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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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entdeckte Bruckner eine Tür mit der Aufschrift Eintritt verboten.
    Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte.
    Er stürmte förmlich in den Behandlungsraum, schloß aufatmend die Tür und wandte sich dann langsam um. Zwei Augenpaare starrten ihn feindselig an.
    »Guten Morgen«, grüßte er freundlich. »Ich bin Dr. Bruckner.«
    Eine hagere Schwester, deren besten Jahre längst vorbei waren, kam mit mürrischem Gesicht auf ihn zu. Sie baute sich vor Dr. Bruckner auf, stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn herausfordernd von oben bis unten.
    »Wird langsam Zeit, daß Sie kommen, Herr Doktor. Der Betrieb hier fängt um neun an. Und jetzt ist es …«, sie blickte auf die Uhr, »gleich zehn. Schließlich wollen wir pünktlich Feierabend machen.«
    Thomas Bruckner war über diesen ›Empfang‹ derart konsterniert, daß er zunächst keine Worte fand. Er schaute etwas ratlos den Pfleger an, der im Hintergrund stand.
    »Wie heißen Sie eigentlich, liebe Schwester?« fragte Dr. Bruckner ironisch zurück.
    »Euphrosine«, rief sie giftig und schritt hocherhobenen Hauptes an ihm vorbei. Dann riß sie die Tür zum Gang auf und rief mit befehlsgewohnter Stimme:
    »Die ersten fünf!«
    Sogleich drängten ein paar Patienten in den Raum, stürzten auf die Sitzgelegenheiten zu, lösten ihre Verbände und zeigten die Wunden zur Inspektion. Schwester Euphrosine paradierte, gefolgt von dem athletisch gebauten Pfleger, wie ein kommandierender General vor diesem Häuflein Elend auf und ab. Mit einer Pinzette deutete sie auf die Wunden und ordnete an:
    »Baden, Seifenlauge! – Dort hinten!«
    Die Pinzette wies in die Ecke. Gehorsam lief der erste Kranke in die angegebene Richtung, nahm eine Schüssel auf und ließ Wasser ein. Aus einem Topf fischte er etwas Schmierseife, verteilte sie in der Flüssigkeit und ›kühlte‹ dann darin seinen Schmerz.
    »Baden! – Baden! – Baden!«
    Fast alle Patienten wurden zu dieser Therapie verurteilt. Der letzte in der Reihe, ein verhutzeltes Männlein, hielt ängstlich seine gesunde Hand über den Verband.
    »Was ist los?« wollte die energische Schwester wissen.
    »Nichts«, kam es zaghaft zurück, »es ist nur … Es tut doch so weh, wenn …«
    Die Schwester hob gebieterisch den Zeigefinger. Der Pfleger trat hinter den Patienten und umspannte mit eisernem Griff seine beiden Arme. Ein Ruck – und Euphrosine hatte mit der Pinzette den Verband abgerissen.
    Ein Schmerzensschrei gellte durch den Raum.
    Der Pfleger klopfte dem Gepeinigten mit breitem Grinsen auf die Schulter. »Na, na! Ist ja schon vorbei!« Er lockerte seinen Griff.
    Euphrosine besah sich den Finger. »Lebertransalbe!« verordnete sie lakonisch.
    Fassungslos hatte Dr. Bruckner dem Treiben zugeschaut. Jetzt trat er vor. Aus angstgeweiteten Augen blickte ihm der Patient entgegen.
    »Zeigen Sie mal her!« sagte der Arzt freundlich. »Ich tue Ihnen nicht weh. Ich möchte mir Ihre Hand nur mal anschauen.«
    Zögernd kam der Alte diesem Wunsch nach. Ein Finger war dick angeschwollen und sah aus wie das aufgetriebene Ende einer Keule.
    »Was soll das denn?« mischte sich die ältliche Schwester unwillig ein. »Das hält doch nur den ganzen Betrieb auf. Los, Mann, gehen Sie schon rüber zum Verbinden! Lebertransalbe habe ich gesagt.«
    Zitternd wollte der Kranke gehorchen, aber da hielt ihn Dr. Bruckner sanft zurück.
    »Einen Augenblick, bitte.« Seine Stimme klang schneidend. »Sie bleiben! Ich habe meine Anordnungen noch nicht getroffen und … ich bin schließlich hier der behandelnde Arzt.«
    Schwester Euphrosine kniff wütend die Lippen zusammen. Ihre Augen hinter den zweigeteilten Brillengläsern wurden zu schmalen Schlitzen.
    »Der Finger bekommt eine Schiene«, ordnete Dr. Bruckner an. »Auf die Wunde geben wir Terramycin-Salbe. Aber vorher wollen wir röntgen.«
    »Röntgen?« wiederholte die Schwester ungläubig. »Seit wann röntgt man einen eitrigen Finger? Das ist unnötige Zeit- und Materialverschwendung.«
    Dr. Bruckner zwang sich zur Ruhe. »Man röntgt, seitdem man weiß, daß ein solches Panaritium den Knochen angegriffen haben kann. Und das scheint mir hier schon der Fall zu sein. Diese Erkenntnis ist übrigens durchaus nicht neu. Sie wird schon seit Jahren an allen Universitäten gelehrt.«
    »Ich bin seit dreißig Jahren Schwester«, keifte Euphrosine, »und seit zehn Jahren in der Poliklinik. Aber so etwas habe ich noch nie gehört … Röntgen bei einem bösen Finger!«
    Hohnlachend wandte

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