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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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seine Gedanken eingedrungen und hatte erlebt, was er getan hatte? Seine Vergangenheit? Er fuhr sich über die Glatze und verspürte erneut den Drang, sich zu rasieren. Hart, er musste hart sein und es bleiben. Er war schwarz und würde nicht abermals auf die Idee kommen, eine Weiße zu … Das Kribbeln erfasste ihn wie ein Güterzug. Er hatte sich keinen Deut von den Schienen wegbewegt, wie er gedacht hatte. Je mehr er versuchte, nicht über Amy nachzudenken, den Bahnhof rasch zu verlassen, wegzulaufen, desto schneller holte der Zug namens Amy Evans ihn ein, überrollte ihn, zerfetzte seine Mauer aus Diamant … was eigentlich unmö g lich war.
    Er riss das Schrankfach auf und setzte die Flasche an. Nach der Hälfte nahm er sie von den Lippen, als die ersten heißen Tropfen sein Inneres erwärmten, Hitze seinen Körper in pure Gier verwandelte und der Impuls , zu wenden, um bei Amy zu sein, sich zu entschuldigen, sich in ihr zu verlieren, sie zu … Ein Taumel erfasste ihn und er sank an der Wand zu Boden. Die Menge an Alkohol innerhalb von einigen Sekunden rieb sogar ihn auf. Er schraubte die Flasche wie betäubt zu und vergrub das Gesicht in den Händen. Niemals wieder würde er Amy begegnen. Niemals wieder würde er u m kehren. Er würde ihr nur den Tod bringen , ebenso wie Elisabeth.
    Nyl schloss die zitternden Lider. Tränen aus Wut und Verzweiflung sammelten sich. Nicht nur Amy ließ er zurück. Er hatte auf das ihm Heiligste beeidet, auf Jonas’ Leben zu achten. Er hatte sich geschworen, Jonas zu beschützen, um wiedergutzumachen, was er ihm angetan hatte. Wie konnte er seinen besten und einzigen Freund jetzt, wo er ihn am meisten brauchte, allein lassen? Und Cira! Sie brauchten ihn.
    Ein dumpfes Grollen überzog den Himmel wie seinen Geist und holte ihn aus se i nen trüben Gedanken. Er wischte sich über das Gesicht.
    „Schwachsinn!“ Sie waren nun Sternträger, beide. Sie trugen die Ringe, die sie seit e i nigen Tagen beschützten, ihnen Kräfte verliehen, die es anderen unmöglich machte, ihnen auch nur ein Haar zu krümmen. Er war zu einem Nichts degradiert, ob er als Tribor mehr Kraft besaß als alle Nichtsüchtigen oder nicht. Jonas und Cira brauchten ihn nicht mehr.
    Er rappelte sich schwerfällig auf und ließ sich in den Pilotensitz fallen. Wenn Jonas’ Blut doch nur irgendwann seinen Kreislauf verlassen hätte. Wenn es nicht wie am ersten Tag vor 66 Jahren durch ihn hindurchsprudeln würde, als hätte er sich gerade erst vor wenigen Minuten am Hals des Reinblüters vergangen.
    Eine dunkle Wolkenwand erregte seine Aufmerksamkeit. Sie tauchte plötzlich vor dem Flugzeug auf. Nyl schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. Die Benomme n heit durch den Whiskey war verklungen, das düstere Ungetüm bäumte sich vor ihm auf und er raste geradewegs hinein.
    Das mächtige Grummeln am Himmel wurde lauter. Blitze schossen aus der Gewi t terwolke, verästelten sich zu wild zuckenden, glühenden Dreizacken . Nyl schaltete den Autopiloten aus und versuchte, dem Unwetter auszuweichen. Doch es war zu spät. Die dunkelgrauen Schwaden schlossen ihn ein.
    Ein greller Blitz krachte vor der Schnauze des Fliegers herab und ließ Nyl e r schreckt einen Arm emporreißen. „Verfluchte Scheiße!“
    Donner folgte auf Lichtblitz, so rasch, dass er beides gleichzeitig wahrnahm, wä h rend er einen Sinkflug einleitete und weiter fluchte. Er fragte sich, warum das Wetter ausgerechnet ihn angriff und in dem Moment purzelten die Erkenntnisse in eine ve r ständliche Reihenfolge. Ein gewaltiger Blitz traf die Maschine. Das Krachen klirrte in seinen Ohren, kurz flackerte das Licht, doch der Einschlag war abgeleitet worden. Er besaß die Kontrolle über den Jet. Noch! Panik lief ihm eiskalt über den Nacken, ließ ihn den Winkel des Sinkfluges erhöhen. Doch wohin? Zwischen den Bahamas und Afrika lag bekanntlich fast nur Wasser.
    Es blieb nur ein Rachegott, der momentan ständig alle und jeden vom Himmel aus bedrohte. Aber er hatte immer noch keinen blassen Schimmer, weshalb es der Engel plötzlich auf ihn abgesehen hatte. Weshalb wollte Nephilim ihn tot sehen? Er hätte ihn am 1. Mai oder jederzeit auf seiner ‚Silver Angel‘ erledigen können. Warum zum verfickten Teufel jetzt? Während er im Jet saß und nach Afrika flog.
    Hatten sie sich getäuscht und der Nephilim hatte es gar nicht auf Jonas abgesehen, sondern auf ihn? Ny’lane sah den Blitz wie einen grellgelben Speer auf sich zuschießen. Reflexartig zuckten

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