Schicksal!
beginnt, aus meinem Sichtfeld zu verschwinden.
George und Carla Baer – das vormals dem Untergang geweihte Ehepaar mit der Zukunft im Sadomasochismus – schieben sich aus meinem Radarbereich.
Selbst Darren Stafford – der Ex-Biologielehrer und angehende Vogelschänder – ist zu etwas bestimmt, das sich jenseits meines Einflussbereichs befindet.
Als ich nun im Geiste all meine entsprechenden Fälle durchgehe, entdecke ich, dass ich es zusätzlich zu Cliff Brooks, Nicolas Jansen, Darren Stafford und George und Carla Baer bei mehr als einem Dutzend anderer Menschen geschafft habe, sie auf den Pfad der Bestimmung zu setzen.
Ich muss zugeben, dass mich die Durchschlagskraft meiner Vorschläge erstaunt. Immerhin hatte ich lediglich Pfade vorgeschlagen, die nichts mit Drogensucht oder Pädophilie zu tun hatten.
Anscheinend bin ich besser, als ich dachte.
Natürlich standen meine Chancen, damit durchzukommen, besser, als es nur Cliff Brooks’ Zukunft war, die ich verändert hatte. Aber der Letzte, der einen solchen positiven Einfluss auf die Menschen hatte, war Josh – und der hat seine Anonymität nicht wirklich wahren können.
Selbst wenn
Karma
recht behält und das Universum alles schließlich korrigieren und meinen Menschen dabei helfen wird, den Weg zurück zu ihren ursprünglichen Pfaden zu finden, so hat er doch nicht erwähnt, wie lange das dauern kann. Ich weiß nicht, ob
Bestimmung
herausfinden wird, dass ich für die Erhöhung ihres Arbeitspensums verantwortlich bin, aber letztlich muss es irgendjemand bemerken. Die Menschen verändern ihre Sterne nicht ohne eine Art von kosmischem Schubser. Und wenn Jerry entdeckt, dass ich derjenige bin, der geschubst hat, besteht eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Vorteile als Vielflieger einbüßen werde.
Ich frage mich, ob ich auf zeitweilige Unzurechnungsfähigkeit plädieren kann.
Ich frage mich, ob Jerry nachsichtig mit mir sein wird.
Ich frage mich, ob sich der Luftverkehr seit der
Hindenburg
stark verbessert hat.
Vermutlich sollte ich eine Zeitlang den Ball flach halten. Obwohl: Es ist ja nicht so, dass ich mich tatsächlich verstecken könnte. Jerrys verfluchte Allgegenwärtigkeit. Also entschließe ich mich stattdessen, nach Los Angeles zu gehen. Da kann ich wenigstens im Smog Deckung suchen. Und das künstliche Glitzern der Designerklamotten, Luxuskarren und kosmetischen Ausbesserungen dort bereitet Jerry seit seiner Laser- OP an den Augen Probleme beim genauen Hinsehen.
»Bleibst du lange fort?«, fragt Sara mich im Bett in der Nacht vor meiner Abreise.
»Nur ein paar Tage«, antworte ich.
Ich kann Sara ja nicht erzählen, dass ich mich hinter der Künstlichkeit und der Umweltverschmutzung von Hollywood vor Gott verstecke. Also mache ich ihr vor, ich müsste ein paar Klienten an der Westküste einen Besuch abstatten.
»Es gefällt mir, dass du dich so um deine Klienten bemühst, Sergio«, sagt sie. »Dass du so hart arbeitest, um zu versuchen, ihnen zu helfen. Das ist eines der Dinge, die ich am liebsten an dir mag.«
»Was sind die anderen Dinge?«, frage ich.
Sie lächelt, hebt eine Augenbraue und verschwindet unter der Decke.
Und plötzlich habe ich vergessen, worüber wir eben geredet haben.
Ich habe Sara nicht angelogen, als ich ihr sagte, ich würde jemanden besuchen. Man sollte meinen, dass
Wahrheit
und
Weisheit
auf dem Gipfel eines heiligen Berges im Himalaja leben und dass man einen der einheimischen Sherpa als Führer braucht, um sie nach einem qualvollen zweiwöchigen Aufstieg endlich zu sehen. Stattdessen leben sie am Mulholland Drive in den Hollywood Hills, und man braucht einen persönlichen Fitnesstrainer und zwei Wochen Sonnenstudio, um wie sie auszusehen.
Wieso sie sich gerade für Los Angeles entschieden haben? Ich weiß es nicht. Möglicherweise sind sie von dem ganzen Stadt-der-Engel-Mist angezogen worden. Andererseits kenne ich keinen Ort auf der Erde, an dem
Wahrheit
und
Weisheit
nötiger gebraucht werden als hier.
Hollywood ist das Epizentrum der Kauf-Therapie, ein Mikrokosmos der Konsumkultur. Das beste Beispiel dafür, wie die konstante Jagd nach
mehr
die Menschen davon abhält, ihre wahre innere Natur zu entdecken und ihr Leben auf ihr optimales Schicksal hin auszurichten. Nirgendwo sonst gibt es mehr materielle Ablenkungen und sozialen Druck, der die Menschen beeinflusst und sie davon abhält, ihren Weg zu finden. Einige würden behaupten, dass Las Vegas diese Auszeichnung verdient. Aber
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