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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Capri … dreihundertsechsundfünfzig Mark, einschließlich Vollpension, Sicht auf das Meer und abendlichen Tenören.
    Sie darf nie erfahren, daß Fred ihr Bruder ist! Nie! Und wenn sie ihn nicht so vergessen kann, werde ich ihn umbringen! Ich habe Petermann getötet, weil er mir Irene nahm – und ich werde Fred v. Buckow töten, wenn er mir das Höchste meines Lebens nehmen will! Ich werde wieder zum Verbrecher werden, ich werde mich nicht scheuen, zu morden … ich, der millionenschwere Fabrikant Frank Gerholdt, der sich die Welt kaufen könnte, und doch ärmer ist als der kleinste Handlanger am Glühofen seiner Fabriken.
    Er winkte dem Kellner.
    »Erkundigen Sie sich bitte, wann ich von Neapel aus nach Köln fliegen kann. An einem Tage hin und zurück.«
    »Si, Signore.«
    Zehn Minuten später wußte er es. Abflug Neapel sieben Uhr fünfzehn. Rückflug Düsseldorf-Lohausen fünfzehn Uhr. Dazwischen blieben zweieinviertel Stunden. Zweieinviertel Stunden Bonn. Für Fred v. Buckow.
    Zweieinviertel Stunden für Leben oder Tod.
    »Ich fliege morgen«, sagte er zu dem wartenden Kellner. »Und bestellen Sie meiner Tochter, ich hätte geschäftlich nach Rom gemußt.«
    »Si, Signore. Roma! Nix Deutschland?«
    »Auf gar keinen Fall.«
    Er gab dem Kellner tausend Lire und ging auf sein Zimmer.
    Als er an Ritas Zimmertür vorbeiging, zögerte er einen Augenblick. Aber er öffnete sie nicht, sondern ging weiter und legte sich angezogen auf das für die Nacht zurückgeschlagene Bett.
    So schrumpft die Zeit zusammen, dachte er schaudernd. Zweieinviertel Stunden … sie bleiben vom Leben übrig. Von einem Leben, das man glaubte, erobert zu haben.
    In den Tagen, in denen Frank Gerholdt und Rita auf Ischia weilten, bekam die Kriminalpolizei in Düsseldorf einen neuen Chef. Der alte Kriminalrat Reutter ging in Pension und übergab seinen Posten einem jüngeren Kollegen, der sich in Norddeutschland bereits einen Namen gemacht hatte.
    Dr. Werner wurde Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei.
    Er fand auf dem Schreibtisch Reutters eine mustergültige Ordnung vor. Er kam in einen Betrieb, der mit der Präzision eines Uhrwerkes ablief und nicht die vielen Improvisationen nötig hatte, mit der die Polizei in den Hafenstädten oft arbeiten mußte, um vorwärts zu kommen in dem Dschungel internationaler Verbrechen. Hier am Rhein lief alles wie am Schnürchen – wie sich Kriminalrat Reutter ausdrückte. Zwar hatte man auch seine großen Sorgen … die Autobahnmorde, die Liebespaarmorde um Düsseldorf herum … aber sie waren zu übersehen und endeten nicht, wie oft in Hamburg, am Hafenkai und auf einem unbekannten Schiff in der Fülle der täglich aus- und einfahrenden Dampfer.
    Die Übernahme der Kriminalpolizei durch Kriminalrat Werner geschah unauffällig. Nur ein Aktenstück hatte er von Hamburg aus mitgenommen und schloß es zur Verwunderung Reutters in seinen Schreibtisch ein. Ein dünnes Aktenstück mit der Aufschrift ›Buckow‹.
    »Eine alte Schwarte, Herr Kollege?«
    »Aus dem Jahre 1932.«
    »Mord?«
    »Nicht einmal – Kindesentführung.«
    Kriminalrat Reutter sah Dr. Werner verblüfft an. »Ist doch längst über die Wupper! Verjährt!«
    »Ich habe den Fall ›gerettet‹. Wiederaufnahme der Untersuchungen – wenn auch am Falschen. Aber wir haben den Fall verlängert.«
    »Soviel liegt Ihnen an diesem Kidnapper? Hat man das Kind gefunden?«
    »Nein! Es lebt noch! Es muß jetzt eine hübsche junge Dame sein … wenn es so hübsch geworden ist wie die Mutter.«
    Kriminalrat Reutter lächelte versonnen. »Nachtigall, ich hör dir trapsen …«
    »Ich habe Frau v. Buckow sehr verehrt. Ihr Schicksal identifiziere ich mit meinem Schicksal! Und wenn ich als Greis im Rollstuhl gefahren werden sollte … ich werde die Jagd auf diesen Burschen nie aufgeben!«
    »Und wie heißt er?«
    »Frank Gerholdt.«
    Reutters Gesicht war ratlos vor Staunen. »Sie kennen den Namen und haben ihn noch nicht? Gibt's denn so etwas überhaupt bei der deutschen Polizei?«
    »Ich habe mir an diesem Gerholdt die Zähne ausgebissen. Aber auch als Zahnloser werde ich scharf genug sein, ihn aufzustöbern! Er lebt … das Mädchen, Rita heißt es, lebt … er hat es großgezogen und wird sie als seine Tochter ausgeben … es war ja alles so einfach nach diesem Krieg. Papiere verbrannt, eidesstattliche Versicherung … neue Papiere, mit Namen und Familienständen, wie man wollte! Man stellte ja alles aus, nur um die Deutschen in Kennkarten bürokratisch zu

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