Schicksal!
hart dafür, dieses kleine Quentchen Glück zu finden. Der Misserfolg, der vielen von ihnen dennoch beschieden ist, ergibt sich unter anderem aus den unfassbar hohen sozialen Erwartungen, die auf ihnen lasten. Doch der Hauptgrund für ihr Scheitern ist und bleibt der Pfad, auf dem sie wandeln. Die Hand, die ihnen diesen Pfad zugewiesen hat. Ich.
Ich wende mich wieder
Weisheit
und
Wahrheit
zu, die noch immer in Endlosschleife darüber diskutieren, wer von beiden wichtiger ist. Als ob das eine Rolle spielen würde. Es liegt keine Weisheit in dem sinnlosen Leiden meiner Menschen. Und die Wahrheit ist: Meine Zeit würde ich viel lieber damit verbringen, meinen Menschen zu helfen, statt sie mit engstirnigen, manipulativen Unsterblichen zu vergeuden.
»Also glaubst du tatsächlich, dass Plato ein Schwachkopf war?«, fragt
Weisheit.
»Ich glaube gar nichts«, antwortet
Wahrheit.
»Ich weiß es.«
Ich entschuldige mich und tue so, als würde ich in den Waschraum gehen. Stattdessen schleiche ich mich zur Hintertür hinaus in eine dieser warmen Nächte von Los Angeles. Der Verkehr auf dem Santa Monica Boulevard dröhnt vorbei – westlich Richtung Beverly Hills, östlich Richtung Hollywood. Ich folge dem Boulevard nach Osten, kehre der Anmaßung von Beverly Hills den Rücken. Und obwohl der Verkehr relativ laut und dicht ist, kann er nicht die Erinnerungen an die Geister, die diese Stadt heimsuchen, übertönen.
Nur ein paar Blocks vom Formosa entfernt kollabierte und starb der dreiundzwanzigjährige River Phoenix vor dem Viper Room an einer Überdosis Heroin und Kokain. Eine halbe Meile weiter, auf dem Sunset Boulevard, starb John Belushi an derselben tödlichen Kombination im Alter von dreiunddreißig Jahren. Und um die Ecke erlag F. Scott Fitzgerald im Alter von vierundvierzig Jahren den Folgen von Alkoholismus und Tabakkonsum.
Drei meiner Lieblingsprominenten des zwanzigsten Jahrhunderts – und alle beendeten ihren Pfad mit mir weniger als eine halbe Meile voneinander entfernt.
Es gab eine Zeit, da hätte ich einen solchen Zufall amüsant gefunden. Inzwischen löst er jedoch ein überwältigendes Gefühl des Scheiterns in mir aus. Ich hätte sie alle drei retten können. Ich hätte ihre weiteren Beiträge zu Film und Literatur genießen können. Ich hätte ihnen ein längeres, erfüllteres Leben ermöglichen können. Stattdessen stand ich daneben und habe zugesehen, wie sie sich selbst zerstörten.
Auf der anderen Straßenseite entdecke ich die Frau, deren Auserwählter mehrfach mit ihrer Schwester geschlafen hat und die sich nun ein Taxi heranwinkt. Die gegenwärtige und zukünftige Enttäuschung von einem Partner schleicht vergeblich um die Frau herum, die ihm den Laufpass gegeben hat. Er versucht, sie zum Bleiben zu bewegen, entschuldigt sich mit einer Aufrichtigkeit, die schmerzhaft an Verzweiflung erinnert. Ich weiß, ich sollte sie einfach gehen lassen. Ihnen zugestehen, ihre eigenen Fehler zu begehen, und weitermachen. Das Problem ist nur, dass ich eine Zukunft sehen kann, in der sie zufrieden miteinander wären. In der sie glücklich wären. In der sie eine Beziehung voller Liebe und Respekt führen könnten.
Jeder Mensch hat eine Wahl.
Die Wahl zwischen Glück und Elend. Vergebung und Groll. Liebe und Zorn.
Es gibt keine Endgültigkeit. Jede Situation erfordert einen Entschluss. Und jeder Mensch wählt selbst, wie er oder sie reagieren will. Aber viel zu oft entscheiden sich die Menschen dafür, sich elend zu fühlen. Viel zu oft entscheiden sie sich dafür, einem anderen nicht zu vergeben. Viel zu oft entscheiden sie sich für den Zorn.
Ich weiß: Jerry hat mir verboten, mich weiterhin einzumischen. Aber ich bin durch eine Tür gegangen, und diese Tür ist hinter mir ins Schloss gefallen. Der Schlüssel ist fort, die Tür verriegelt. Ich kann meine Menschen, die so sehr an ihren Entscheidungen leiden, nicht länger ignorieren. Ich kann es einfach nicht.
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D ie Westfield Mall in der Market Street in San Francisco ist ein städtisches Einkaufszentrum der gehobeneren Kategorie. Auf neun Stockwerken bietet es dem trendigen und stilvollen Besucher einhundertundsiebzig elegante Geschäfte und Boutiquen.
Calvin Klein, Hugo Boss und Ann Taylor.
Banana Republic, Tommy Bahama und Lucky Brand Jeans.
Beard Papa Sweets, Godiva Chocolatier und Juicy Couture.
Okay, Juicy Couture verkauft eher Modeaccessoires als Kleidung. Aber wenn dreizehnjährige Mädchen mit dem Wort »juicy« auf ihrem Hintern
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