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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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sie sich ab, aber Dr. Bruckner hielt sie energisch zurück.
    »Einen Augenblick, Schwester Euphrosine! Ich bin gern bereit, Ihnen nach Feierabend eine Privatvorlesung zu halten, aber zunächst möchte ich Sie bitten, für diesen Patienten sofort einen Röntgenschein zu schreiben und ihm dann einen Schienenverband mit Terramycin-Salbe zu machen.«
    Gespannt verfolgten die Patienten das ergötzliche Schauspiel. Für kurze Zeit hatten sie ihre Schmerzen vergessen. Schadenfreude sprach aus ihren Blicken. Endlich einmal hatte es jemand diesem verhaßten Weibsbild gegeben! Der Patient hielt vor Aufregung noch immer seinen eitrigen Finger in die Höhe.
    Schwester Euphrosine verfärbte sich. Sie sah plötzlich aschgrau und verfallen aus. Langsam wich sie zurück und hob dabei beschwörend die Hand.
    »Ich denke nicht daran, mir von Ihnen Vorschriften machen zu lassen! Haben Sie mich verstanden? Ha, so ein junger Schnösel … riecht zum erstenmal in eine Poliklinik … Das wäre ja noch schöner, Sie … Sie Protektionskind!«
    Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloß.
    Danach war es totenstill. Fragend schaute Dr. Bruckner den Pfleger an, aber dieser zuckte lediglich mit den Schultern und schnitt eine Grimasse, die sowohl Beifall als auch Empörung bedeuten konnte.
    Was sollte er jetzt tun, wie sich verhalten? überlegte der junge Arzt fieberhaft. Sich beschweren, sofort?
    Zufällig streifte sein Blick die Kranken, die ihm mit scheuem Lächeln und voller Erwartung entgegensahen. Da wußte Dr. Bruckner, daß er im Augenblick nur etwas tun mußte: helfen.
    »Wo sind die Schienen?«
    Mürrisch schlich der Pfleger davon und kam bald darauf mit einem Pappkarton voller Metallschienen zurück. Wortlos stellte er sie auf den Verbandstisch. Bruckner suchte eine Schiene von passender Länge aus, polsterte sie mit Watte, nahm eine Binde aus der Glasschale und legte alles bereit.
    Suchend sah er sich um. Dann öffnete er aufs Geratewohl einen Schubkasten – schob ihn aber sofort wieder zu. Der Pfleger grinste dümmlich.
    »Schwester Euphrosine nimmt gewissen Damen immer die Verschönerungsmittel ab«, erklärte er. »Wir haben ein komplettes kosmetisches Lager.«
    »Holen Sie mir lieber Terramycin-Salbe!«
    Der Pfleger gehorchte.
    Sorgfältig behandelte Dr. Bruckner die Wunde und verband dann den eitrigen Finger.
    »Es hat nicht ein bißchen weh getan«, versicherte der Alte strahlend. »Ich danke Ihnen auch schön, Herr Doktor.«
    »Kommen Sie morgen wieder«, sagte Thomas Bruckner, »dann werden wir röntgen.«
    Auf dem Korridor ertönten harte Schritte. Sekunden später flog die Tür auf, und Oberarzt Wagner betrat, gefolgt von Schwester Euphrosine, wie ein Racheengel den Behandlungsraum.
    »Folgen Sie mir bitte sofort ins Dienstzimmer, Herr Bruckner!«
    »Treffe ich dich endlich!« Die üppige Blondine trat Albert Kleiber in den Weg, als er aus dem Krankenhaus kam. Erschrocken blieb er stehen. Ängstlich drückten sich die beiden Kinder an ihn.
    »Ich habe die Nacht bei …«, er zögerte und schaute hilflos auf das Klinikgebäude zurück, »bei meiner Frau gewacht. Es geht ihr nicht gut. Der Stationsarzt fürchtet das Schlimmste.«
    »Dann haben wir ja keine Schwierigkeiten mehr.« Sie versuchte, sich bei ihm einzuhängen.
    »Bitte, jetzt nicht!« Albert Kleiber zog mit einer verzweifelten Geste seine Kinder an sich.
    »Nun, hab dich mal nicht so! Sei froh, daß sich jetzt alles von selbst regelt. Komm schon endlich!«
    Sie bemerkte, daß man bereits auf sie aufmerksam geworden war, und versuchte, den Mann mit sich fortzuziehen.
    »Ich kann nicht!« stöhnte er.
    »Was kannst du denn dafür, daß sie krank ist?«
    »Es ist meine Schuld. Es ist alles meine Schuld. Ich habe mich nicht um Ursel gekümmert. Sie konnte nicht zum Arzt gehen, weil sie für die beiden hier sorgen mußte. Und nun ist es zu spät.« Er schluchzte.
    Ein paar Passanten waren stehengeblieben. Neugierig betrachteten sie die kleine Gruppe vor dem Krankenhaustor.
    Zufällig kam Schwester Angelika gerade heraus. Sie wollte rasch etwas einkaufen, als sie aber Albert Kleiber erkannte, ging sie sofort auf ihn zu.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte sie leise zu dem verzweifelten Mann. »Wir werden Ihre Frau schon durchkriegen.« Sie warf einen Blick auf die blonde Frau.
    »Kommen Sie ins Haus, und setzen Sie sich erst noch etwas hin. Die anstrengende Nachtwache war zuviel für Sie.«
    Albert Kleiber zögerte. Herausfordernd sah ihn die blonde Frau an. Dann

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