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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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unter das Kinn gestützt an dem Bis t rotisch, ließ den Aufschneider reden, nickte ab und zu, trank die Kaffees, die er bestel l te, und beobachtete die startenden und landenden Flugzeuge. Die Morgendä m merung war der aufgehenden Sonne gewichen und sie dachte nach, aber irgendwie auch nicht. Die Erlebnisse verschwammen wie überlagernde Videosequenzen, Bilder verzerrten, als vermischten sie sich in einem Kaleidoskop. Das Schlimmste war, nicht sie war es, die an dem Fernrohr des Spielzeugs drehte und alles bunt durcheinande r purzeln ließ. Wahrscheinlich tanzten ihre Gehirnzellen mit ihren Hormonen eine heiße Samba, weshalb ihr jemand vernünftigerweise die Kontrolle über ihr Denken entzogen hatte.
    Amy seufzte und rührte gedankenversunken in dem Latte macchiato. Sie vermisste Cira. Cira war in Gefühlsdingen immer sehr zurückhaltend, was aber nicht hieß, sie wäre kalt. Sie fand stets die passenden Worte, die richtige Dosierung einer herzlichen Umarmung, weil sie erst nachdachte, bevor sie handelte. Amy kniff kurz die Augen zu. Und jetzt wollte sie mal nachdenken, ehe sie etwas tat, und dann funktionierte es nicht. Sie war eben irgendwie ein Mensch der Tat, ein spontan ausbrechender Vulkan, ein impulsiv und leidenschaftlich reagierender Temperamentsbolzen.
    Zum gefühlt hundertsten Mal seufzte Amy. Jedenfalls war sie das gewesen, bevor die Dämonin sie restlos ausgesaugt hatte. Doch nicht einmal Hass auf dieses mystische Ding wühlte sie auf. Amy stützte wieder die Ellbogen auf das Tischlein und das Kinn in die Hände. Das erinnerte sie daran, wie sie mit Cira in einem Flughafen einen Latte getrunken hatte. Zumindest beinahe, denn ein Anruf aus der Redaktion hatte das g e mütliche Beisammensein gestört und sie hatte sich auf die Spur eines Ichthyozentaur gesetzt. Damals war sie voller Elan durchs Leben gehetzt. Weil sie einer Aufgabe hinterherjagte, und schien diese auch noch so ungewöhnlich oder das Ziel noch so une r reichbar. Solch eine Überlegung hatte sie doch erst kürzlich gehabt … Warum war ihr Vorhaben wie ein Kartenhaus zusammengefallen?
    „Mit deinen Lippen stimmt etwas nicht …“
    Amy schreckte aus der Lethargie und sah den Kerl an, dessen Namen sie unhöfl i cherweise vergessen hatte. Plötzlich spuckte ihr Hirn Antworten aus. Nicht die zwölf Tage, die ihr die Dämonin geklaut hatte, setzten ihr derart zu. Nicht das Aussaugen ihrer Lebensenergie, ihr trainierter Körper war zäh und hatte es überwunden. Nicht Ciras Zeitmangel, nicht der Geburtstag oder die Freilassung ihres verhassten Alten, nicht dass sie Fire schmerzlich vermisste. Ny’lane war der Grund. Ny’lane Bavarro und sein mystisches Dasein, seine unbekannte Vergangenheit, die auf irgendeine Weise mit der ihrer Verwandtschaft in Zusammenhang stand. Warum kreuzten sich die Wege ihrer Familien ausgerechnet in der Zeit, die sie mit aller Macht zu verdrängen versuc h te?
    Außerdem wühlte es sie auf, dass Nyl es schaffte, sie aufzuwühlen. Diese Ehre g e bührte keinem Mann! Bisher zumindest. Amy streckte den Rücken, weil es ihr auf einmal leichtfiel , klare Gedanken zu fassen. Gerade von ihm würde sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Er konnte sie mal kreuzweise mit seinen zwei Fingern und Trancespielchen. Und das würde sie ihm direkt ins Gesicht sagen. Nylie von Bavarrohausen, deine Geheimnisse werden nicht mehr lange welche sein! Ich werde dir auf die Schliche ko m men.
    Der Aufschneider räusperte sich. Man konnte nicht behaupten, er ließ e sich von i r gendwas die Laune verderben, so wie er sie anlächelte. Ganz helle schien er nicht. Es waren Sekunden seit seinem angestaubten Machospruch vergangen, dennoch musste sie nun darüber schmunzeln. Bestimmt war das nicht seine erste abgelassene Phrase, aber die anderen waren an ihr vorbeigezogen wie des Träumers nebulöser Traum. Er hatte sich einfach gesetzt, sie musste keine Konversation betreiben.
    Sie sah erneut aus den Panoramafenstern auf die Rollbahnen. Ihr Instinkt sagte, die Antwort auf all ihre Fragen wartete dort nur darauf, entdeckt zu werden. Wind, Wo l ken, Fluglotsen, Elektroautos, Flugzeuge, Koffer … Amy schloss die Augen, nicht, um sich zu konzentrieren, sondern um sich treiben zu lassen, so wie sie es tat, wenn sie aus einem Geflecht von unzähligen Informationen das Entscheidende herauszufi l tern gedachte, das andere übersahen. Sie wusste, sie konnte sich darauf verlassen, ihr G e hirn würde den richtigen Weg finden. Vielleicht

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