Schicksal des Blutes
unserer ersten Begegnung und ich will keine Sekunde mehr damit vertun, dich nicht zu lieben. Kannst du mir verzeihen?“
Amys Puls war bei seinen Worten in die Höhe geschnellt. Es gab nichts zu verzeihen! Doch dies als Antwort würde Ny’lane Bavarro niemals akzeptieren. Sie zog ihn an ihre Lippen. „Ich verzeihe dir.“ Die Zärtlichkeit seines warmen Mundes verwandelte sich in ängstlichen Hunger, als sie sich an ihn klammerte und er sie umarmte, sie so fest an sich zog, als könnten sie die drohende Gefahr mit einem unermesslich intensiven Kuss abwenden.
„Ich liebe dich, Amy“, hauchte er ihr immerzu auf die Lippen.
Es war, als atmete sie seine Liebe, durchzogen von einer Spur Erregung und unendlicher Furcht. Sie wollte ihn ganz und gar. Am liebsten für immer, aber wenn dies nicht möglich war, dann wenigstens für die verbleibende Zeit. Leider schob sich ihre Vernunft vor ihr Ego und sie drückte ihn sanft von sich. Trotz seiner überlegenen Stärke führte sie ihn. „Ich liebe dich auch, Ny’lane.“ Vorsichtig ließ sie ihre Finger über die Schnitte in seinem Gesicht gleiten. „Ich musste es nur erst erkennen.“ Es gab so viel zu sagen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.
Er ergriff ihre Hand und gemeinsam stiegen sie die Stufen zur modernen Bibliothek empor. Die anderen waren nach oben vorausgeeilt. Nyl berichtete ihr, sie wären nach dem Gespräch mit Jitu auf der Suche nach einem Weg hinaus durch die Grabkammer gekommen und hätten die bewusstlose Oma neben dem Sarkophag entdeckt. Elassarius musste sie dort abgelegt haben, lange bevor er in der Felsenfalle sein Leben für sie gegeben hatte. Die Informationen von Jitu fasste er kurz zusammen.
Amy fiel es schwer, die Trauer um den gütigen Gargoyle für den Moment zu verdrängen. „Ob es Lilith gut geht? Warum ist sie nicht zurückgekommen?“
„Der Dämonin ist bestimmt nichts passiert. Viel mehr Sorgen mache ich mir um die verbleibende Zeit. Was ist auf der Welt geschehen? Wir wissen nichts. Und ich kann kaum noch klar denken, weil ich nicht weiß, wie ich dein Leben retten soll.“
Zügig durchquerten sie den Keller der neuen Bibliothek, die geschlossen zu haben schien. Als sie das obere Stockwerk erreichten, ahnten sie, weshalb.
„Verflucht!“
Ny’lane hob sie auf die Arme, übersprang die zerstörten Möbel, Bücherberge und schmorende Computer. Glasscherben regneten auf sie nieder, als Sturmböen die Fenster eindrückten. Amy begann zu zittern. Nephilim verwüstete die Erde … Sicher war er außer sich, weil keine Frau ein Mädchen von ihm trug. Nyl witterte ihre Angst und transformierte sich vollständig. Zorn überlagerte alle anderen Gefühle.
„Er wird dir nichts antun, Amy. Ich werde es nicht zulassen. Niemals!“
Auch wenn sie wusste, dass niemand gegen den Engel bestehen konnte, fühlte sie sich durch seine Worte besser. Er würde für sie sterben. „Ich liebe dich.“
Er starrte mit ausgefahrenen Fängen, wutverzerrtem Gesicht und silbern leuchtenden Augen auf sie herab. Energieschübe schossen durch seinen kraftstrotzenden Körper. Er strahlte die Wildheit eines tödlichen Raubtieres aus.
Sie lächelte ihn an. „Ich liebe dich, so wie du bist.“
Ny’lane durchsprang in einem gewaltigen Satz eine kaputte Fensterscheibe und lief auf die anderen zu, die sich auf dem großen Vorplatz versammelt hatten. Die starken Stämme der Palmen standen schräg im Wind, das Meer peitschte Wellen hoch wie Häuser in den Hafen. Der Groll des Engels hatte die Luft auf schwül-heiße Temperatur angeheizt. Die dicke, neblige Suppe schien wie Hitzestrahlen auf der Haut zu knistern, obwohl die Sonne bereits im Untergang begriffen war.
Cira und Sam umarmten sie fest, als Nyl sie hinunterließ. Cira schluckte hart und küsste sie auf die Wange. Ihre Augen sprachen Bände. Ihnen allen fehlten die Worte. Amy schaffte es, ein gequältes Lächeln aufzusetzen und drückte Jonas an sich. Sollte das wirklich ihr Abschied sein?
Timothy rannte wie ein Blitz auf die Gruppe zu. Noch während er Amy liebevoll herzte, berichtete er, was er herausgefunden hatte. „Offenbar geht der Welt nach und nach der Strom aus. Es begann in Australien und Ostasien. Das Wetter spielt fast überall verrückt und die Leute geraten in Panik, wo Frauen leblos zusammenbrechen und wo eine Stimme aus dem Himmel spricht. Reihenweise Herztote, Verletzte durch umherfliegende Gegenstände, Überschwemmungen. Vulkane brechen aus. Angeblich steigt das Schwarze
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