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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gelben Streifen, Frank Gerholdt und Rita.
    Er hatte nach der Aussprache mit Fred v. Buckow kurzerhand die Koffer packen lassen, hatte die Fabriken an Dr. Schwab übergeben und war mit Rita von Düsseldorf-Lohausen nach Rom geflogen und von dort nach Neapel gefahren. Rita hatte gar keine Zeit, lange zu fragen, warum diese plötzliche Reise stattfand. Auch Frau v. Knörringen war sprachlos, als Gerholdt sie in der Nacht aus dem Bett klingelte. Sie sah einen Mann mit durcheinandergewirbelten weißen Haaren durch die große Halle des Hauses rennen, mit den Armen durch die Luft schlagend und sie anherrschend, wie sie ihn nie gekannt hatte.
    »Koffer packen! Sofort! Sommersachen, Badesachen … wir fahren nach Italien!«
    »Italien?« sagte Frau v. Knörringen verblüfft. »Jetzt nach Italien? So plötzlich?«
    »Fragen Sie nicht so dumm – packen Sie!« schrie sie Gerholdt an.
    »Aber Rita muß doch –«
    »Nach Italien!« brüllte Gerholdt. »Was stehen Sie noch hier herum? Um sieben Uhr geht das Flugzeug!« Und als Frau v. Knörringen noch etwas sagen wollte, hob er den Arm. »Ruhe! Ich will nichts mehr hören! Packen Sie!«
    Verwirrt eilte Frau v. Knörringen in das Schrankzimmer und holte die schweinsledernen Koffer aus dem Kofferfach.
    In der gleichen Nacht auch holte Gerholdt mit dem Telefon Dr. Schwab aus dem Bett.
    »Sie übernehmen bis auf weiteres wieder alle Werke und Verhandlungen«, sagte er kommentarlos und kurz angebunden. »Ich verreise.«
    »Nach Ägypten? Haben Sie die Akten dort, Herr Gerholdt?«
    »Ich fahre nach Italien.«
    »Italien? Aber –«
    »Haben Sie etwas dagegen, Dr. Schwab?« bellte Gerholdt zurück. Dr. Schwab zuckte zusammen. Schlechte Laune. Wenn der Chef schlechte Laune hat, ist es am besten, nichts mehr zu sagen! Man muß sich abgewöhnen, die Handlungen Gerholdts mit der Vernunft zu messen.
    »Und Ägypten?« fragte Dr. Schwab zurück. »Sie haben doch einen Vertragsabschluß mit Nasser laufen.«
    »Das regeln Sie. Ich fahre privat nach Ischia und möchte in den nächsten Wochen nicht gestört werden. Von keinem! Es gibt nichts, was so wichtig wäre, mich von Ischia wegzuholen. Verstehen Sie, Herr Dr. Schwab? Und wenn die Fabrik explodiert … mir ist es gleichgültig!«
    »Herr Gerholdt!« rief Dr. Schwab entsetzt.
    »Ende!« Gerholdt legte den Hörer auf die Gabel und horchte nach draußen. Ein schneller Schritt kam durch die Halle näher. Es klopfte. »Ja?«
    Rita stand in der Tür zum Arbeitszimmer. Sie trug einen langen, hellblauen, seidenen Morgenrock. Über die Schulter fluteten die blonden Locken wie Gold. In ihren großen blauen Augen – die Augen ihrer Mutter, die Augen Fred v. Buckows, durchfuhr es Gerholdt – stand blankes Erstaunen und Verständnislosigkeit.
    »Frau v. Knörringen packt und weint … Was ist denn los, Paps?«
    »Wir fahren –«
    »Fahren? Wohin denn?«
    »Nach Italien.«
    »Aber wieso denn?« Ihr Erstaunen wurde zur Ratlosigkeit.
    »Weil ich es will«, sagte Gerholdt kurz.
    »Aber das geht doch nicht, Paps!«
    »Wenn ich etwas will, geht alles!« sagte Gerholdt scharf. »Du solltest das bei mir gelernt haben.«
    »Ich stehe vor dem Examen, Paps! Ich kann es mir nicht leisten, jetzt nach Italien zu fahren! Ich brauche jeden Tag für die Arbeiten!«
    »Ich kann es mir nicht leisten, hier zu bleiben!« Gerholdt erhob sich von seinem Schreibtischsessel und schaute auf seine Armbanduhr. »Um sieben Uhr fliegt unsere Maschine nach Rom. Jetzt ist es drei Uhr morgens. Leg dich noch etwas hin, Rita. Ich wecke dich rechtzeitig. Unterdessen packt Frau v. Knörringen.«
    »Und Fred?« fragte Rita.
    »Welcher Fred?«
    »Ich sollte ihn doch anrufen. Du hast mir doch gesagt, er könnte kommen und sich vorstellen –«
    »Das hat Zeit! Alles hat jetzt Zeit … nur nicht die Reise nach Ischia!« Er legte Rita die Hand auf die schmale Schulter und nickte ihr freundlich zu. »Geh jetzt wieder zu Bett, Kleines. Ich wecke dich …«
    Es lag so viel Zärtlichkeit in seiner Stimme und in seinen Augen, daß Rita sich mit einem leichten Nicken abwandte und hinaus zu ihrem Zimmer ging.
    Italien! Ischia. Eine Insel gegenüber von Neapel.
    Was wollte Paps auf Ischia? So plötzlich. Aufbruch in der Nacht.
    Kopfschüttelnd legte sie sich wieder hin und starrte an die leicht rosa getönte Decke ihres Zimmers. Ich werde von Ischia aus an Fred schreiben, dachte sie. Vielleicht habe ich einige Minuten Zeit auf dem Flugplatz in Lohausen und kann ihn sogar anrufen. Man kann mit Paps

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