Schicksal des Blutes
erleiden müssen?“
„Der Gute“, murmelte Jitu. „Einer, der die wahre Liebe kennt. Wer ist seine Sam?“
„Ich bin hier“, sagte Sam mit rauer Stimme. „Samantha Wolters, Ciras Tochter.“
„Oh!“, rief Jitu und Nyl vernahm seine Freude. „Eine Sternträgerin! Dann ist alles gut. Mit Seel und Blut auf ewig vereint. Dir droht keine Gefahr durch sein Blut.“
Ny’lane atmete erleichtert auf. „Wie halten wir den Engel auf?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Jitu verzweifelt, „vielleicht könnten die Fürsten gemeinsam gegen ihn vorgehen, aber sie kennen sich gegenseitig nicht. Ich weiß es leider nicht!“
„Du bist seit 1311 hier und leicht geschwächt, aber kann es sein, dass der Rat und die Sternträger in jüngster Zeit nicht mehr effizient arbeiten?“, fragte Jonas.
„Ich … Ja, ich befürchte es. Ich spürte, ich verlor an Macht, weil … Es lässt sich auf die Schnelle nicht erklären. Ich bin, was ich bin und verging vor Einsamkeit. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, weil niemand kam, um mich zu befreien. Es tut mir leid.“
Das war nach Jahrhunderten mehr als verständlich. Amy rührte sich nicht und seine Angst um sie wuchs ins Unermessliche. Er fasste einen Entschluss. „Jitu, Amy muss aus dem magischen Bann raus und sofort nach oben. Wir werden alles versuchen, den Tod der Frauen und den Untergang der Erde zu verhindern. Wenn wir das schaffen, komme ich und hole dich hier heraus. Ich verspreche es dir!“
„Danke, mein Sohn. Viel Glück!“
Nyl streckte die Hände nach Amy aus, doch sein Instinkt ließ nicht zu, sich zu schaden. Verzweifelt fluchend begann er, zu zittern. Wie bekam er Amy aus der Schutzmagie heraus? Sie hörte ihn nicht.
„Ich werde es versuchen“, sagte Timothy mit ruhiger Stimme, ergriff seine Schulter und schob ihn beiseite. Ohne zu zögern packte Timothy in die Engelsmagie. Seine Schutzaura baute sich blitzartig und energetisch prasselnd auf und beide rieben gewaltsam aneinander. Der magische Druck staute sich wie bei einer Explosion auf.
„Er hat sie“, hauchte Cira neben ihm. „Oh Gott, ihr Arm ist zerfetzt.“
Nyl fing Amys leblosen Körper auf und legte ihn auf den Boden. Panik überrollte ihn, doch sie lebte. Ihr Herz schlug. Die Magie hatte sie ausgelaugt und Timothys Aura hatte sie bei der Berührung verletzt. Aber das war unwichtig. Sie lebte. Er riss sich mit den Reißzähnen doppelreihig die Handgelenksader auf und hielt sie über ihren Mund.
Jonas beugte sich zu ihm herab. „Bedenke, was du tust. Jeder kann ihr Blut geben.“
Nyl zuckte mit keiner Wimper. „Es gibt nichts, was ich nicht für Amy tun würde.“ Er presste ihr die Wunde zwischen die Lippen und sein heilendes Blut lief ihr in den Rachen. Dankbar schloss er kurz die Lider. Er hob sie auf die Arme. „Jetzt raus hier!“
~ ~
Amy erwachte in Ny’lanes Armen. Er drückte sie an seinen Oberkörper und lief Treppen empor. Der metallische Geschmack in ihrem Mund sagte ihr, es musste ziemlich knapp um sie gestanden haben, doch beides erschreckte sie nicht. Es ging um so viel mehr als um ihr Leben. Nyls Blut mundete noch besser als er roch, leicht nach Zitrone, herb-würzig und unvergleichlich. Überhaupt nicht so, wie Blut sonst schmeckte. Der Nachhall seines Vampirbluts lag samtig auf ihrer Zunge wie ein wohlgereifter, ganz besonderer Wein, abgestimmt auf ihren Gaumen. Ihr Gespür hatte sich verändert. Alles erschien deutlicher und ihr Körper reagierte unerwartet intensiv auf die Blutgabe und auf all das, was Nyl für sie getan hatte. Ein Gefühlscocktail überschwemmte sie mit positiven Elementen. Ihre Sinne waren berauschend scharf. Sie sah Nyl, obwohl es im Treppengang absolut finster war. Himmel, war sie schon süchtig? Sie lechzte nach mehr von seinem Elixier.
Ny’lane verlangsamte seine Schritte und blickte ihr ins Gesicht. „Amy, ich habe …“
„Ich weiß“, unterbrach sie ihn sanft. „Alles ist okay. Mir geht es gut. Dank dir.“
„Ich hätte dich zuvor gefragt, leider gab es dazu keine Gelegenheit.“ Er blieb stehen. „Es war nicht viel.“ Er räusperte sich. „Kannst du hier gut atmen?“
Sie lächelte. „Das spürst du doch.“
Ny’lane ließ sie hinunter, hielt sie aber an den Oberarmen fest. „Wie viel Zeit uns noch bleibt, wie immer unsere Zukunft aussehen mag, wie verschieden unsere Hautfarbe oder unsere Organismen auch sind, wie grausam meine Vergangenheit auch gewesen ist, Amy, ich liebe dich. Ich liebe dich seit
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