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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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zwei Jahren zusammen sind«, erklärt
Wahrheit,
während er ein leeres Schnapsglas in seine Manteltasche gleiten lässt. »Sie hofft, dass er ihr heute einen Antrag macht – was er auch zu tun gedenkt. Allerdings gibt es da ein klitzekleines Problem.«
    Wahrheit
hebt seine rechte Hand und presst Ring- und Mittelfinger gegen die Spitze seines Daumens, als würde er den Kopf eines Hasen formen. Der kleine Finger und der Zeigefinger bilden die Ohren, mit denen er auf das Paar hinter seinem Rücken zeigt. Dann öffnet und schließt er die anderen drei Finger, als würde der Hase lautlos sprechen. Zwei Sekunden später sagt der Mann hinter uns: »Ich habe mit deiner Schwester geschlafen.«
    Ich bin mir nicht sicher, wer von seinem Geständnis mehr überrascht ist: er selbst oder seine Freundin.
    »Wie bitte?«, fragt sie.
    Er schaut sich um, als suchte er nach Gründen für das, was da soeben passiert ist. Offensichtlich ist das keine Beichte, die er beabsichtigt hatte. Trotzdem wiederholt er seinen Satz: »Ich habe mit deiner Schwester geschlafen.«
    In Anbetracht seiner Kleiderwahl hat er höchstwahrscheinlich nicht damit gerechnet, heute Abend ein volles Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet zu bekommen.
    »Aber wir hatten nur dreimal Sex«, sagt er und folgt seiner schluchzenden Freundin vorbei an der Bar und durch die Eingangstür nach draußen.
    Kaum hat das unglückliche Pärchen das Separee geräumt, haben
Wahrheit
und
Weisheit
es auch schon in Beschlag genommen.
    »Funktioniert immer«, meint
Wahrheit
und lässt sich in das weiche rote Vinyl zurücksinken.
    Ein Kellner kommt mit einem Handtuch, um den Wein aufzuwischen und die Flasche und die Gläser abzuräumen.
    »Du hast das nur gemacht, damit der Platz frei wird?«, frage ich und setze mich.
    »Nun, das war nicht der einzige Grund«, erwidert
Wahrheit
und schiebt den Salz- und den Pfeffer-Streuer vom Tisch und in seine Tasche hinein. »Du weißt doch: Früher oder später hätte er sowieso die Wahrheit sagen müssen. Also kann er es ebenso gut zu einer Zeit tun, in der es uns nutzt. Hab ich nicht recht?«
    Weisheit
tut, als würde ihn das Ganze nichts angehen, auch wenn er hier im Separee deutlich glücklicher wirkt als auf dem Barhocker.
    »Aber du hast ihre Schicksale verändert«, wende ich ein.
    Jetzt heiraten die beiden natürlich nicht mehr, was bedeutet, dass sie sich auch nicht mehr scheiden lassen werden. Stattdessen wird der Freund ohne Erfolg versuchen, die Beziehung zu kitten, bevor er wieder mit der Schwester schläft, sie schwängert, sich dann von ihr trennt und nach Aspen zieht, um Skilehrer zu werden. Die Freundin hingegen wird in einer Reihe von Beziehungen enden, die allesamt nicht viel besser ausgehen als diese hier.
    Ich kann nicht viel mehr tun, als ruhig sitzen zu bleiben. Hinter dem verlorenen Paar herzulaufen kann ich nicht riskieren. Wenn ich mit
Faulheit
und
Völlerei
hier gewesen wäre, dann vielleicht – aber
Wahrheit
und
Weisheit
stehen vollkommen unter Jerrys Knute.
    »Das tut mir leid«, meint
Wahrheit.
»Aus der Beziehung wäre allerdings sowieso nichts Gescheites geworden. Es ist besser, sie wissen die Wahrheit jetzt, statt sie weiterhin zu verbergen.«
    »Oh. Na, jetzt wirst du auch noch weise«, entgegnet
Weisheit.
»Wie kurios.«
    »Ich habe bloß meine Meinung gesagt«, gibt
Wahrheit
zurück. »Wieso muss sich eigentlich immer alles um dich drehen?«
    »Ich wollte nur sagen, dass du dich an die Dinge halten solltest, von denen du was verstehst«, sagt
Weisheit.
»Und um ganz ehrlich zu sein: Daran habe ich meine Zweifel.«
    »Stellst du mich in Frage?«, fragt
Wahrheit.
    Das unablässige Gezänk der beiden tritt zunehmend in den Hintergrund, als ich meinen Blick durch die Bar schweifen lasse. Die Schicksale der Gäste, die an der Theke lehnen oder sich in den roten Separees unter den wachsamen Augen toter Filmstars versammelt haben, vermischen sich zu einem ernüchternden Missklang, zu einer Kakophonie des Scheiterns.
    Unentdeckt.
    Unerwidert.
    Unbeschäftigt.
    All diese Leute hier sind keine schlechten Menschen. Von dem Sexualtriebtäter am Ende der Bar einmal abgesehen, der sich als Regisseur ausgibt und K.-o.-Tropfen in den Cosmopolitan des Möchtegern-Starlets kippt, an das er sich gerade ranmacht.
    Ich sollte Teddys Nummer wirklich wieder auf die Kurzwahltaste legen.
    Aber der Rest der Menschen, der Rest dieser hilflosen Sterblichen, sucht einfach nur einen Weg zum Glück. Und die meisten von ihnen kämpfen sogar

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