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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Meer rasant an. Der Nurek Damm in Tadschikistan und davor die Baihetan-Talsperre in China sind gebrochen, das Wasser überflutet …“
    Spitze Schreie unterbrachen Timothy. Riesige Wogen krachten über die Kaimauer. Autos kamen von der Fahrbahn ab, Wind schob sie wie Spielzeug zusätzlich zur Seite. Salzwasser schwappte bis zu ihnen. Sie zogen sich bis zur Bibliothek zurück.
    „Die Zeitzonen der Erde“, sagte Amy. „Nephilim begann im Osten, als der Tag dort anbrach, und er arbeitet sich auf der Suche nach seinen Babys nach Westen vor. Das Schwarze Meer … dann ist er jetzt hier.“ Eine seltsame Ruhe erfasste Amy. Sie war wohl die einzige Frau auf der Welt, die ahnte, was gleich mit ihr geschehen würde. Wie auf Kommando brach ein heftiges Gewitter los, doch Amy registrierte es kaum. Sie kauerte sich in den Windschatten einer Mauer und legte die Arme um die Knie.
    Ny’lane kniete sich vor sie und nahm sie in den Arm. Sie hatte erwartet … ja, was? Nyl würde toben oder vor Angst wegrennen? Niemand wusste, wie Engelchen geboren wurden und was danach passierte. Das Einzige, das sie sich wünschte, war Nyl, und der hielt sie, fest und sicher.
    „Ich bin bei dir, egal was geschieht, Amy. Ich helfe dir. Sag mir, was ich tun soll.“
    „Bring es um.“
    „Okay.“ Ny’lanes Stimme klang dumpf wie sein Herzschlag. Er stellte keine Fragen.
    Amy nickte. Es musste sein. Sie würde das Baby keinem herrschsüchtigen und brutalen Gott zum Fraß vorwerfen, damit er es bei lebendigem Leib verbrannte. Und, er war da. Sie fühlte seine Präsenz. Sanft küsste sie Nyls Lippen. „Ich bin glücklich, weil ich lieben durfte. Niemand konnte mein Herz erobern. Dir gehört es. Für immer.“
    Amy spürte nicht, wie ihr Körper zusammensackte. Nephilim kam, um sich zu rächen wie an allen anderen Frauen auch. Doch kein Schmerz loderte auf, sondern eine vage bekannte Geborgenheit senkte sich über sie. Zärtlich umhüllte sie ein warmer Schleier und beseelte sie mit Wohlbehagen. Amy war bewusst, dass Nephilim gekommen war, um seinen Nachwuchs zu sehen, aber sie hatte nicht erwartet, zu spüren, wie der Engel seine Seele mit ihrer verband, wie sie liebevoll mit ihrer verschmolz, bis sie eins waren. Ihr erstes Zusammentreffen mit dem Engel war ihr bewusst wie noch nie. Kein Traum! Eine wahrhafte Begegnung mit einem Engel. Einem göttlichen Mann. Der sie glücklich gemacht hatte und es jetzt wieder tat.
    Nephilims reine Liebe floss in sie, immer weiter, bis es sich anfühlte, als teilte sich ihre große, gemeinsame Seele. Amy empfand keinerlei Schwäche, nur eine beschützende und fürsorgliche Stärke erfüllte sie – sie beide. Jeder wuchs durch die Liebe des anderen und sie erschufen etwas Neues aus ihrer Liebe. Jemanden, der halb Mensch, halb Engel war.
     
    ~  ~
     
    Ny’lane ballte hilflos die Fäuste, als Amy wie tot zur Seite kippte. Er legte sie sanft nieder, sprach mit ihr, ohrfeigte sie, rüttelte sie, doch sie reagierte nicht. Tränen sammelten sich in seinen blinden Augen. Er sprang auf und stellte sich schützend vor Amys Körper – noch schlug ihr Herz, noch war nicht alles verloren.
    „Ausgeburt der Hölle, der sich Nephilim nennt. Komm her und kämpfe, falls du ein Mann bist!“, brüllte Nyl. „Wir, die lieben können, werden dich das Fürchten lehren. Zeig dich, du feiger Engel! Du erbärmlicher Halbgott!“
    Ein donnerndes Lachen erfüllte die Atmosphäre. Panisch umherlaufende Menschen hielten sich die Ohren zu und büßten den Halt unter den Füßen ein, weil der Boden im Takt der Engelskraft bebte. „Wer wagt es, mich herauszufordern?“
    „Der Sohn des Ältesten!“, schmetterte Nyl ihm entgegen. „Komm herunter, infames Arschloch und zeig, was du draufhast!“
    „Wozu? Du bietest nichts, was mich interessiert, Schwächling. Ein Gedanke von mir und du bist Asche!“
    Ny’lane wandte sich mental an Jonas, Cira und Timothy, die mit Sam dicht neben ihm standen. „Jemand eine Ahnung, warum er es nicht tut?“
    Das dröhnende Lachen des Himmels erschütterte den Erdboden. Der Beton brach auf, Risse durchzogen den Platz wie nach einem Erdbeben. Meerwasser schoss in die tiefen Ritzen. Die Lufttemperatur stieg weiter an.
    „Sohn des Ältesten, niemand kann mich aufhalten. Ich bringe Verderben all denjenigen, die mich enttäuschen oder die sich mir in den Weg stellen. Wie dich!“
    Ny’lane zuckte zusammen, doch Jonas war es, der schreiend durch die Luft flog. Er prallte in Haushöhe gegen eine

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