Kartoffeln werden auch in den Kantinen von Behörden angeboten. Mama geht früh los, um Fleisch zu besorgen (vor allem aber, weil sie Qualität zu niedrigeren Preisen haben möchte). Nach Mehl und besonders nach Milch wird Schlange gestanden, weil sie im Vergleich zu allem anderen sehr billig ist: 4 Rubel der Liter … Außerdem kann ich Dir berichten, dass mein Gehalt seit Neujahr auf 1000 [Rubel] aufgerundet worden ist … Das häusliche Leben – Licht, Gas, Heizung – ist völlig in Ordnung, die Straßenbahnen etc. haben sich verbessert. In der Metro findet man neue Waggons, die dem Anschein nach mit Rotholz ausgekleidet sind; die Waggons sind nicht nur in der Mitte, sondern auch über den Sitzreihen beleuchtet und mit großen Fenstern versehen … Damit ist die Bekanntmachung beendet.
     
    Sweta wollte Lew und seine Mithäftlinge an den neuen Verbesserungen teilhaben lassen, indem sie ihnen noch regelmäßiger Pakete schickte. Sie weigerte sich, auf seine Proteste einzugehen. »Wirklich, mein geliebter, närrischer Lew«, schrieb sie am 30. März, »wie kannst Du behaupten, dass Du bis nächstes Jahr nichts brauchst? Nur die gleichen trockenen Krusten … Glaubst Du tatsächlich, dass ich hier sitzen und köstlichen Tee mit Konfitüre trinken oder einen Keks knabbern und dazu Milch trinken kann, ohne daran zu denken, Dir etwas zu schicken?«
    Lew erhob weiterhin dagegen Einwände, dass sie ihm Lebensmittel sandte, doch er bat um Medikamente für kranke Freunde und andere Häftlinge. Strelkow litt immer noch unter Magenschmerzen, die Lew sehr ausführlich beschrieb, damit Sweta eine Diagnose von ihrer Freundin Schura, einer Ärztin, stellen lassen und die geeigneten Mittel schicken konnte.
     
Also, der Patient ist 49 Jahre alt, er hat ein im Allgemeinen fröhliches Gemüt und sieht jugendlich aus … Seit 1938 hat er einen Leistenbruch (so groß wie ein Gänseei). 1920 wurde ihm in die Brust geschossen. Man kann immer noch die 5 cm lange Eintrittswunde unter seiner rechten Brustwarze sowie die 4 cm lange Narbe der Austrittswunde dicht an seinem Rückgrat zwischen denselben Rippen sehen. Im Oktober 1947 begann er, unter regelmäßigen akuten Schmerzattacken im und um den Magen zu leiden – es handelt sich um einen Bereich von 2 bis 3 Fingern Breite auf der Höhe seiner 7. und 8. Rippe, der an der rechten Seite, ungefähr eine Handbreit von der Mitte, beginnt und sich nach links, 2 bis 3 Finger von der Mitte, erstreckt … Der Schmerz ist sehr stark, scharf und lästig und dauert 8 bis 14 Stunden, ohne wirklich je nachzulassen. Wenn er sich während einer Attacke auf den Rücken legt, wird der Schmerz schlimmer; wenn er sich krümmt und die Knie an die Brust zieht, geht der Schmerz zurück. Seine gewöhnliche Ernährung besteht (seit mehreren Jahren) aus frischem Schwarzbrot, dünner Suppe aus fein gemahlener Gerste, Perlgraupen oder Hafermehl undSalz mit Wasser; aus ebenso wässriger Kascha, die genau die gleichen »Bestandteile«, allerdings viel weniger konzentriert, enthält; Tee und Kaffeeersatz entweder mit Zucker oder ohne. Von diesen Nahrungsmitteln löst nur frisches Brot eine Attacke aus … Es besteht wenig Aussicht, seine Kost zu ändern.
     
    Sweta holte eine Diagnose von Schura ein, die Ärzte im Ersten Medizinischen Institut in Moskau konsultiert hatte und mit ihnen darin übereinstimmte, dass ein

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