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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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auch. Kurz meldete sich ihr Gewissen, weil sie die nette Dame ang e schwindelt hatte. Aber verdammt, jetzt ging es ein Mal um sie, jetzt reche r chierte sie ein Mal nicht für andere, musste sich nicht mit Opfern jeglicher Art ause i nandersetzen, um brutale Täter bloßzustellen oder gierige Betrüger zu überführen. Heute, hier und jetzt war sie diejenige, die versuchte, für sich Wichtiges zu klären. Für andere hatte sie viel deftigere Lügen aus dem Hut gezogen und nie Gewissensbisse gehabt, weil sie den Schwächeren und den Geschädigten half.
    Daran lag es wohl. Sie konnte sich schlecht als Ny’lanes Opfer hinstellen. Oder doch? Nein. Wenn man es streng nahm, hatte er sich korrekt verhalten, der verfluchte Mistkerl. Dennoch, ab sofort würde sie der Geschichte um Nyl hinterherjagen, denn so absurd es klang, seine Vergangenheit schien mit ihrer verwoben, ohne dass sie vor fast hundert Jahren schon gelebt hätte. Dies würde ihre Artikel über Wesen, die sie mit ihrem besonderen Feingefühl aufgespürt hatte, um Längen in den Schatten stellen.
    Der Hurenbock hatte sich tatsächlich ohne sie aus dem Staub gemacht.
    Was zum Henker wollte Ny’lane in Sierra Leone? Stammte er aus diesem armen Land? Was war so verdammt wichtig für Nyl , nach Westafrika zu fliegen und nicht zurück nach San Francisco? Zu seinen Freunden oder zumindest zu Jonas, den er bisher immer irgendwie begleitet hatte. Cira hatte dies des Öfteren erwähnt, was ihr natürlich nicht entgangen war. Amy rieb die Handflächen aneinander. Das Rätsel zu knacken würde vielleicht in ein Lebenswerk ausarten. Und je mehr sie darüber nac h dachte, desto mehr Lebensenergie durchspülte ihren Körper und ihren Geist.
    Fast 2.500 US-Dollar ärmer checkte sie als Letzte für den Flug nach Sie r ra Leone ein. Zum ersten Mal, seit ihr Vater 1996 in Handschellen abgeführt worden war, und sie mit fünfzehn Jahren erfuhr, was sich hinter seiner ständig beschäftigten Fassade und dem Evans-Klan verbarg, brach sie ihr Tabu, das Geld der Familie niemals zu verwe n den. Schmutziger Zaster. Doch seit sie keine Artikel mehr schrieb, war ihr privates Bankkonto kontinuierlich geschrumpft, obwohl sie weder Miete noch Nebenkosten für das Penthouse in San Francisco zahlen musste, da das G e bäude den Evans gehörte. Ihrer Mutter Grace besser gesagt.
    Amy wischte die Gedanken fort und ließ sich auf ihrem Sitz nieder. Sie hatte Wicht i geres, Interessanteres aufzudecken, wenngleich sie ahnte, die Spur würde sie auch in ihre Vergangenheit führen. Aber nicht jetzt. Konzentriert studierte sie ihre Flugroute. Sie würde zweimal umsteigen müssen, in New York und London, und würde erst in fast 24 Stunden am Lungi International Airport in Freetown landen. Doch das machte nichts. Endlich einmal Zeit, Fakten zusammenzutragen, vor allem, weil ihr Kopf wi e der zuverlässig arbeitete.
     
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    Zum millionsten Mal glitt Ny’lanes Blick zu dem eingelassenen Schrank, in dem er den Whiskeyvorrat aufbewahrte. Und zum Ebensovielmalten wandte er sich wieder ab, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und starrte aus den Fenstern auf die im Mondschein leuchtende Wolkendecke, über der er flog. Sowie er sich dem Alkohol hingab, würde er seine Gedanken nicht mehr kontrollieren können. Wenn er nur daran dachte, dass er an den Kuss denken könnte, begann sein Körper auf intensive Weise zu kribbeln. Das abzustellen, nicht augenblicklich den Jet zu wenden, um in die entg e gengesetzte Richtung zu Amy zu fliegen, kostete ihn vollste Ko n zentration.
    Normalerweise liebte er es , allein zu sein, über den Wolken zu schweben, vor allem nachts, wenn sich der Sternenhimmel klar zeigte, sich wie Herr über Himmel und Hö l le zu fühlen, von niemandem gestört zu werden, zu sein, wer er war. Doch jetzt wäre ihm ein wenig Ablenkung recht. Er lauschte dem Funkverkehr, legte sich Karten, trank vom bitter-kalten Vorrat an weiblichem Blut und rasierte sich den Schädel. Dennoch lagen noch mindestens 120 lange Minuten vor ihm, bevor er in Freetown landen wü r de, obwohl er mit Höchstgeschwindigkeit dahinsauste.
    Er beschäftigte sich mit der Weltpolitik, las ein paar Seiten in der Bibel, blätterte durch eine Gentlemen’s Quarterly, trotzdem blitzte die eine ihn beschäftigende Frage immer und immer wieder auf. Amy hatte ihm keinen Anhaltspunkt gegeben, damit er sie beantworten könnte. Hatte sie in seinen Augen gesehen, was er ihr erzählt hatte? Oder war sie tatsächlich in

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